Unsere Autoren blicken zurück auf das Jahr 2013. Ganz persönlich. Die besten Songs. Die besten Alben. Und was sie sonst noch so bewegte.
Amira Ben Saoud
Songs 1. Kelly Rowland – Dirty Laundry Weil es ein verdammt gutes Jahr für R&B war. Dirty Laundry besticht durch seinen gefühlvollen Minimalismus und steht hier stellvertretend für großartige Nummern von Acts wie Solange, SZA, Kelela, Tinashe, Sampha und anderen. 2. Big Sean ft. Kendrick Lamar & Jay Electronica – Control What Is Competition?, fragt sich King Kendrick in Anbetracht der verweichlichten Hip-Hop Freunderlwirtschaft. In unbeschreiblich F E T T E N Rhymes setzt sein Verse neue Maßstäbe im verbalen Zerlegen des Gegners und macht damit Control zur inspirierendsten und kontroversiellsten Hip-Hop Nummer 2013. 3. Cid Rim – Red Ocean Clemens Bachers Bärtchen macht mir Angst und dass er nicht mein Facebook-Freund sein will, verletzt mich fast ein bisschen. Dennoch erfüllt mich seine EP Mute City mit dem grindigen Gefühl des Nationalstolzes. Drums So Tight Motherfuckers Wanna Fine Him. 4. Robin Thicke ft. T.I., Pharrell – Blurred Lines Diese Kindergartenmelodie, die Jauchzer von Pharrell und Thickes Falsetto-Halbgesang geben mir mehr als Get Lucky, Royals und Wrecking Ball zusammen. Dazu werde ich auch noch in einigen Jahren nur in Frischhaltefolie gepackt durch die Wohnung tussen. 5. Mount Kimbie – Made To Stray Schwankend zwischen Bipp von Sophie und einem Track von King Krule oder Disclosure, ist Made To Stray der schlechte Kompromiss. Weil hier noch etwas halbwegs Elektronisches rein muss und Made To Stray 2013 die Nummer war, auf die sich irgendwie alle einigen konnten. Alben 1. Vampire Weekend – Modern Vampires Of The City. Best Songwriting. Oh, Good God/The Faithless They Don’t Love You – Die richtig großen Themen, pathosfrei und unprätentiös zu einem hervorragenden Album verdichtet. Songwriting voll von außergewöhnlicher Beobachtungsgabe und Intelligenz, das trotz komplexer Referenzen und unkonventioneller Bilder immer genau ins Schwarze trifft. 2. Drake – Nothing Was The Same. Best Worst Behaviour. Kein Hip-Hop-Cock-Tale, der nach Pussy und Purple Drank schmeckt, sondern eher ein süßer, alkoholfreier Longdrink aus feinen Samples, eingängigen Beats und den Drake-typischen Emotionen. Lecker Pop, nomnomnom! 3. Kanye West – Yeezus. Best God. Gottes Werk und Rubins Beitrag ergeben nach dem 50 Mal Hören tatsächlich ein geil-gestörtes Konzeptalbum. Die Wege, die zuerst unergründlich schienen, werden mit innovativen Texten, ausgesuchten Samples und detailverliebter Produktion gepflastert. Amen! 4. Jai Paul – ?. Best Leak. Tatsächlicher Leak oder gerissene PR-Maßnahme war neben What Rhymes With Hug Me eine der großen Fragen des Jahres 2013. Sollten die exzellenten 16 Tracks, die an die Internetoberfläche gelangten, tatsächlich altes Material des Künstlers sein, dann gnade uns Gott, was da in Zukunft noch an Großartigkeit auf uns zukommen wird. 5. Kelela – Cut 4 Me. Best Mixtape. Ein anderes Phänomen des Jahres 2013 ist das gehäufte Vorkommen von Mixtapes anstatt von Alben. Was auch immer Cut 4 Me ist, es ist jedenfalls der shit. Irgendwo zwischen RnB und dem, was wir hilflos „Bassmusik“ nennen, hat Kelela die Essenz von Sexiness zu Musik gemacht. 5 Homeland Enttäuschungen 2013 1. Die Handlung 2. Saul 3. Abu Nazir ist wirklich tot 4. Brody leider nicht 5. Peter Quinn trägt Kleidung
Andreas Hagenauer
Songs: 1. Mirac – Alaba Wohl die gehaltvollste Nummer des Jahres, kein Schmäh. David Alaba hat für den gesamtgesellschaftlichen Fortschritt dieses Landes wohl mehr getan, als manche in den letzten Jahrzehnten und wurde von Krone und Co. samt der Diktion „Wir...“ in die Volksseele gebrannt. Sollte von den Philharmonikern beim Neujahreskonzert gespielt werden. 2. Gerard – Verschwommen Ja, ich eh auch. Irgendwo zwischen viel Mimimi, Zorn und Resignation trifft der Hofmann Gerald einfach ins Herzerl, ohne dass man dabei gleich vor Pathos und Selbstscham kotzen will. Hilft besser als Tinder, Speeddating oder GTA V. 3. Sophie – Bipps „Du weißt schon, dass Sophie ein Typ ist?!“ Ja, danke. Große Nummer für den Club, große Nummer für zuhause, große Nummer für Transgender-Debatten. 4. SirOJ – Directions New York New York Zum ersten Mal in Graz gehört, als The Clonious dem verschlafenen Elevate-Publikum damit schirch ins Gesicht gefahren ist. Kann Abende retten, Ansehen und Aufmerksamkeiten wiederherstellen und ist einfach ungemein griffig. 5. Busta Rhymes - Twerk It Damit mich meine Rap-Freunde nicht aus dem Block schmeißen. Busta und Nicki Minaj: zwei Mal viel Mensch, zwei Mal viel Ego, einmal viel Beat und ganz viele Popscherln. 6. King Krule - Ocean Bed Hab eine sechste Nummer hinzugefügt, obwohl mir das ausdrücklich verboten wurde und der Song sogar eigentlich schon 2012 herumgeisterte. Denn der Kleine mit den roten Haaren, den man nicht so leicht versteht, ist so cool, dass sich so manch angesehener Musikjournalist sogar seine Hemden nachkauft. Der Riff nach der ersten Strophe beweist, dass er eine Seele hat und schmiert Balsam auf die eigene. Alben: 1. Cid Rim – Mute City EP hin oder her: Die Mute City präsentierte sich 2013 für mich vielfältig. Ob am Strand in Kroatien, im Taxi nach einer langen Nacht, beim Bäcker im Morgennebel oder in der Badewanne waren die fünf Tracks immer irgendwie die leiwande, historische Altstadt in meinen Ohren. Außerdem ist „Extend Ranges“ der schönste, provokanteste und passendste Opener für ein DJ-Set, den es gibt. Auch in der Badewanne. 2. Arthur Russell – Another Thought Der Double-LP-Vinyl-Re-Release (Lieblingswort!) von Arthur Russels Klassiker aus 1994 rettet mir den Arsch. Sonst hätte ich irgendeine schwindlige Referenz erfinden müssen, um das hier reinzudrücken. So kann ich das außer gut nur gut finden, mir neue Nadeln für meine Plattenspieler kaufen und gelegentlich die Fenster kippen um das Cello rauszulassen. 3. DJ Rashad– Double Cup Juke und Footwork sind in Wien noch schwierig, wenn man nicht ziemlich sexy Deutsch spricht. Rashads Album schafft den Spagat zwischen leichterem Zugang und Brettern für die Liebhaber. Und es klescht so schön! 4. Kanye West – Yeezus Ja. 5.Jessie Lanza – Pull my hair back, Danny Brown – Old, Run the Jewels – Run the Jewels, Haftbefehl – Blockplatin, Forest Swords - Engravings s. dritter Punkt auf der Liste unten. 5 Dinge, die ich 2013 wieder nicht getan habe:
Christoph Kranebitter
Songs: 1.Nino aus Wien & Hannes Duscher - Ruaf mi ned an Eine großartige Hommage an den Austropop-Klassiker. Die Nummer ist nirgends wirklich nachhörbar - mit ein Grund warum das Herz jedes Mal ein wenig schneller schlägt, wenn's im Radio gespielt wird. 2.Foxygen - No Destruction Die Kalifornier schaffen es mit dem Satz, "You don't need to be an asshole, you're not in Brooklyn anymore", ziemlich viel Zeitgeist in einen Satz zu zu packen. 3. Mile Me Deaf - Brando Verschrobene Indie-Popnummern inklusive Puppenvideos funktionieren bei mir eigentlich immer. Vor allem dann, wenn sie eine Blaupause abliefern, wie österreichische Gitarrenmusik 2013 klingen kann. 4. Francis International Airport - The Right Ones Brut, Schweiß und Tränen beim Popfest. Punkt. 5. Daughter - Smother Auch nachdem die Hypewellen verebbten bleibt die Band ein ständiger persönlicher Zufluchtspunkt. Alles fließt hier ineinander und erzeugt ein Feuerwerk. Alben: 1. Foxygen - We Are the 21st Century Ambassadors of Peace & Magic Neben dem beiläufigen Formulieren von Weisheiten machen Foxygen auch noch ziemlich lässige Gitarrenmusik. Ein Album, dass nicht bloß auf Ironie baut. 2. Asgeir Trausti - In The Silence Ein wunderschönes, bezauberndes Quasi-Debüt mit starken Bon Iver-Querverweisen. Hat mich dann beim Reeperbahnfestival vollends erwischt. 3.Daughter - If You Leave Hat man sich erstmal vom anfänglichen Zauber der Melodien erholt, eröffnet sich dann auch ein unheimliches Identifikationspotential. Das Debüt liefert somit viel Platz um sich gut aufgehoben zu fühlen. 4.Frightened Rabbit - Pedestrian Verse Entwickelt zwar nicht die Dringlichkeit von „The Midnight Organ Fight“ besticht aber immernoch mit einer gehörigen Portion Ehrlichkeit. 5. Arcade Fire - Reflektor Eh klar. Momente des Versagens: 1. Hader spaziert in der Milleniumcity an mir vorbei. Als Groupie rutscht mir das Herzerl ins Hoserl. Ich überlege kurz ob's eh in Ordnung ist, ihn um ein Foto zu bitten. Pure Vernunft siegt. Ich hadere seitdem mit mir selber. 2. David Schalko hält eine Lesung im Phil. Ich hab' Knoi bereits gelesen und sogar mit dabei, um es signieren zu lassen. Rede mir dann aber doch ein, dass Bücher signieren zu lassen irgendwie dämlich ist und ziehe ab. 3. Flex Sommerfest Ich mokkiere mich bei allen Freunden darüber, dass Sommerspritzer absolut unsinnig sind. Bestelle folglich nur große Winterspritzer. Schaffe dann aber kaum das zweite Konzert und stürze gegen halb zehn Richtung Heimat ohne mich zu verabschieden. 4. Abgabetermine Erzfeinde. 5. Fast Food Jedes mal, wenn ich mich nach ein paar Bieren und vom Heißhunger geplagt in einer Warteschlange bei der Fast-Food Kette meines Misstrauens wiederfinde. Inzwischen funktionieren zum Glück auch vegetarische Dürüms.
