Siluh gönnt sich am vermeintlichen Höhepunkt des Trubels um Musik aus Wien den Sampler »Aber der Sound ist gut«. Altbekannte Helden verhelfen weniger bekannten Bands der Szene zu mehr Aufmerksamkeit.
Das Internet hat unser Leben zerstört, uns entromantisiert. Die erhabenste Kunstform, die uns genommen wurde, ist das Mixtape. Eine schnöde Spotify-Playlist kann dessen aufgeladener, übermäßiger Fitzelei und Detailverliebtheit niemals gerecht werden. Ein Mixtape ist nicht nur die Zusammenstellung geliebter Hits, durch die sich – nicht nur, aber meistens – jemand anderes verlieben soll. Es folgt ganz klaren Regeln.
Beim Labelsampler ist es ähnlich. Songs, die das Label liebt, in denen das ganze Herzblut steckt, werden zusammengestellt, um Leute zu erreichen, die sonst viele dieser wunderbaren Künstler nie entdeckt hätten. Die Regeln dafür? Zuerst einmal braucht es die Cashcows, quasi die Ankermieter in der Gestaltungsarchitektur eines Samplers. Sie spülen andere Bands auf die Plattenspieler und in das Hörbewusstsein. Siluh, Wiener Label größter Bedeutung, greift auf seiner zweiten Zusammenstellung auf eigene Stars (Mile Me Deaf, Sex Jams, Vague) und den erweiterten Dunstkreis zurück: Ja, Panik (»Alles leer (live)«) und Charts-Stürmer Voodoo Jürgens (»A oarge Hackn«) präsentieren bislang unveröffentlichte Stücke oder Versionen.
Nimm mein Mixtape, Babe
Dann braucht es eine ideologische Klammer, idealerweise Songs, die erklären, worum es hier geht. Mixtapes bestehen ja auch aus Lieblings- und Liebesliedern. Diese Klammer stammt im vorliegenden Fall von Clemens Band Denk, deren titelgebender und eigentlich bereits 2014 erschienener Kleinsthit »Aber der Sound ist gut« in zwei Remixes darlegt, dass technisches Können niemals musikalische Qualität garantiert, ihr vielleicht sogar im Wege steht. Etwas, das viele Künstler auf dem Sampler eint.
Und, vielleicht das Wichtigste auf jedem Mixtape: Es braucht Künstler, die entdeckt werden wollen, die der Distinktion dienen, die Gschaftlhuberei untermauern sollen. Im Fall von »Aber der Sound ist gut« könnte man über viele davon auch schon im Programmheft eines Wiener Gürtellokals gestolpert sein. Die Qualität, die dabei geboten wird, ist so vielfältig wie die musikalische Ausrichtung dieses Samplers. Wobei Bruch & Anna Pü, Tommy Moonshine und die schon des Öfteren hochgelobten Sluff nachhaltig auf sich aufmerksam machen. Mehr geht natürlich immer, aber es stimmt schon: Der Sound ist gut.
»Aber der Sound ist gut« ist am 25. November 2016 bei Siluh Records erschienen. Am 1. Dezember 2016 findet eine Release-Party im Wiener Rhiz statt.