Es wird Frauen, die sich für ihre Rechte und Ideale einsetzen, schnell mal unterstellt, sie müssten nur ordentlich durchgevögelt werden, dann wären sie nicht so frustriert. Blöd nur, dass es auch beim Vögeln genug zu verbessern gibt.
Ein veritabler Stimmungstöter: Frauen kommen seltener zum Höhepunkt, weil die Ejakulation immer noch oft den Mittel- und Endpunkt des Koitus markiert, unabhängig davon, ob die Partnerin auf ihre Kosten gekommen ist. Natürlich zählt zu befriedigendem Hetero-Sex mehr als die Frage, ob alle Beteiligten einen Orgasmus hatten – neben subjektiven Kriterien etwa, wie ausgeglichen das Oralsex-Verhältnis ist. Aber auch hier sind Männer öfter der empfangende Teil als der gebende, und das ist nicht nur Egoismus geschuldet. Es ist vielen Frauen unangenehm, wenn sich jemand an ihrem Intimbereich zu schaffen macht. Vielleicht, weil wir uns mit dem Werbeversprechen von haarloser Glätte und klinisch blauen Flüssigkeiten eine parfümierte Parallelwelt vorgaukeln lassen, die echte körperliche Vorgänge verschleiert?
Tabuthema Zyklus
Wenn der weibliche Zyklus an sich schon ein Tabuthema ist, dann ist es das Thema Sex während der Periode erst recht. Aber warum eigentlich? Abgesehen davon, dass sich Geschlechtsverkehr nicht immer präzise planen lässt, haben viele Frauen gerade während ihrer Tage besonders Lust auf Sex. Und sie sollen darauf verzichten, nur weil neben Spucke und Sperma eine weitere Körperflüssigkeit ins Spiel kommt, die man mit einem Handtuch wunderbar in den Griff bekommen kann? Während Sperma nämlich selbstverständlich dazugehört, ist das bei Periodenblut eine völlig andere Sache, obwohl beide grundsätzlich Zeichen von sexueller Reife sind.
Vielleicht hilft es, sich zu vergegenwärtigen, was die Gründe dafür sind, wenn jemand Periodensex kategorisch ablehnt. Hat es womöglich mit dem Gedanken zu tun, Menstruationsblut sei etwas Ekelhaftes und Unreines? Woher kommt diese Idee historisch? Und wie konnte sie sich gesellschaftlich durchsetzen?
Astrid Exner ist Mitbegründerin des Musikblogs Walzerkönig. Sie twittert als @walzerkoenige auch zu den Themen Musikindustrie, Internet und Feminismus.