Als Leser einer Geschichte steht man immer wieder, ob bewusst oder unbewusst, vor der Frage in wie weit man vom Autor direkt adressiert wird. Die "vierte Wand" ist dabei das zentrale Schlüsselwort beim Comic. Brian Ralph nimmt die einfachste, die direkteste Route. Schon vom ersten Panel in "Daybreak" wird der Leser zum Bestandteil der Handlung, […]
Als Leser einer Geschichte steht man immer wieder, ob bewusst oder unbewusst, vor der Frage in wie weit man vom Autor direkt adressiert wird. Die "vierte Wand" ist dabei das zentrale Schlüsselwort beim Comic. Brian Ralph nimmt die einfachste, die direkteste Route. Schon vom ersten Panel in "Daybreak" wird der Leser zum Bestandteil der Handlung, jedoch verlässt weder Autor, noch Protagonist, noch Leser die Handlung selbst. Keine Überbrückung der Realitäten im herkömmlichen Sinn, sondern das direkte Einverleiben des Lesers in die Realität der Handlung in "Daybreak". Der Protagonist spricht den Leser an, als ob er oder sie sich in dessen Welt und nicht außerhalb der Seite befinden würde. Die Handlung wird aus der Perspektive der fiktiven Repräsentanz des Lesers gezeigt: Man sieht mit seinen eigenen Augen, was man selbst (als fiktive Figur innerhalb der Erzählung) mit den eigenen Augen wahrnimmt. Man ist ein Überlebender, so wie der Protagonist, einer post-apokalyptischen Welt, in der Überleben zur Tugend geworden ist. Man hält nicht nur das Comic Book in der Hand und liest es, sondern flüchtet mit dem Protagonisten vor zombieähnlichen Gestalten, sucht Zuflucht in Autowracks. "Daybreak" entfaltet sich erst dann vollständig, wenn man als Leser diese "Vereinnahmung" zulässt, sozusagen akzeptiert, dass der eigene Körper, den man in seiner eigenen Realität kennt, sich innerhalb der Geschichte, auf den Seiten des Comics Books, niederschlägt, manifestiert und dort aktiv an der Handlung teilnimmt.