Mit rhythmischem Dream-Pop und funkensprühender Indietronic ist dieses Debüt der Soundtrack zum individuellen Slow-Motion Kopfkino geworden.
Wenn Sänger Nate Eiesland der Indie-Newcomer On and On seine glasklare Hall-Stimme erhebt, dann erzählt er vom kleinen Jungen, der seine Zukunft als Popstar dem amerikanischen Traum überlässt, vom Geisterbeschwören und von ausgerissenen Pferden, die man wieder einfangen muss. Alltagstrott und Tagträumen werden im Slow-Motion Kopfkino zur elektrisierender Shoegaze-Achterbahn: Und trotzdem ist man zu müde, zu fasziniert um aufzustehen, weiterzuschalten; und erst recht die ausgerissenen Pferde wieder einzufangen.
Komisch eigentlich, denn On and On geht auffallend druckvoll und pathetisch an die Sache heran. Für ein Dream-Pop Album eher ungewöhnlich, hat der Longplayer gerade im vielseitigen Rhythmus seine Stärke: Schlagzeug, Drum-Computer, Beckenhiebe und alt-J- esque Patterns klicken, knacken, scheppern und trommeln aus Schlaftabletten-Chören, verträumten Riffs, Synthesizern und allerlei Sounds jene Vitalität die das Album zum Wachbleiben braucht. In Kombination mit explodierenden Synthiesounds wie zum Beispiel jenen in „Bad Mythology“ klingt das mitreisend und kräftig wie „Sail“ von Awolnation, „Midnight-City“ von M83 oder „Outer Space Dancer „ von Mauracher: Indietronic wie aus den Sternstunden von MGMT.
Konträr dazu ruhigere Stücke, wie das psychedelische „All the Horses“ oder die Singleauskopplung „Ghosts“. Letzteres zieht schon seine Zeit weite Kreise durch Internet und Indie –Club, beschallt die neunte Staffel Grey´s Anatomy und ist mit seinen leiernd-nachdenklichen Strophen und kräftig-„wu-hu“-enden Refrain wie zur Serien-Dramaturgie geboren. „The Hunter“ ist mit seinem Roboter-Autotune, zermürbendem Drum-Set und romantischen Keyboard gleichfalls gut gelungen. Im Video dazu zertrümmern und fackeln langhaarige Grunge-Typen die aussehen, als würden sie Popper der Marke On and On gerne verprügeln, alles nieder was ihnen in den Weg kommt. In Slow Motion natürlich, denn besser könnte die Musik auf „Give in“ multimedial nicht funktionieren: Verlangsamt. Weil entschleunigen oft effektiver und bereichernder ist als Gas geben. Weil der kurze Moment von rüder Anarchie im Schmetterlingshaus aufregender sein kann, als ein Irrglaube an den American Dream.