Wer als Europäer eine Doku über Afrika machen will, hat besser eine fixe methodische Wegroute im Gepäck: Sonst verliert sich der europäische Blick in diffusem Schuldgefühl, gut gemeinter Betroffenheitsrhetorik und exotisierender Faszination für Land und Leute schneller, als André Heller „Afrika! Afrika!“ sagen kann.
Nikolaus Geyrhalter („Unser täglich Brot“) hat Vorkehrungen getroffen: Mit seinem Team ist der österreichische Dokumentarfilmer 2007 dem Medienzirkus der Dakar-Rallye hinterher gefahren, die sich seit drei Jahrzehnten alljährlich durch Dünen und Schotterstraßen Nordafrikas schlängelt. Zuerst ist das europäisch finanzierte Offroad-Spektakel noch ganz präsent in den aufgewühlten Straßen und den abgeklärten Kommentaren der Dorfbewohner am Wegesrand, aber allmählich werden die Reifenspuren im Sand immer blasser und der Film wendet sich von der Rallye ab, um aus diversen Begegnungen entlang der vorgegebenen Route prosaische Bilder eines afrikanischem Alltag zu schaben. Das geht vor allem in einigen ausführlichen Interviews schön auf, und Geyrhalter und seinem Schnittmeister Wolfgang Widerhofer gelingt es sogar, der strikt linearen Reise-Chronologie gewisse dramaturgische Konturen abzutrotzen. Trotzdem fühlt sich die Aneinanderreihung von Eindrücken gelegentlich frustrierend beliebig an.