Egal, was Dave Grohl anfasst, es scheint zu Gold zu werden, oder wie im aktuellen Fall, zu einer richtig interessanten Musikdoku und einem daraus resultierenden grandiosen Soundtrack. Eine Liebeserklärung an die Rockmusik.
Star des gleichnamigen Films ist Sound City, ein Aufnahmestudio in einer abgerockten Gegend in Los Angeles, in dem Größen wie Neil Young, Fleetwood Mac, Metallica und viele mehr einige ihrer bekanntesten Platten aufgenommen haben. Hauptgrund dafür war eine Aufnahmekonsole, die in Handarbeit und geringer Stückzahl von einem gewissen Rupert Neve hergestellt wurde. Die Neve-Konsole markiert sozusagen das Herzstück des Studios und ermöglicht fantastische analoge Aufnahmen, die mit digitaler Technik trotz all ihrer Vorteile nicht hinzubekommen sind, so der Tenor des Films. Grund genug für Dave Grohl, sich diese Konsole nach der Pleite des Studios 2011 zu krallen und in seinem eigenen Heimstudio einbauen zu lassen.
Doch Grohl verbindet freilich noch mehr mit Sound City. Nachdem das Studio Anfang der 90er Jahre kurz vorm Konkurs stand, buchte sich eine junge Band in deren Räumlichkeiten ein und produzierte eines der erfolgreichsten Alben aller Zeiten. Nirvana´s “Nevermind“ bescherte Sound City einen regelrechten Boom, so dass in Folge Bands wie Rage Against The Machine, Queens Of The Stone Age, oder Red Hot Chili Peppers dort aufnahmen. Der Film beleuchtet in seiner ersten Hälfte mit zahlreichen, dynamisch geschnittenen Interviewsequenzen und teils historischem Filmmaterial Erfolg und Niedergang des Studios. Vielleicht ein wenig technisch geraten, aber nie langweilig, und für Musiker sowieso ein Muss. Zu Wort kommen nebst Größen wie Tom Petty, Neil Young oder Produzent Rick Rubin auch die Betreiber und Sekretariatsdamen des Studios, die dem Film trotz vieler technischer Details genügend Leben einhauchen.
Die zweite Hälfte der Doku beginnt mit der Übersiedlung der monströsen Neve-Konsole in Grohl´s Privatstudio, wo in Folge das Album “Real To Reel“ entstehen wird. Wir sehen etwa Fleetwood Mac-Sängerin Stevie Nicks in Interaktion mit Produzent Butch Vig bei den Aufnahmen zu "You Can’t Fix This" oder werden Zeuge der Songwriterqualitäten des ehemaligen Teenie-Idols Rick Springfield. Auch wenn Grohl selbst bei allen Aufnahmen als Musiker präsent ist, hält er sich im Film wie auch am Album eher dezent im Hintergrund. Der wohl emotionalste Moment ist jener, als Paul McCartney im Studio auftaucht. Schön zu sehen, wie den Vollblutmusikern Dave Grohl, Krist Novoselic und Pat Smear beim Jammen mit einer der Rocklegenden schlechthin eine Mischung aus Ehrfurcht und kindlicher Freude ins Gesicht geschrieben ist. Und McCartney hat man wohl seit “Helter Skelter“ nicht mehr so beherzt shouten gehört. Klare Empfehlung für Film und Soundtrack.