Family Business im Hause Tenor: Die Soul Sängerin und der Electro-Jazzer lassen den House der 90er Jahre aufleben.
Finnland scheint für Electronic Dance Music ein sehr fruchtbares Pflaster zu sein. Jori Hulkkonen und Pan Sonic zählen zu den bekanntesten (früheren) House Protagonisten, das Five Corner Quintett war am jazzigen Ende der EDM Skala angesiedelt. Der Electro-Jazzer und Multiinstrumentalist Jimi Tenor galt schon lange als einer, der einer kickenden 4/4 Bass Drum und schrägen Arrangements nicht abgeneigt war. Auch Tenors Frau, die US-amerikanische Sängerin und Videokünstlerin Nicole Willis, betreibt mit ihrer Band Soul Investigators eine erfolgreiche Musikkarriere.
Nach mehreren punktuellen Kooperationen hat sich das Paar nun dazu entschieden, erstmals ein gemeinsames Album aufzunehmen. „Enigmatic“ verschmilzt die unterschiedlichen musikalischen Zugänge der Soul Sängerin und des klassisch ausgebildeten, aber elektronisch ausgerichteten Musikers. Umso überraschender ist das Ergebnis dieser intimen Zusammenarbeit – nämlich ein ein lupenreines 90er House Album, das mit den Stilelementen der damaligen Zeit spielt. Transferiert in die heutige Zeit, ergibt das einen ordentlichen Wowww!-Effekt, denn die insgesamt zehn Tracks bewegen den Zuhörer in einem fort.
Wenig überraschend, harmonieren die Arrangements von Jimi Tenor und die Vocals von Nicole Willis, sie klingen erfrischend, erinnern dabei an Gwen Guthrie oder CeCe Peniston, deren Tracks wie „Ain’t Nothing Going on But the Rent“ oder „Finally“ schon 1993 bzw. 1992 aufgenommen wurden. Dass Nicole Willis‘ grandiose Stimme auf dem Album etwas zu kurz kommt, ist wohl bewusst in Kauf genommen worden. Konsequenterweise, waren doch auch damals Stimmen eher auf Vocal-Samples reduziert. Dennoch ist „Enigmatic“ ein überraschendes und leichtfüßiges Album geworden.