Die erste Einstellung von „Revanche“: Mit einem Knall fällt ein Gegenstand in einen Teich und zieht dort weite Kreise. Damit ist, vielleicht, schon alles gesagt. Wie in Götz Spielmanns Episodenteppich „Antares“ (2004) laufen auch hier die lose angesponnenen Erzählfäden mit einem Knall und einem Unfall zusammen: auf der einen Seite die „illegale“ Prostituierte Tamara und […]
Die erste Einstellung von „Revanche“: Mit einem Knall fällt ein Gegenstand in einen Teich und zieht dort weite Kreise. Damit ist, vielleicht, schon alles gesagt. Wie in Götz Spielmanns Episodenteppich „Antares“ (2004) laufen auch hier die lose angesponnenen Erzählfäden mit einem Knall und einem Unfall zusammen: auf der einen Seite die „illegale“ Prostituierte Tamara und der Bordellschani Alex, auf der anderen Seite der Waldviertler Kleinstadtpolizist Robert und seine Gattin Susanne. Aber in diesem Fall ist die fatale Kollision der Paare erst der Anfang einer unbescheiden epischen Erzählung von Schuld und Rache, Leidenschaft und innerem Aufruhr, in der alle Zufälle zu mythischer Folgerichtigkeit gerinnen. Das Erstaunlichste an „Revanche“ ist vielleicht, wie frisch sich Spielmanns francophile Seelendramatik anfühlt, wo doch ergebenes Schicksal-Spielen derzeit einer der größten Geschäftszweige im internationalen Arthouse-Kino von Fatih Akin bis Alejandro González Iñárritu ist. Das verdankt sich sicher zu einem Gutteil Spielmanns Drehbuch, das durchtrieben zwischen forcierter, geometrischer Durchschaubarkeit und brüsken dramaturgischen Sprüngen wechselt. Zugleich ist „Revanche“ aber, so deutlich wie wenig im österreichischen Kino der jüngeren Vergangenheit, ein Gemeinschaftserfolg: kräftig gespielt, penibel milieugenau ausgestattet von Maria Gruber, präzis kadriert und üppig ausgeleuchtet von Martin Gschlacht. Und das bisschen naive Einsiedlerromantik am Waldviertler Bauernhof soll mir auch recht sein.
