Eine junge Frau im Russland nach der Wende – ihre Sehnsucht gilt dem „Westen“, mehr noch als die geographische Region ist es das Versprechen auf Freiheit, ein selbstbestimmtes Leben und Wohlstand. Sie macht sich auf den Weg, eine Lüge verhilft ihr zur Ausreise: Ein österreichischer Frauenorden sucht nach Novizinnen. Es verschlägt sie nach Tirol, in […]
Eine junge Frau im Russland nach der Wende – ihre Sehnsucht gilt dem „Westen“, mehr noch als die geographische Region ist es das Versprechen auf Freiheit, ein selbstbestimmtes Leben und Wohlstand. Sie macht sich auf den Weg, eine Lüge verhilft ihr zur Ausreise: Ein österreichischer Frauenorden sucht nach Novizinnen. Es verschlägt sie nach Tirol, in ein kleines Stift in der Nähe von Hall. Wider Erwarten gefällt es ihr dort, die Zurückgezogenheit des Klosterlebens lässt sie ganz zu sich kommen. Später beginnt sie ein Praktikum in einer Betreuungseinrichtung für Jugendliche. Jetzt kommen Männer ins Spiel, ein Priesteramtsanwärter und ein Arzt. Die Ich-Form ermöglicht eine ganz subjektive Perspektive, die aber nie trivial oder eintönig wird. Paganini lässt die Lesenden an den Gedanken, Zweifeln und Bezichtigungen ihrer Hauptfigur teilhaben. Sie werden zu Komplizen von „Schwester“ Mona, lernen ihre Gewissensbisse und Idiosynkrasien kennen. Eine Frau, die unromantisch und in fast brutaler Direktheit ihr Dasein schildert. Sie handelt opportunistisch und erkennt zugleich ihre würdelose Rolle in einem Spiel voller Scheinheiligkeit. Immer tiefer zieht mich dieser Text hinein, in Sätze, Dialoge und Bilder. Paganini ist ein kunstfertiges Büchlein gelungen und ein großer Roman. Einer, der ohne falsches Pathos auskommt und eine ganz eigene Stimme entfaltet. Zeitlose Literatur und damit ein Wagnis, das sich bestimmt auszahlt.