Sound of Substanzlosigkeit

Oke, BBC. Letztes Jahr hast du uns Semmeltrenzer Sam Smith auf die Nase binden wollen und dieses Jahr sollen die Jungs von Years & Years unseren Sound des Jahres repräsentieren? Ernsthaft.

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Ja, sie sind eh supercute, die drei Burschen von Years & Years. Und als sie zu Jahresbeginn auf dem ersten Platz der (mittlerweile nicht mehr ganz so) viel beachteten Shortlist des BBC Sound of 2015-Rankings erschienen, hatten sie durchaus schon ein paar knackige Synth-Pop-Nummern veröffentlicht. Die Videos zu „Take Shelter“, „Real“ und „Desire“ waren hübsch, man fand sich im Zauberwald beim Ausdruckstanz und im verrauchten Club mit Ben Whishaw wieder, das zierliche Trio aus London trug dabei übergroße weiße T-Shirts, bunte College-Jacken und hochgekrempelte Skinny Jeans – sowohl sie selbst als auch ihre Musik waren hip und durchgestylt. So, als wären sie einer Folge der britischen Teenager-Dramaserie „Skins“ entsprungen. Es klingelt jetzt vielleicht bei manchen. Sänger Olly Alexander war nämlich tatsächlich einmal Teil der Cast in der siebten Staffel. Er spielte Cassies Stalker. Aber wurscht jetzt.

Schmusen auf Parties

Natürlich wusste jeder, dass das mit dem Album eine schwierige Angelegenheit werden würde. Alle hofften irgendwie auf etwas Großartiges, befürchteten aber gleichzeitig, dass es das nicht werden würde. Wurde es auch nicht. „Communion“ hat die erwähnten Hits inklusive der erfolgreichen Single „King“ (No. 1 in UK, Schottland, Bulgarien und Kroatien) – die ja für sich alleine auch nicht das Deepste sind, was man je gehört hat, sondern eher nette Schmusepartylieder – schwimmt aber ansonsten in einer ziemlich gefühlsduseligen Substanzlosigkeit geradewegs mit dem gängigen Synth-Strom.

Untergehen werden Years & Years deshalb aber nicht, die Mainstream-Charts brauchen ohnehin nicht allzu viel originelles Material, um aus pausbäckigen Durchschnitts-Musikern Superstars zu machen. Wieder Sam Smith, sorry, not sorry. Vielleicht kann salute ja einmal mit seinen heilenden Remix-Händen über den ein oder anderen Track streicheln. Bitte bei Gelegenheit ausrichten.

No hard feelings

Es ist nicht schlimm. Wahrscheinlich auch deshalb nicht, weil es zu erwarten war. Fans werden „Communion“ trotzdem lieben und auch die garstigsten Musikkritiker (looking at you, NME) werden immer wieder einmal ihre widerspenstigen Hüften zu den Songs schwingen. Wir ja auch.

"Communion" von Years & Years erscheint am 10. Juli 2015 via Polydor Records. Streams gibts sicher auch irgendwo.

Bild(er) © Years & Years x Farah
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