Ab Jänner müssen wir ohne Sauna auskommen. Zumindest in seiner alten Form. Unser Nachruf in Form von sehr persönlichen Geschichten.
6,5 Jahre Pratersauna. Da kommen so einige Party-Geschichten zusammen. Viele haben mit Drogen, Kotzen und Sex zu tun. Nichts besonderes, aber ein paar lustige sind dann doch darunter. Hier einige ausgewählte Anekdoten von Gästen und Veranstaltern.
Die Türsteher der Pratersauna waren immer für ihre Professionalität bekannt. Für Securities waren sie auch noch ungewohnt freundlich. Wenn man gegen die Regeln verstoßen hat, gab es für die Gäste jedoch nichts mehr zu lachen.
Julia K.: Ich habe mich zu später Stunde mit einem der Securities angefreundet. Wir haben viel gelacht und angeregt miteinander geredet. In dem Moment habe ich ihn unglaublich gern gehabt – Drogen haben eine Rolle gespielt. Deshalb habe ich es für eine gute Idee gehalten ihm mein Koks anzubieten. Ich habe ihm lang nicht geglaubt, dass er mich jetzt raushauen muss, bis er mich am Arm zur Garderobe abgeführt hat.
Michael D.: Meine Ex-Freundin und ich haben eine besondere Vorliebe für Außer-Haus-Sex gehabt. Die Pratersauna war aus irgendeinem Grund besonders reizend. Insgesamt drei Mal haben uns Securities am Klo erwischt. Beim dritten Mal sind wir dann mit einem Hausverbot nachhause gegangen. Ein Jahr lang haben uns die Securities immerhin erkannt und uns den Eintritt verwehrt.
Die Pratersauna gehört zu den besten Clubs in Europa. In den Club-Rankings ist sie in einem Atemzug mit Clubs wie dem Berghain genannt worden. Da ist dann schon einmal der eine oder andere „Star“ unter den Gästen gelandet.
Theresa W.: Auf der Party ist mir ein blonder Typ aufgefallen. Er ist mir sehr bekannt vorgekommen. Ich habe mir ein bisschen Mut angetrunken. Wahrscheinlich zu viel. Den ganzen Abend über bin ich immer wieder zu ihm: „Du bist doch dieser Sebastian, man kennt dich doch!“ Nach dem gefühlten zehnten Mal hat er dann die Nase voll gehabt und mich angeschrien: „Ich bin nicht der Sebastian, ich bin der Schweighöfer Matthias.“ Später habe ich dann in den Medien erfahren, dass er gerade in Österreich gedreht hat.
Die Fotobox gehört zu den beliebtesten Spots im Club. Manche verbringen dort ganze Partynächte. Meistens hat man viel Spaß aber die eine oder andere Beziehung ist dort auch schon in die Brüche gegangen.
Andreas L.: Die Fotosession mit meinem Gspusi hat irgendwann in einer wilden Knutscherei geendet. Die Schlange vor dem Fotoautomaten ist schon ziemlich lang gewesen und wir haben uns viel Zeit gelassen. Meine damalige Freundin war zufälligerweise ebenfalls anwesend und war als Nächste dran. Genervt hat sie irgendwann den Vorhang aufgerissen. Geendet hat meine Nacht mit einer Bierdusche und als Single.
Unbändiger Spaß, Exzess und Party-Tragödien haben nicht nur unter den Gästen stattgefunden. Die Veranstalter haben sich ebenfalls an der Sauna erfreut, aber auch manchmal unter ihr gelitten.
Strom.Club: Nicht gerade stressfrei war unsere Party mit Jamie XX. Der erste Fauxpas ist uns gleich bei der Ankunft des Tourbusses passiert. Jamie hat mit The XX davor auf dem Frequency gespielt und alle waren wohl schon entsprechend erschöpft. Kamerascheu waren sie auch. Über den Kameramann, der unsere After-Movies dreht, haben sie sich deshalb alles andere als gefreut. Also sind sie so schnell wie möglich Backstage gegangen, wo dann auch schon das nächste Problem gewartet hat. Der falsche Champagner. Die Unglückssträhne ist kurz vor dem Gig von Jamie nicht abgerissen. Er hat seine Kopfhörer hinter dem DJ Pult nicht gefunden. Wir suchen sie verzweifelt, er schon wieder ziemlich pissed. Ein Pratersauna-Mitarbeiter hilft uns und steigt während er eifrig sucht auf Jamie XX’s Kopfhörer. Wir zählen die dritte Krise. Mit ziemlicher Verspätung hat er dann doch noch gespielt.
Anonym: Der Bunker war gesteckt voll, die Party voll im Gange. Alle haben nur noch auf den Main Act gewartet. Um 02:20 Uhr sind wir dann Backstage gegangen, um ihn abzuholen. Er hat augenscheinlich viel Spaß gehabt. Wir haben ihn darauf aufmerksam gemacht, dass sein Set in zehn Minuten vorgesehen ist. Er schaut uns nur verdutzt an und versucht uns mit voller Überzeugung klar zu machen, dass er schon gespielt habe. Eine halbe Stunde haben wir gebraucht, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen.
Am Heimweg trifft man auf der Wiese vor der Pratersauna immer wieder auf einige gestrandete Partygeher.
Thomas D.: Ich habe es nicht einmal in den Club geschafft und bin schon vom Warten in der Schlange so müde gewesen. Dass ich noch feiern gehe, ist aber außer Frage gestanden, also habe ich mich für ein Nickerchen in der Wiese entschieden. Aufgeweckt hat mich dann am helllichten Tag eine Gruppe von mich auslachenden Prostituierten. Etwas beschämt bin ich dann nachhause gegangen.
Manchmal hat wusste man auch nicht mehr viel von einer Nacht in der Sauna.
Doris P.: Es gibt zwei Dinge, an die ich mich in dieser Nacht erinnern kann. Wie ich oben ohne zusammen mit einer Freundin auf dem Dach von der Sauna getanzt habe und mein Absacker-Leberkäse im Wursti’s.
Die Pratersauna wird es in dieser Form ab Jänner nicht mehr geben. Dann übernimmt Martin Ho vom Vie I Pee die Pacht von Ernst Karl Plech. Selbst eine wichtige Story zu erzählen? Dann trag sie ins Kondolenzbuch aka die Kommentare ein oder schick sie uns an clubkultur@thegap.at, damit wir sie eintragen können.
Die wichtigsten Stories aus diesem Kapitel Wiener Clubgeschichte haben wir hier gesammelt: