Erfolg mit zähem Fleisch
Nach dem im Computer generierten Fehlschlag „The Fountain“ katapultiert sich Darren Aronofsky mit „The Wrestler“ zurück in den Ring US-amerikanischer Leinwand-Erlebnisse und seinen Hauptdarsteller Mickey Rourke auf die Siegerpodeste zahlreicher Preisverleihungen.
Dabei verzichtet „The Wrestler“ auf allzu viel Geschichte, schenkt den Orten der Handlung kaum Beachtung und lässt selbst zusätzliche Figuren weitgehend außer Acht. Was „The Wrestler“ ausmacht, ist der kaputt-geschundene Körper eines ehemaligen Profi-Kämpfers, den der Film 109 Minuten lang studiert. Über weite Strecken ist es allein die Leinwand-Präsenz dieses „ausgemergelten Stücks Fleisch“ (so seine Eigendefinition), die in Kontrast zu Randy „The Ram“ Robinsons’ Rolle in der Gesellschaft steht, für die er nach 20 Jahren Kampf-Routinen in kleinstädtischen Sporthallen, einem finanziell notwendig gewordenen Job im Supermarkt und einer Schlafstätte im Trailerpark kaum noch zu existieren scheint. Doch der Körper, der nichts anderes kennt, als sich für ein Publikum zu schinden, schindet sich weiter, während er beiläufig die Lesebrille aufsetzt und das Hörgerät zurechtrückt. Ganz nah dabei, manchmal kurz vor einer (zärtlichen) Berührung: die Kamera, wie ein letzter verbliebener Freund. Die Bilder aus den Umkleidekabinen und Trainingsräumen der Wrestler erinnern in ihrem Nahverhältnis an Dokumentarfilme von Frederick Wiseman und lassen gerade in ihren Übergängen zu den Kampfszenen selbst vergessen, dass die Heftklammern unter der Haut und die Glassplitter in den Augen nicht real, sondern lediglich schmerzhaft realistisch sind. Und dann gibt es noch diese einzelnen Momente zwischenmenschlicher Nähe, in denen sogar die Kamera einen Schritt zurück geht, um Stimmungen pendeln und sich ausloten zu lassen zwischen Randy, der befreundeten Stripperin Pam (großartig: Marisa Tomei) oder seiner ihm fremd gewordenen Tochter. Der Verzicht auf großangelegte Handlungsstränge zugunsten einer detaillierten (teilweise vorhersehbaren, aber das ist nicht wesentlich) Charakterstudie gelingt vor allem aufgrund von Hauptdarsteller Mickey Rourke. Rourke, selbst wegen einer Boxerkarriere seit eineinhalb Jahrzehnten Leinwand-abwesend, besteht mit seiner (in jeder Hinsicht) gewaltigen und schonungslosen Darbietung nicht zu Unrecht auf ein Comeback.