Doubt

Nach über 500 Vorstellungen am Broadway dreht John Patrick Shanleys Pulitzer-bepreistes Bühnenschlachtross „Doubt“ (2004) eine Ehrenrunde im Kino.

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Was im Original den Untertitel „A Parabel“ trug und sich kompakt auf vier Charaktere beschränkte, kommt auf der Leinwand als zünftiges Renommier-Spektakel mit Lokalkolorit, aufdringlich verkanteten Kamerawinkeln und bedeutungsschwangeren Witterungswechseln daher. Zornig poltert der wind of change durch den Schulhof in der Bronx, wenn die gestrenge Direktorin Schwester Aloysius (Streep) den beliebten, liberalen Vater Flynn (Hoffman) der sexuellen Belästigung eines Schülers überführen will. Dieser mögliche Missbrauchsfall ist hier dekorativer Hitchcock’scher MacGuffin , der Anlass für einen Streit der Weltanschauungen, in dem die rehäugige Schwester James (Adams) zwischen den charismatischen Kontrahenten hin und her geschubst wird, die beide nicht über jeden Zweifel erhaben sind. Der intendierte Tonfall ist reifes, ambivalentes Drama, aber das Ergebnis hustet und prustet sich mit einigem Elan in Richtung Groteske: Während eine eisige Streep und ein jovialer Hoffman einander im oscar-affinen Bigger-than-Life-Register belauern, doppelt Shanley seine Wortbilder mit peinlich illustrativen Inszenierungsideen. Dass das alles sowieso komisch gemeint war, ist beim auteur von „Joe Versus the Volcano“ (1990) eh auch denkbar.

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