Eine Zeitreise in Bildern – Das neueste Fotobuch von Stefan Oláh rückt die österreichische Architektur der Nachkriegszeit in ein neues Licht und ruft zur Rehabilitierung einer Epoche auf.
Das allmähliche Verschwinden der 50er-Jahre-Architektur aus dem heutigen Stadtbild hat Stefan Oláh dazu bewogen, genauer hinzuschauen und die eigene Wahrnehmung zu schärfen. Seine Bilder geduldigen Hinschauens und intensiver Analyse wecken das Interesse, mehr Wert auf Details zu legen und sich die Gebäude genauer anzuschauen. Auch wenn die Architektur der Nachkriegsmoderne aus heutiger Sicht nicht ausschließlich als gelungen bezeichnet werden kann, meistert es der Wiener Fotograf, beeindruckende architektonische Qualitäten zum Vorschein zu bringen. Im Bildband »Österreichische Architektur der Fünfziger Jahre« sammelt Oláh Beispiele, die er ansprechend dokumentiert sind: Essays von Andrea Bina, Lorenz Potocnik, Wojciech Czaja, Martina Griesser-Stermscheg, Sebastian Hackenschmidt, Gabriele Kaiser und Helmut Lackner ergänzen die Fotografien. Von Kulturbauten, Industriebauten bis hin zu kleinen privaten Geschäften ist alles dabei: Südbahnhof und Gartenbaukino, ein winziger Schneidersalon in Graz und das Strandbad Gänsehäufel, das Hotel Prinz Eugen mit seiner Originalbar und das Kraftwerk Imst. Die Nahaufnahmen lösen einzelne Teilstücke aus ihrem Zusammenhang, fragmentieren die Gebäude, und machen bauplastische Einzelheiten sichtbar: Kachelmosaike und Stiegengeländer, Türschnallen und Heizkörper. Wie schon in seiner früheren Publikationen gibt sich Oláh nicht der Nostalgie hin, sondern fragt mit seinen Bildern unter anderem nach der Bedeutung des Wortes modern, indem er Dinge, die vor mehr als fünf Jahrzehnten so bezeichnet wurden, einer neuen Betrachtung unterzieht. Das Buch präsentiert sich als eine Aufforderung zur Rehabilitierung einer Epoche und symbolreichen Beitrag zur österreichischen Kulturgeschichte.