Die Geschichte zu »Michael« ist wohl bekannt, Markus Schleinzer gelingt es daraus, einen geradezu zwingenden Film zu machen.
Der 35-jährige Michael erfüllt jedes Klischee eines unauffälligen Versicherungsangestellten – und hält sich ihm Keller den zehnjährigen Wolfgang für sexuelle Dienstleistungen. Markus Schleinzer erzählt den Film aus der Perspektive von Michael und schafft es doch, den gebotenen Abstand zu halten. »Michael« ist dabei – und das mag sauer aufstoßen – nie quälend hart oder zäh. Ganz im Gegenteil: Es gab selten Filme zum Thema Kindesmissbrauch, die flotter vergingen, ja beinahe spannend waren. Schleinzer wechselt zwischen Alltagsszenen (jenen im Alltag von Michael und jenen von Michael gemeinsam mit Wolfgang) und solchen, in denen große Veränderungen eintreten könnten, indem Michael auffliegt. Das Tempo ist vergleichsweise flott und vieles handwerklich präzise statt inhaltlich schwermütig. Selbstverständlich funktioniert das auch deswegen, weil Michael Fuith und David Rauchenberger so großartig spielen. Meisterhaft!