Bones

Sie lassen sich öffnen, schließen, einschlagen, auch beschmieren: Fenster. Zukunftsnostalgie vereint dekonstruierte Popmusik und Delay-Gitarren.

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Man stelle sich vor: JJ Weihl und Jonathan Jarzyna, zwei Berliner, die es vorziehen in die viel berlinerische Stadt New York zu ziehen, um dort im Winter 2010/2011 Musik zu machen. Der Bandname entsteht, weil ein Bandmitglied, während den Aufnahmen des ersten Albums, mit dem durchaus funktionellen Objekt, in Berührung kommt. Ein Fenster knallt Sängerin JJ an den Kopf. Tragisch. Skurril?

„Bones“, ist ein verträumtes Album. Irgendwie kommen sämtliche Stile und Instrumente zum Einsatz. Einen Genre-Overflow bekommt der Zuhörer dann aber nicht. Vielleicht, weil jedes der zwölf Songs nahezu perfekt im Album platziert ist. Betrachtet man die Playlist, erinnern die Titel an Amerika. „Oh Canyon“, der erste Song ist etwas folkig, die Percussion etwas heruntergeschraubt und die Stimmen kommen ganz einfach durch einen Filter. Sehr dominant ist neben den minimalistischen Percussions und den träumerischen Vocals, die gute alte E-Gitarre aus der Echokammer.

Seitdem vor ein paar Jahren eine dreiköpfige Band aus Großbritannien einen unverkennbaren Sound, nur wegen ihres Minimalismus und echoigen E-Gitarrengriffs entwickelte und damit ziemlich erfolgreich wurde, haben es E-Gitarren mit Delay in Bands ziemlich schwer: Eine amerikanische Version von The XX sind Fenster trotzdem nicht. Hallige Vocals und flächige Synthesizer geben den Songs ganz spezielle, leicht verlorene Momente. „The Hunter“ und ist der krönende Abschluss der ersten, träumerischen und morbiden Hälfte des Albums.

Der zweite Teil des Albums ist noch minimalistischer, da Songs wie „2.7 Xoi7“ fast ohne Percussion auskommen und trotzdem treiben. Ein kräftiger Bass, JJ’s Stimme und ein wenig E-Gitarre reichen völlig aus, um die Trance beginnen zu lassen. Gegen Ende des langen Amerika-Traums, schenken uns Fenster noch ein Gläschen 50er Jahre Surfrock ein. Ja, im Song "Killer Surf Waves" hört man sogar das Meer. Wie schön!

Erstaunlich, wie es Berliner Musiker schaffen, nicht nach Berlin zu klingen. Vielleicht verraten es uns Zeilen des wohl besten Songs des Albums „Fantasy II“: „We found our own place, making money for the first time/ We burned the days away sitting pretty on a landside“. Fenster kollagieren ihre persönlichen Visionen des Jetzt und der Zukunft mit Vintage-Sounds und Brooklyn.

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