Das erste Album ist immer ein Commitment. Nach diversen EPs soll man sich weiterentwickeln und trotzdem man selbst bleiben. Joyce Muniz weiß, wie das geht.
Wenn es um House oder Techno geht, fühlt sich Joyce Muniz hinterm Mischpult eines Clubs oder an den Reglern ihres Studios bzw. eines Radiosenders besonders wohl. Dort kann die Brasilianerin nämlich am besten und im wahrsten Sinn des Wortes den Ton angeben – und der kickt ordentlich rein. Wenn es um international gebuchte DJs aus Österreich geht, gilt Muniz nicht ohne Grund als geheimer Exportschlager. Auch als Produzentin und beim Remixen ist Muniz seit rund zehn Jahren aktiv: Nach Veröffentlichungen auf Labels wie Man Recordings (Deutschland), 2020 Vision (UK) oder Warung (Brasilien), ist mittlerweile das Berliner Label Exploited zu ihrer Release-Homebase geworden. Und so war es schön langsam Zeit für ein Album. Den konkreten Plan, wie das klingen sollte, hatte Muniz schon länger im Kopf. Durch ihre selbstkritische Art hat sie immer wieder Material verworfen oder stark modifiziert, aber nach gut zwei Jahren ist "Made in Vienna" nun fertig und ein Album internationalen Zuschnitts, das sich sehen und hören lassen kann.
Weniger Bretter, mehr Pop
Fett wummernde Basslines, treibende Percussions oder sorgsam eingestreute melodiöse Schnipsel – so kennt man den Sound von Joyce Muniz. Dieses musikalische Markenzeichen irgendwo zwischen Deep House und technoiden Klangmustern hat sie über Jahre gepflegt. Der Longplayer ist überraschend vielfältig geworden, sogar mit einem leicht poppigen Touch – und er kann, so Muniz, auch zu Hause oder im Auto entspannt gehört werden. Den stilistischen Facettenreichtum hat Muniz mit einer Reihe unterschiedlicher GastsängerInnen erreicht, die sie bei Ihren internationalen Club-Auftritten kennengelernt hat. So verleiht die richtige Stimme dem passenden Song die gewünschte Tonalität. Lupenreine Club-Bretter wie "Gotta Love It" oder Instrumentaltracks gibt es auf dem Album kaum zu hören. Es ist aber nicht so, dass es einfach nur lounge-mäßig dahinplätschert, Muniz‘ Bässe brummen nach wie vor, aber eben eine Nuance disziplinierter und ausgereifter. Ihre musikalischen Wurzeln kann und will sie mit "Made In Vienna" jedenfalls nicht verleugnen und das ist auch gut so.
"Made In Vienna" erscheint am 21. Oktober via Exploited.