Das Spielfilmdebüt der Australierin Simone North präsentiert sich als eine etwas holprige Mischung aus Realität und Fantasie, verschiedenen Genres und Perspektiven.
Simone North hat sich für ihren ersten Film die reale Geschichte eines der aufsehenerregendsten Kriminalfälle ihrer Heimat ausgesucht: Der Fall der 15-jährigen Rachel Barber, die 1999 in Melbourne von ihrer ehemaligen Babysitterin Caroline ermordet wurde. Auf dem Weg vom Ballettunterricht nach Hause wird die wohlbehütete Rachel von ihrer ehemaligen Babysitterin Caroline abgefangen, mit einem Kabel erdrosselt und anschließend verscharrt. Im November 2000 fällt das Urteil: Caroline bekommt eine Gefängnisstrafe von 20 Jahren, von denen sie mindestens 13 Jahre absitzen muss. Wie es zu der Tat kam, enthüllt die Regisseurin mit gleich vier Erzählperspektiven: Eltern, Rachel, Caroline und Polizei. Aus der Sicht der Täterin und der Familie des Opfers schildert North die Anatomie eines Verbrechens. Dabei schwanken ihre Aufnahmen zwischen beunruhigender Zurückhaltung und unerträglichen Gewalteruptionen. Ruth Bradley brilliert als depressive Caroline, deren Verbitterung sich schließlich zur mörderischen Psychose wandelt. Die ständigen Gefühlsausbrüche wirken, obwohl sie gut gespielt sind, irgendwann nur noch affektiert, manipulativ und kalkuliert. Letztlich ist »I Am You« ein unausgegorenes Werk mit intensiven Momenten und einer hervorragenden Hauptdarstellerin.