Franziska Tschinderle
Songs: 1. Bratze - Strafplanet Ihr könnt nicht immer saufen, irgendwann muss auch mal einer sagen, dass ihr die falschen Parteien wählt, nur Scheiße frisst und euch überhaupt nur für euch selber interessiert. Bratze hassen euch immer noch, mitunter ein Grund ihren Elektro-Punk zu lieben. 2. On an On - Ghost von Google kannte diese Band nicht, wir kannten diese Band nicht und das machte sie so interessant: "Ghost" war die introvertierte Hall-Hymne die sich so lange versteckt hat, bis man sich sicher war von dieser Band Großes erwarten zu dürfen. 3. Bilderbuch - Maschin Herbst, WUK, Wasserstoffblond. Bilderbuch spielen Maschin, Maurice Ernst singt "steigt jetzt in mein Auto, steig jetzt in mein Auto ein", der Beat groovt nach vorne wie ein Lamborghini, die Gitarren klingen wie Bläser. Das war der Moment als man abgehoben ist. 4. Dena - Thin Rope Dena gehört ins Internet, auf der Bühne will nichts so richtig funktionieren. Deswegen hören wir uns ihre Hand voll Songs auf Youtube an, gucken ihre Low-Budget Videos und folgen ihr auf Tumblr. Pop muss nicht immer kompliziert sein, fassbar auch nicht solange die Beats und Bilder stimmen. 5. Ja, Panik - Libertatia Ein Jahr Krise: Rechts wächst, Schulden steigen, Aufstände, Inhaftierungen, Homophobie, Korruption... Man könnte sagen ein Song wie Libertatia- gerade jetzt- ist eine fette Lüge. Und trotzdem: Pop darf, nein muss uns Ziele setzen auch wenn er dabei utopisch klingt. Bis zum „History Highlight“, wenn die Misere Geschichte ist. Alben: 1. Chance The Rapper - Acid Rap Wenn Chance the Rapper 2014 seine Debüt veröffentlicht, werden alle von "Acid Rap" reden- wegen diesem Mixtape: Ein zugedröhnter Hip-Hop Geniestreich nahe an Soul und Jazz- nasal wie Alt-J, Haken schlagend und im gelegentlichen Kichern seinen brillanten Reimen bewusst. 2. Adam Green & Binki Shapirio – Adam Green & Binki Shapirio Adam Greens Anti-Folk zwängt sich in den Smoking und geht mit Binki Shapirio tanzen. Auch wenn wir diese Duette von Lee Hazlewood und Nancy Sinatra kennen- das muss man im Indie-Pop Format mal nachmachen ohne kitschig zu werden. 3. Blood Orange - Cupid Deluxe "Cupid Deluxe" war nicht selbstverständlich. Aber im Hintergrund dessen, was Dev Hynes als "Blood Orange" produziert, germixt und geschrieben hat, schlicht notwendig. 80er Pop, Funk, Dub und Michael Jackson in die Gegenwart holen, kann keiner wie er. 4. Daughter - If you leave Diese Platte hat uns nichts vorgemacht: Sie spricht an uns vorbei mit einer Person die dieser, die uns so weh getan hat so ähnelt. Sie trauert subtil, implodiert in unseren Innersten in purer Noise-Melancholie. Irgendwann dann, der euphorische Ausreißer "Human"- er musste kommen. Wir haben abgeschlossen: Mit uns, nicht mit Daughter. 5. Baths - Obsidian Entwaffnend, dann wenn man am wenigsten damit rechnet. Mal schnell gespulter Math-Rock auf Elektro, mal dissonant wie ein kaputter Game-Boy mal wieder reduziert auf die pure Harmonie. Unbeschwertes Pop-Schreiben kann man eben hören.
Gerald C. Stocker
SONGS: 1. Nick Cave and the Bad Seeds – Mermaids Ein berührend melancholisches, schmeichelweiches Kleinod, bei dem Cave auch endlich mal wieder seine sonstigen Predigtattitüden bei Seite lässt. Quasi „The Ship Song“ 2.0. 2. Lloyd Cole – Myrtle & Rose Eine sanfte Ballade, bei der Cole gekonnt seinen 80er Jahren Schmelz in der Stimme auspackt und die gute alte Zeit noch einmal Revue passieren lässt. 3. Morrissey – Satellite of Love Der britische Barde hatte dieses Cover bereits bei seinen letzten Live Konzerten ausgiebig zelebriert. Nach dem schmerzvollen Abgang von Lou Reed gibt es das Ganze aber nun auch als Singleauskopplung. 4. The Wave Pictures – Better to have loved Dem Songtitel kann man schwer etwas hinzufügen. Und jeder, der erleben durfte, wie es ist, jemanden zu lieben, wird es nicht mehr missen wollen und diesen Songs nur allzu gut verstehen. 5. Edwyn Collins – Down the Line Wenn Collins seinen charakteristischen Bariton anstimmt und über sein wahrlich nicht leichtes Leben philosophiert, kann man nur schweigend dazu mit dem Kopf nicken. Und doch schwingt in jeder Zeile Hoffnung mit. ALBEN: 1. Nick Cave and the Bad Seeds – Push the Sky Away In ein paar Jahren wird man vielleicht über dieses Album sagen, dass es sich dabei um sein erstes großes Alterswerk gehandelt haben dürfte. 2. Suede – Bloodsports Nachdem sich Brett Anderson einige Jahre solo etwas abgemüht hatte, ist er mit diesem Comeback Album wieder im sicheren Hafen seiner glamourösen Stammformation gelandet. 3. Manic Street Preachers – Rewind the Film Seit Anbeginn ihrer Karriere (Ende der 80er Jahre) gelingt es den damals noch vier, mittlerweile drei Walisern nicht, mich zu enttäuschen. Abermals ein großes Indie-Rock Meisterwerk mit nachhaltigen politischen Texten. 4. Miles Kane – Don´t Forget Who You Are Das zweite Album des Mod-Tausendsassas und Ex-Last Shadow Puppet ist zwar nicht mehr ganz so überraschend wie sein Debüt, aber eine absolute Bestätigung seines Könnens. Die Zukunft – wenn nicht sogar Gegenwart - des Brit-Rocks. 5. Glasvegas – Later ... When the TV Turns to Static
Shoegazing trifft auf Indie Power Pop und erhebt dabei auf existenzialistische Weise Alltagsgeschichten in den Rang von bitteren Sozialdramen.
TOP 5 Konzerte in Ö 1. Edwyn Collins (Bluebird Festival) Ein beeindruckendes Konzert, bei dem man spüren konnte, wie sehr Collins nach seinem Schlaganfall von ein paar Jahren wieder Lust aufs Musizieren hat. 2. Nick Cave and the Bad Seeds (Gasometer) Cave scheint jünger und kraftstrotzender denn je zu sein und hatte wirklich Spaß daran, mit dem Publikum zu kommunizieren. 3. Tim Burgess (Chelsea) Anfänglich war dem charismatischen Sänger der Charlatans noch anzusehen, dass er sich über die wenigen Besucher wunderte, aber dann ließ er es so richtig krachen. Ein seltenes Glück für all die wenigen, die trotzdem da waren. 4. Peter Hook & The Light (Flex) Überraschend unpeinlicher Auftritt des Ex-Joy Division und New Order-Bassisten, der mit seiner Jungspundband erschreckend authentisch den räudigen Sound der frühen 80er Jahre reproduzierte und dabei trotzdem nicht zum billigen Ian Curtis Plagiat verkam. 5. Lloyd Cole (Szene) Seine Hits (und es waren nicht wenige, wie man bei diesem Konzert wieder feststellen konnte) entstammen noch aus einer Zeit, wo man Texte auf Grund ihrer lyrischen Qualität noch inhalierte. Nur mit viel Charme und Gitarre bewaffnet, beglückte Cole seine Fans ohne viel Schnick-Schnack bei einen stimmungsvollen Sitzkonzert.Johannes Laminat
Singles: 1. Four Tet - Kool FM Von der Seite kannten man Kieran Hebden noch nicht, war eine große Überraschung und entspricht mit Jungle-Break zwischen simpler Bassline und bumpender Kick dem schnönen Zeitgeist. 2. Galcher Lustwerk - Tape 22 Whiter Material ist mein Label des Jahres. Working Class Techno für alle und dann doch nur für jene, die eine der 300 Stück (vorerst) limitierten Platten ergattern konnten. Galcher Lustwerk rappt sich mühelos in die Gehörgänge der Dancefloor-Nerds und das ganz ohne blöden Klamauk. 3. Innershades - Nina At The Boiler Room Der junge, belgische Produzent schafft mit dem Track auf zwei Phänomene zugleich zu referenzieren und zeigt die Beginne einer neuen, vermutlich riesigen Acid-Welle, welche 2014 auf uns niederbrechen werden. 4. Greg Beato - Untitiled (A1) - Russian Torrent Versions Ein 19-jähriger Produzent aus Miami steht für eine neue Generation, die Saturation und Distortion mit der Muttermilch mitbekommen habe. House ist nicht House ist nicht Techno. 5. Innerspace Halflife - Ghosteppin Hakim Murphy und Ike Velez mit einem transzentalen House-Entwurf für galaktische Partys jenseits unserer Milchstraße. Alben: 1. Atoms For Peace - Amok Tom York in einer wahnwitzigen Formation ruft mit "Amok" zur Gewalthandlung auf und führt so siegessicher per "Default" die Laminat'sche Jahresliste an. 2. Steve Tang - Disconnect To Connect Zum Teil fünfzehn Jahre alte Tracks werden auf dem Label Smallville vereinigt und somit debüttiert Steven Tang in Hamburg mit zeitlosem Chicago Jack gepaart mit Detroit Soul. 3. Laurel Halo - Chance Of Rain Die einzige Dame in meiner Album-Bestenlsite. Ihr zweites Album wieder auf Hyperdub. Hybridschwein aus Post-Industrial-Techno und Ambient-Electronica. Zum drin suhlen. 4, Run The Jewels - Run The Jewels Die Gobblins sind erwacht und wer Zeilen wie "I'll pull this pistol, put it on your poodle or your fuckin' baby." droppt, verdient es hier gelistet zu sein! 5. Ron Morelli - Spit L.I.E.S. Mastermind Ron Morelli releaste sein Debüt auf Hospital Records. "Stress record" trifft es am besten und bewahrheitet sich schon nach dem ersten Mal hören. Trackwünsche während des Auflegens 2013 absteigend anhand ihrer Häufigkeit: 1. Paul Kalkbrenner (Wirklich?! Fällt euch nichts anderes ein?) 2. Oliver Koletzki (Der war letztes Jahr nicht mal in den Top 10) 3. Happy Birthday (to you) (Kenn ich nicht. Von wem ist der?) 4. Irgendeinen HipHop (Das machen andere Kollegen. Ich nur wenn es keiner will!) 5. Sonnentanz (Schleicht dich oida, bevor...)
Jonas Vogt
Julia Gschmeidler
Songs: 1. Marteria - Kids "Jeder steht jetzt auf der Liste, niemand geht mehr hin". Marteria widmet seiner Generation Langeweile einen Part auf "Zum Glück in die Zukunft II". 2. Konea Ra - Boy Einmal live gesehen und man bleibt Fan von dieser perfektionistischen musikalischen Arbeit. 3. Average - Dolce Notte Alleine das Video in Mailand bleibt wie der lila-grüne Nebel darin im Kopf. Ein Stilbruch des österreichischen Rappers, den er ruhig öfter begehen kann. 4. James Blake - Retrograde Dieser junge Herr verleiht "Gefühl" eine neue Bedeutung. Auch einige Remix-Varianten davon sind ein wahres Kunstwerk. 5. Max Herre & Sophie Hunger - Fremde Nesola-Rapper Max und die Schweizer Sängerin haben sich bereits bei "Berlin - Tel Aviv" als großartiges Ensembler herausgestellt. Alben: 1. Monobrother - Unguru Endlich hat sich mal jemand dem Wiener Ungustltum-Thema angenommen, denn Hommagen an die Stadt gibt's eh schon so viele. Raptexte, die die Donaumetropole braucht. 2. Grim104 - Grim104 Überraschungsbonbonniere aus dem Brandenburger Umland. Vom Männerduo "Zugezogen Maskulin" zu wahnwitzigen Drogenausflügen in Sternstunden der Bedeutungslosigkeit. 3. Image CTRL - Better Living Through Image CTRL Debütalbum eines Berliner Künstlerkollektivs, das irgendwie niemand bemerkt, und doch so großartig ist. 4. The Unused Word - ∞ Die österreichische Produzentin und Sängerin von Duzz Down San will uns doch nicht wirklich erzählen, dass das ihr Debütalbum ist? Mondäner Sound, der viel mehr nach New York als Wien klingt. 5. Tree - Sunday School II Der “father and creator of soul trap" mit seinem Überraschungsmixtape aus Chicago. Und sowas gibt's auch noch gratis... Überraschungen 2013 1. Oreos sind vegan 2. Die Wahnsinns-TV-Serie Borgen 3. Das Morisson beschallt die Zieglergasse 4. Die andauernde Notwendigkeit eines Equal Pay Days 5. Die Unendlichkeit der RIP-Flut für Stars auf Facebook
Kevin Reiterer
TRACKS: 1. CHVRCHES – Recover (Cid Rim Remix) Der möglicherweise beste und wichtigste Remix des Jahres – Chvrches repräsentieren das Musikjahr 2013 auf glanzvolle Weise, Cid Rim poliert den Song noch ein Stück weiter auf Wettkampf-Optik. 2. Disclosure – When A Fire Starts To Burn Der Opener des wohl zentralen Albums des UK Garage-Revivals führte zusammen, was monatelang durch die Blogs geisterte, spätestens im Sommer konnte dann jeder mitsummen. 