Die geografische Einordnung von Genres ist überflüssig, weil Globalisierung und Internet und so. Man auch in Australien gewaltig in die Britpop-Falle tappen.
Alles spricht dafür, dass San Cisco eine "dieser" britischen Indie-Pop Bands sind. Im Video zu "Beach" streunt das Vierergespann durch Brighton, wirft Steine vom Pier, isst Fish and Chips und stöbert im Plattenladen. Warum haben The Kooks nie eine derartige Reminiszenz an ihre Heimatstadt gedreht? Wurscht. Da wäre auch die Stimme von Frontman Jordi Davieson: Leicht angekratzt und doch soulig. So schön sang Alex Turner zuletzt auf "Whatever People.." und zwar in "Riot Van". Drummerin Scarlet Stevens trommelt in "Fred Astaire" haargenau so, wie die Subways ihre Songs gerne einleiten: Base-Snare-Base-Snare-Base-Snare-Tom-Tom. Ein Stakkato-Gitarrenriff drüber, eine hüpfende Basslinie und fertig.
Womit wir wieder beim Anfang wären: Das Debüt von San Cisco ist astreiner Indie-Pop aus, aufgepasst Australien. Das ist insofern von Vorteil, weil man die Band nicht als x-te britische Indie-Band abstempeln kann. In die Britpop-Falle sind San Cisco trotzdem getreten und schweben auf ihrem selbstbetitelten Debüt von Gitarrenpop-Wolke zu Gitarrenpop-Wolke. Das klingt gut, nervt aber manchmal. In "Awkward" zum Beispiel wenn man im Duett in einem High-School artigen Beziehungsklintsch ausartet. Nach der vierten Runde "do do do do" malt der Einfaltspinsel einfach nicht mehr so bunt.
Ähnlicher Natur: "Lyall" das mit "lalala-Falsett" und Piano gut auf die neue Friska Viljor Platte gepasst hätte. "Mission Failed" ist der inzwischen in der Indie-Szene obligate Ausflug in Synthpop Gefilde, "Rocket Ship" erinnert mit Jungle-Percussion an Vampire Weekend, "Wild Things" flüstert in den Strokes Gitarrenhörer. Das Video dazu ist übrigens richtig gut: Sänger und Schlagzeugerin werden von einer Horde blutrünstiger Kannibalen an einen Pfahl gefesselt und zwischen Schrumpfköpfen und gruseligen Masken mit Benzin übergossen. Ein Menschenfresserkind lächelt während sie schlussendlich in Flammen aufgehen. Man ist fast ein bisschen verdutzt: Wie kommt eine ganz gewöhnliche Indie-Pop Band auf solche Gedanken?