Gegen die Welt, gegen das Leben

Wer sich für zeitgenössische Literatur interessiert, kommt an Houellebecq nicht vorbei. Wenngleich manche munkeln, er habe den Zenit seiner Schaffenskraft schon überschritten, darf der französische Skandalautor als moderner Klassiker gelten. Genetik, Sexarbeit und ein überaus pessimistisches Menschen- und Weltbild sind Stoff für sein literarisches Werk. Rowohlt bringt jetzt seine erste 1991 auf Deutsch erschienene Publikation […]

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Wer sich für zeitgenössische Literatur interessiert, kommt an Houellebecq nicht vorbei. Wenngleich manche munkeln, er habe den Zenit seiner Schaffenskraft schon überschritten, darf der französische Skandalautor als moderner Klassiker gelten. Genetik, Sexarbeit und ein überaus pessimistisches Menschen- und Weltbild sind Stoff für sein literarisches Werk. Rowohlt bringt jetzt seine erste 1991 auf Deutsch erschienene Publikation als Taschenbuch heraus: Es handelt sich um ein Essay über H. P. Lovecraft, Begründer der modernen Horrorliteratur, den Houellebecq zu seinem Idol stilisiert. Allerdings wird durch die Lektüre klar, dass sich diese Verbundenheit eher weltanschaulich als literarisch begründet: Houellebecq bezeichnet Lovecraft mehrfach als „rassistisch“ und „reaktionär“ – was seine Bewunderung jedoch keineswegs schmälert. Schließlich hat er selbst mit fremdenfeindlichen Äußerungen schon mehrfach für Empörung gesorgt. Beide Autoren stilisieren sich als Außenseiter, die für die Werte der Moderne nur Abscheu übrig haben. Misanthropen unter sich sozusagen, wobei die ebenso unkritische wie platte Heldenverklärung bald ziemlich nervt. Houellebecq ist ein profunder Kenner des Werks und der Biografie Lovecrafts – und genau daran spießt es sich: Allzu oft wird die Schwärmerei des Jüngers deutlich, die so gar nicht zum zynischen Franzosen passen will. Für eingefleischte Fans und Literaturwissenschaftler ist dieses literarische Manifest sicher aufschlussreich, alle anderen werden von den Romanen Houellebecqs wohl mehr haben.

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