Was waren das doch für aufregende Zeiten, als wir in verrauchten Hinterzimmern die Weltrevolution im Detail durchplanten, Barrikaden aus Mercedes-Sternen bauten und uns die Birne vor lauter Klassenbewusstsein nur mehr mit rotem Libanese voll dröhnten… Die Epoche schritt voran, und eine Zeitlang galt es als schick, lechts und rinks nicht mehr nur zu velwechsern, sondern […]
Was waren das doch für aufregende Zeiten, als wir in verrauchten Hinterzimmern die Weltrevolution im Detail durchplanten, Barrikaden aus Mercedes-Sternen bauten und uns die Birne vor lauter Klassenbewusstsein nur mehr mit rotem Libanese voll dröhnten… Die Epoche schritt voran, und eine Zeitlang galt es als schick, lechts und rinks nicht mehr nur zu velwechsern, sondern gleich für überholt zu erklären. Aber seit Globalisierung und neoliberaler Mainstream auch dem Kulturprekariat wehtun, machen sich unsere postmodernen Freunde wieder Gedanken darüber, welch grausige Resultate die kapitalistische Verwertungslogik zeitigt. Für alle, die mit dem bösen Empire nicht ins Bett gehen und endlich Teil des supernetten Multitude sein wollen, hat Robert Misik das „Kult-Buch“ geschrieben. Es ist ein flottes Manifest der Konsumkritik und trägt den Untertitel „Glanz und Elend der Kommerzkultur“. Altbackene Schwarz-Weiß-Malerei ist nicht Misiks Sache, lieber analysiert er kenntnisreich, wie Waren unser Sein und Bewusstsein bestimmen und sich Wahl und Freiheit fast nur noch aufs Kaufen und Konsumieren reduzieren. Die Waren unterscheiden sich weniger durch ihre Qualität als durch das „Image“ der jeweiligen Markenkampagne. Stil, Identität, ja, die Kultur als solches wird zum Konsumartikel degradiert – und alle machen mit. Außer mir, der sich das Kult-Buch nicht gekauft, sondern in der Bücherei ausgeliehen hat.