Der Jackson und seine Computerband

Jackson Fourgeaud, Produzent und Musiker, im Interview über sein neues Album, die Drogen, Berlin und den Verlust von Zeit und Raum.

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"Jackson, das ist jener Typ, der 2005 mit dem kolossalen „Rock On“ dem ganzen New Rave Wahnsinn ein ordentliche Portion Cleverness auf den Weg gab und zeigte, was auf der Basis von wuchtigen Beats und Vocals-Manipulationen möglich war", schreibt Stefan Niederwieser in seiner Review von Jacksons jüngstem Album "Glow". Acht Jahre hat es bis zum nächsten Album gebraucht, auf dem legendären Warp-Label. Wir haben uns in Berlin mit ihm betroffen, der Stadt, die ihn vier Jahre lang gefesselt hat.

Du verbindest in deiner Musik viele verschiedene Musikrichtungen. Techno, Rock, Funk, Hip Hop … Ist das einfach die Musik, die dich beeinflusst?

Ich glaube, dass es mir Spaß macht Dinge zu verändern und zu verwandeln. Außerdem ergibt es sich, wenn ich im Studio herumlungere, nach neuen Herausforderungen suche und lerne wie ich Musik schreibe und produziere.

Es ist eine Weile her, seitdem du dein letztes Album „Smash“ veröffentlicht hast. Warum hast du so lange gebraucht?

Ich musste mein Leben in den Griff bekommen und ebenso meine Wünsche sammeln. Also eine Mischung aus Logistik und Erkundung.

Wie hast du in Berlin gelebt? Ist Berlin für dich eine gute Stadt?

Nachdem "Smash" veröffentlicht wurde, verbrachte ich vier Jahre in Berlin. Es war ein perfekter Moment für mich, meine Umgebung zu verändern, nachdem ich die Arbeiten an diesem ersten Album beendet habe. Ich habe nie zuvor so viele Produzenten, Musiker und DJs in einem so angenehmen Umfeld erlebt, wie in der Zeit in Berlin. Der Umzug kam dann einfach.

Du hast viel geraved, eine Menge Pillen geschmissen und hast deine musikalische Inspiration – neben Prince und Herbie Hanckock – in Technoclubs erfahren. Ist die Party für dich nun vorbei?

Ich glaube nicht, dass Pillen je eine Inspiration für das Musikmachen waren oder sein werden. Gerade denke ich, dass Drogen hinter der Partykultur stehen und nur genommen werden sollten, um dein Bewusstsein und deine sozialen Grenzen kennenzulernen. Ich glaube, dass mein Partyleben überall und jederzeit passieren kann.

Du hast 1995 begonnen Musik zu machen, als du noch zur Schule gingst.

Ich mochte die Idee allem entgegenzutreten, woran ich in der Zeit arbeitete. Ich habe damals Schlagzeug und Gitarre gelernt.

Deine Musik ist sehr speziell und etwas derb. Heutzutage ist elektronische Musik oft sehr überproduziert und sauber wie etwa Disclosure. Meinst du, wir brauchen das Derbe in elektronisch produzierter Musik?

Ich mag saubere Produktionen, aber ich kann die Unordnung nicht verhindern, weshalb sich dann oft das, was entsteht, sehr störend anhört.

Dein neues Album „Glow“ ist gerade erschienen. Wie lange hast du daran gearbeitet und wo ist es entstanden?

Ich habe die letzten zwei Jahre ziemlich hart hauptsächlich in Paris daran gearbeitet. Aber dennoch ist ein gewisser Teil der Arbeit an anderen Orten entstanden, sodass man, wenn man die Songs hört, kaum merken kann, was eigentlich abgeht.

Hast du es gemeinsam mit einer Band aufgenommen?

Keine Band. Nur Ich, ein Computer, etwas Vocals und Gitarre. Künstler wie Planningtorock, Natas Loves You und Domingo haben mir beim Schreiben einiger Songs geholfen. Philippe Zdar hat es dann in seinem Motorbass-Studio abgemischt.

Was hat es eigentlich mit deiner „Computerband“ auf sich?

Ich werde mit einer speziell angefertigen Computerband auftreten, die ich so designt habe, dass ich auf der Bühne improvisieren und mit meiner Musik interagieren kann.

Dein Album ist auf einem der wohl bekanntesten Labels überhaupt erschienen. Hat dich der Warp Sound je beeinflusst?

Ich bin extrem vom Warp Sound beeinflusst. Von LFO, Aphex Twin, Squarepusher und Boards of Canada.

Als ich dein Album gehört habe, habe ich komplett das Gefühl für Zeit und Raum verloren. Es fühlt sich so an, als wolltest du genau das provozieren.

Danke. Das Gefühl Raum und Zeit zu verlieren ist allgemein für mich das Beste, was mir passieren kann. Trends sind immer nur zeitlich begrenzt und daher für mich in meiner Produktion nicht relevant. Trotzdem versuche ich, immer einen guten Überblick für neue Musik, neue Künstler und aufstrebende, neue Musikformen zu behalten.

Glow von Jackson and his Computerband ist soeben bei Warp erschienen.

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