Telltale

Der eh schon länger aktuelle Trend der Folk-Pärchen-Bands wird von den Geschwistern Braun ungeschminkt, ungekünstelt und unprätentiös fortgeführt. Lieb halt.

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Max und Laura sollen ja schon immer gerne gemeinsam Musik gemacht haben. Es wurde also quasi schon im Sandkasten Finger-gepicked, was die Saiten hielten und gesäuselt, was die zarten Stimmbänder hergaben. Dann aber verloren sich die beiden Geschwister aus den Augen, um sich schließlich im englischen Dorset (musikalisch) wieder zu vereinen. Schöne Geschichte. Passt auch super zum schönen Album. Die richtigen Pointen fehlen halt – bei beidem.

Der „Morning Song“ fungiert als sanfte Einführung in eine herbstlich-melancholische Melodienkulisse, die sich dann die nachfolgende Dreiviertelstunde kaum verändern wird. Am besten sucht man sich die nächstgelegene Holzbank im Park nebenan, sieht dem Laub beim faszinierenden Farbenspiel zu und bezieht das gelassene Hinabsegeln ganz philosophisch auf das Leben. Dazu Max & Laura Braun zu lauschen scheint irgendwie erschreckend logisch.

Engelsgleich und doch rau klingen die weiblichen Vocals, vermengen sich hin und wieder mit bluesig-jazzigen Klängen, die aber manchmal auch eher unvorteilhaft nach Country klingen („Another Evening“), und versetzen langsam in eine schläfrig-entspannte Gammelstimmung. Die bittersüß balladesken, aber leider mit der Zeit sehr monotonen Songs schweben wie eine kühle Brise nach und nach vorüber. Die Pedal-Steel schwirrt im Hintergrund nebenher, während Max und Laura auch einmal im Duett zweistimmig vor sich hinträllern („Blindness“).

Das verspielte „The Telegraphist“ gibt eindeutig eine der stärksten Nummern auf „Telltale“ – vielleicht aus dem einfachen Grund, weil sie nach Dresden Dolls und irrsinnig tollen und bunten Darbo-Werbungen klingt.

Alles, was danach noch kommt, sind Lieder, die den Philosophie-affinen Hörer einmal mehr, einmal weniger optimistisch, aber immer nachdenklich, minimalistisch und relativ unspektakulär irgendwann ins vom weichen Herbstlaub gepolsterte Traumland gleiten lassen – nicht unbedingt gleich in den Winterschlaf, aber doch locker bis zum nächsten Morgen.

Etwas Besonderes ist es nicht, das Braun‘sche Folk-Pop-Album, dafür sehr sympathisch und teilweise angenehm unaufdringlich (insofern man nur genug Koffein im Blutkreislauf hat). Ja, und weil’s halt auch so gut zur Jahreszeit passt.

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