Ob Electric President, Unkle Stiltskin oder als Radical Face. Was Ben Cooper macht, macht er richtig.
Vor knapp fünf Jahren bewies sich Ben Cooper aka Radical Face solo auf seinem dritten Album »Ghosts« und trat damit in die großen Fußstapfen, die er zusammen mit Alex Kane als Electric President vorlegte. Inzwischen gibt es kaum noch eine Prime-Time-Serie, in der seine Musik noch nicht zu hören war und auch und zur großen »I am Nikon«-Kampagne bot Coopers »Welcome Home« die Hintergrundmusik. Damit einher ging eine neue Gruppe von Fans, die ihm zusammen mit den alteingesessenen Hörern der Genre-Meister von Morr Music (Seabear, FM Belfast, B.Fleischmann), bei denen Radical Face und Electric President bisher veröffentlichten, ein breites Publikum voller Vorfreude und Erwartungen einbrachten.
Das jetzt erscheinende „The Family Tree: The Roots“ ist der erste Teil einer Trilogie, in denen Cooper die tragischen Geschichten einer fiktiven Familie des 19. Jahrhunderts beleuchtet. Er widmet sich hier insbesondere den ersten beiden Generationen und singt aus der Ich-Perspektive von seiner Geburt, dem Tod seiner Mutter oder Alkoholproblemen des Vaters: »Father turned into a drinker, a dark bastard with a wooden heart/ sister learned to be a mother, before she ever played another part«. Ähnlich theatralisch war schon das Vorgängeralbum, in dem es um die Geschichten ging, die alte Häuser zu erzählen haben: »Got a picture on the mantlepiece/of the way that I thought that we’d end up/but it shares no resemblance to that/yeah, that shares no resemblance to that«. Ein Hang zum Kitsch kann man also nicht leugnen, aber genauso wenig kann man Cooper die Glaubwürdigkeit absprechen, die für alle seine Machenschaften ausschlaggebend ist. Kaum jemand schafft es so wie er, die Stimmung zwischen narrativer und physisch angenehmer Musik so zu treffen. Dem Bedürfnis der Authentizität entsprechend, instrumentiert Cooper auf seinem neuen Album auch nur mit Klavier, Gitarre, Floor Tom und Akkordeon. Schicht über Schicht baut er ein Klanggerüst auf, das rhythmisch seinen Vorgängerwerken in nichts nachsteht, begleitet es mit seiner allseits beliebten fragilen Stimme und schafft damit ein Album, dass auch in den ruhigsten Momenten nicht langweilig wird.