Dringlich, euphorisch und warm: Grizzly Bear-Mitglied Daniel Rossen beweist sich auf seiner Solo-EP als ernstzunehmender Singer/Songwriter.
Grizzly Bear-Mitglied Daniel Rossen auf Solopfaden: “Silent Hour/Golden Mile“ besteht aus fünf Songs, die Rossen ursprünglich für seine Mutterband geschrieben hatte – bis er das Material zur persönlichen Sache erklärte. Und es ist eine äußerst runde Sache geworden. Die EP beginnt mit dem formidablen Akustik-Rocker “Up On High“. Mit Gespür für den nötigen Druck und Laut/Leise-Dramaturgie singt Rossen mit Falsetto-Stimme über die unerträgliche Leichtigkeit des Seins – einnehmend, catchy und auf eine wundersame Weise an den viel zu früh verstorbenen Jeff Buckley erinnernd. Der melodieverliebte “Silent Song“ klingt wie eine stripped-down Version eines Grizzly Bear Songs – man kann sich beim Hören gut vorstellen, wie das Lied in Bandbesetzung tönen würde. Das ebenso gelungene, von einer dicken Schicht aus Gitarren-Layers überzogene “Return To Form“ zelebriert mit ungewöhnlichen Tempi-Wechseln die farbenfrohe Welt der Psychedelia, während “Saint Nothing“ die Kunst der tieftraurigen Piano-Exegese probt.
Den Höhepunkt erreicht die EP im Schlusslied “Golden Mile“. Der Song ist ein absolut perfektes, kleines Akustik-Rock-Juwel: “Not a silent hour, not a golden mile, not an empty heart“ singt Rossen dringlich, und die Melodie erhebt sich dabei mit seiner Stimme in euphorischen Gleichklang. Es sind winterferne Sommer-Gedichte – einnehmend, sphärisch, warm. Die fünf Songs auf der EP klingen etwas zu stark nach musikalischen Blaupausen – sind aber letztlich so perfekt durchchoreographiert, eingespielt, mit Bedacht instrumentalisiert und vertont, das man Daniel Rossen sein musikalisches Geschichtsbewusstsein gerne vergibt. “Silent Hour/Golden Mile“ ist eine vielversprechende Debüt-EP eines Künstlers, der auch außerhalb des Grizzly Bear Kontextes zu überzeugen weiß. Man darf gespannt sein auf einen Longplayer.