Genau ein Jahr ist es her, dass die Pratersauna unter ihren ehemaligen Betreibern ihre Türen schloss. Hennes Weiss spricht im Interview über das Closing, das Lighthouse-Festival und die bald erscheinende Doku »Der letzte Aufguss«.
Das Pratersauna Closing ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her. Wie war der letzte Jänner für euch rückblickend gesehen?
Für uns war es ein sehr gelungener Abschluss, ich war fast jedes Wochenende zwei bis drei Mal drinnen und die Stimmung war wie früher, mit dem Unterschied, dass die Leute aus den Anfängen, die ja jetzt auch schon fast rausgewachsen sind, mit zwei Generationen jünger zusammengekommen sind. Die Energie war einzigartig. Für einen Monat lang feiern und arbeiten fühl ich mich schon zu alt.
Wie groß war die Trauer danach?
Wir hätten eigentlich noch gerne weitergefeiert, nachdem wir die Leute nach dem Closing rausgeschmissen haben, aber es war vertraglich so, dass ab 1. Februar um 6 Uhr früh schon die Bauarbeiter kamen. Als wir gegangen sind, haben die dann auch wirklich schon angefangen, Sachen rauszureißen. Richtig traurig war ich damals nicht mehr, der Prozess hat schon ein halbes Jahr davor stattgefunden, als wir uns dazu entschieden haben, aufzuhören. Jetzt, ein Jahr danach, sitz ich hier und bin super happy, dass das einfach vorbei ist.
Bereut ihr es aus heutiger Sicht, die Sauna abgegeben zu haben?
Mit einem Jahr Abstand muss ich sagen, dass man es auch ein Jahr früher hätte machen können. Irgendwie haben wir uns nicht loslassen getraut. Stefan und ich sind jetzt auch froh, dass wir die Pratersauna an jemanden übergeben haben, der ein ganz anderes Konzept hat. Wir wollten einen ganz klaren Schnitt haben.
Wieso lief es am Schluss nicht mehr so?
Die Energie war draußen. Die ersten zwei, drei Jahre haben wir selbst viel mitgefeiert und alles mit unserem persönlichen Spirit hochgezogen, haben die DJs selbst vom Flughafen abgeholt und 90 Prozent der Gäste waren nach einem Jahr Freunde von uns. Das hat sich ab dem dritten Jahr generationstechnisch geändert, aber auch musikalisch und finanziell. Irgendwann hatten wir selbst nicht mehr die Kraft und haben auch den Anschluss an die neue Generation verloren. Der Musikgeschmack der Wiener hat sich in eine Richtung geändert, mit der wir uns nicht mehr so identifizieren konnten. Wir hatten coole Underground-Bookings am Freitag oder Samstag, mit denen wir uns als Club profiltechnisch identifiziert haben und dann kommen 300, 400 Leute in einen Club, in den 1.000 Leute reinpassen. Auf der anderen Seite haben wir kommerziellere Acts wie Wankelmut und Alle Farben, mit denen wir uns nicht wirklich identifizieren konnten, an einem Dienstag oder Mittwoch gebucht, was eigentlich komplett verrückt ist, und dann kommen da 1.500 Leute, die Gastronomie war super belebt – du bist in einem finanziellen Zugzwang, das machen zu müssen, um zu überleben.
Ihr habt ja als zwei Nicht-Gastro-Menschen einen Club eröffnet. Wie groß war die Herausforderung?
(lacht) Ich habe in den sieben Jahren Pratersauna kein einziges Bier verkauft, sondern alles nur verschenkt. Somit war unsere Gastro-Leitung nie sehr happy, wenn ich hinter der Bar gestanden bin. Aber ich weine keinem einzigen Euro nach, weil die Gastfreundlichkeit und dieser Spirit ist eben nur so gegeben. Aber am Ende des Tages muss ich sagen: Ich hasse Gastronomie, weil es das mühsamste Business ist. Es gab auch Phasen, wo es Probleme im Team gab und das Geld in falsche Richtungen ging oder Ware wegkam, weil der Stefan und ich das nicht im Griff hatten. Aber auch das sind Lernerfahrungen und was ich daraus schließe ist, dass ich eigentlich Clubgastronomie nicht mehr machen will.
Den ehemaligen Poolfloor der Pratersauna habt ihr euch aber behalten. Kurz vor Weihnachten war dort eine Party, wie geht es jetzt weiter?
Die Idee, dass wir dort etwas kleines Feines machen, hatten wir schon immer. Es ist der geilste Raum und wir wollten ihn einfach nicht hergeben – das war eine der vielen Bedingungen der Übergabe. Ich glaube das war von Stefan und mir auch unterbewusst so eine Sache des Nicht-Loslassen-Könnens. Wir wollen dort jetzt ein unregelmäßiges Clubformat in einem kleinen Rahmen machen. Das wird es ein Jahr geben, aber wir entscheiden eben selbst, wann wir es machen. Wie immer ist es nur Aufwand und Spaß – keine Ahnung wie oft wir uns das dann wirklich antun. Bei der ersten Party im Dezember war es schon etwas skurril, weil es eingebettet in ein neues Areal mit neuem Ruf ist. Auf der anderen Seite kamen doch sehr viele alte Erinnerungen hoch und es haben sich jetzt schon viele Freunde und Veranstalter gemeldet, die etwas machen wollen.
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