Kämpfer der feinen Klinge sind Chromeo nicht, ihren Hybrid aus Synthie-Pop mit – logisch – 80er-Schlagseite und plakativem Funk-Gedaddel im Geiste von Prince haben sie mit ordentlich Zuckerguss überzogen. Unerbittlich schlägt die Ironiekeule zu – fire in the disco! Dazu passend hat sich das aus Montreal stammende Duo die schön dämlichen Pseudonyme P-Thugg und Dave […]
Kämpfer der feinen Klinge sind Chromeo nicht, ihren Hybrid aus Synthie-Pop mit – logisch – 80er-Schlagseite und plakativem Funk-Gedaddel im Geiste von Prince haben sie mit ordentlich Zuckerguss überzogen. Unerbittlich schlägt die Ironiekeule zu – fire in the disco! Dazu passend hat sich das aus Montreal stammende Duo die schön dämlichen Pseudonyme P-Thugg und Dave 1 zugelegt und kommt auch optisch Klischees und Posen abklopfend richtig anspruchsvoll daher: der eine als stämmiger HipHop-Typ samt XXL-Wear und amtlich Gold im Maul, der andere als schlaksiger Brillen-Nerd im Anzug-Style.
Eines der Lieblingsgeräte von Chromeo ist die Talkbox, die über Schläuche den Klang von Gitarre oder anderen Instrumenten in den Mund des Musikers führt, der dann dort mit Zunge und Lippen moduliert werden kann. Häufig klingt das Ergebnis nach Vocoder, mittlerweile darf das getrost als der „Daft-Punk-Effekt“ bezeichnet werden. Ausgiebig und übers Ziel hinausschießend wird sich dieses Tricks bedient. Überhaupt scheint man Übertreibung zum Grundprinzip erhoben zu haben: Völlig aus dem Ruder laufende Softrock-Gitarrensoli haben hier ebenso ihre Berechtigung wie schmalzige Saxophon-Einlagen.
Nun vollführen Chromeo ihren humoristischen Ritt schon zum zweiten Mal auf Albumlänge und nerven erneut allen Argumenten trotzend nur ein klitzekleines bisschen – vorausgesetzt man hat gerade einen nicht allzu schlechten Tag. All die cheesy Lovesongs, all die unzählige Gemeinplätze aufsuchenden Raps, die auf Pathos getrimmten Keyboardflächen: Macht alles irgendwie überhaupt gar nix! Chromeo entziehen sich verschmitzt der Diskussion darüber, ob das hier nun ernst gemeint ist oder bloß augenzwinkerndes Affentheater. Schön, wenn bei absolut angreifbarer Oberfläche die Qualität der zu Grunde liegenden Songs den Gesamteindruck retten kann. Sonderlich tiefsinnig oder abwechslungsreich ist „Fancy Footwork“ dabei freilich nicht, seinem Namen wird es aber locker gerecht. Das muss schon ab und zu drin sein. Heute feiern wir!