Das Leben spielt sich nie am selben Fleck ab. Selbst wenn man die Stadt, in der man geboren wurde, in der man aufgewachsen ist niemals verlässt, es ist trotzdem niemals dieselbe Stadt. Die Rückkehr an einen Ort aus der eigenen Vergangenheit mag vertraute Erinnerungen wecken, aber es ist nicht derselbe Ort, an dem man einst […]
Das Leben spielt sich nie am selben Fleck ab. Selbst wenn man die Stadt, in der man geboren wurde, in der man aufgewachsen ist niemals verlässt, es ist trotzdem niemals dieselbe Stadt. Die Rückkehr an einen Ort aus der eigenen Vergangenheit mag vertraute Erinnerungen wecken, aber es ist nicht derselbe Ort, an dem man einst jenes erlebte, an das man sich später erinnert. Im autobiographischen „The Three Paradoxes“ zeichnet Paul Hornschemeier sich selbst auf Besuch bei seinen Eltern. Während eines abendlichen Spaziergangs mit seinem Vater tauchen Erinnerungen aus seiner Kindheit auf, Personen lassen ihn gehörte Geschichten aus seiner Heimatstadt visualisieren, das Gespräch mit seinem Vater löst einen philosophischen Diskurs in seinen Gedanken aus. Und seinen Gedanken drehen sich um das erste Treffen mit Juliane, einer Person, die Paul nur aus Briefen kennt. Hornschemeier benutzt einen kurzen Ausschnitt aus seinem eigenen Leben um sich mit der grundlegenden Frage von Veränderung und Stillstand auseinanderzusetzen. Beinahe schon extrovertiert, für seine Verhältnisse, betrachtet er den Widerspruch zwischen dem Wunsch Bekanntes, Beliebtes oder auch Unverdautes festzuhalten und dem Drang ein eigenständiges Leben zu führen. Vor allem aber auch dieses fortzuführen. Hornschemeier verteilt seine stille Parabel auf zwei Ebenen, die der tatsächlichen Ereignisse und die der Erinnerungen und Gedankenwelt. Klug setzt er den alten Trick der unterschiedlichen Stile ein, um eine Unterscheidung der Ebenen zu treffen, trennt auf diese Art und Weise auch die verschiedenen Stränge innerhalb der Erinnerungen und Gedanken. Paradoxerweise benutzt er die faktische Anschauung um emotionalen Niederschlag darzustellen, während die instinktiv als irrational und intuitiv empfundene Welt der Gedanken ganz unmissverständlich die Richtung weist. Ein schönes, introspektives Werk Hornschemeiers.