3. Nicks, Grohl, Hawkins, Jaffee – You Can't Fix This Stellvertretend für einen der großartigsten Musikfilme des Jahres mit dazugehörigem Soundtrack. Stevie Nicks läuft, erstmals seit Jahrzehnten möchte man fast sagen, zur Höchstform auf. 4. Oliver Huntemann & Dubfire – Aire (Matador Remix) Nicht nur einer der treibensten Tracks des Jahres, sondern auch die würdige Fortsetzung einer langjährigen Kollaboration, Weiterführendes dazu auf der 5 Jahre Ideal Audio-Compilation. 5. Pearl Jam – Sirens Seit einigen Alben schon perfektionieren Pearl Jam jene Sache, der sie anfänglich den Krieg erklärt hatten – geschmirgelte Pop-Rock-Balladen. Zweifelsohne: schmalzig, umso inniger: Eddie Vedder. Alben: 1. Andreas Henneberg – Mountain Ein Album wie aus einem Guss – dort langsamer, da heftiger, doch stets in der richtigen Balance. Klare Stand-Out-Tracks, feine Überleitungen und gelungene Features. 2. Kölsch – 1977 Weniger Album, mehr Trackrepertoir-Posing, nichtsdestotrotz eine Machtdemonstration in Sachen Clubmusik – sowohl des Dänen selbst, als auch von der im Jubiläumsjahr befindlichen Kompakt-Gang. 3. Maya Jane Coles – Comfort Dieses magisches Debüt zwischen Dub und House, schafft es nicht nur Groove wieder sexy klingen zu lassen, sondern haucht auch nebenbei der (elektronischen) Musik wieder Leben ein (take this Daft Punk). 4. Subjected – Zero Das Debütalbum macht Subjected nicht nur zu einem Opitionleader des Genre, sondern bohrt sich auch durch Mark und Knochen. Darüber hinaus fügt es dem Berliner Techno-Betonjungle ein eigenständiges Kapitel hinzu. 5. Young Galaxy – Ultramarine Die ehrlichsten und treffsichersten Indie-Pop-Songs des Jahres, ein Album voller Ohrwürmer, Wohlfühl-Momenten und Mitreiß-Stimmung. Die 5 bildgewaltigsten Filme: 1. The Grandmaster Wong Kar-Wai's furioses Kung Fu-Spektakel schafft es mit millimetergenauen Kampf-Choreographien und musealen Kameraeinstellungen die etwas flache Story auszublenden. 2. Gravity Der Atem stockt nicht nur wegen des ausbleibenden Sauerstoffs für Sandra Bullock mehrmals, auch die glasklaren Aufnahmen und wilden Kamerafahrten im luftleeren Raum sind eine Klasse für sich. 3. Pacific Rim Guillermo Del Toro's Endzeitepos hat den Summer of Doom als Non-Franchise-Movie hervorragend überstanden und markiert mit denkwürdigen Jäger vs. Kaiju-Materialschlachten den Blockbuster-Climax des Jahres. 4. Spring Breakers Kunterbuntes, in Neonfarben gehaltenes, Machwerk, dass zwischen Springbreak-Exzess und menschlichen Abgründen switcht, als würde man sich per Random-Funktion durch Spotify klicken. 5. World War Z Der vorläufige Höhepunkt des Zombie-Revivals – wuchtige Massenszene, gedopte Untote und ein Hauptcharakter, der nicht unnötig zum Retter der Welt hochstilisiert wird.
Manuel Fronhofer
Songs 1. Bilderbuch – Maschin Wenn Indie-Boys mehr wollen als nur ein bisschen spielen: »Maschin« ist musikalisch wie textlich eigenwillig, geradezu großspurig und auf schräge Art sexy. 2. The Preatures – Is This How You Feel? Die Australier bewegen sich im Grenzbereich von Soft Rock, Disco-Pop und New Wave. Mit »Is This How You Feel?« ist ihnen eine Weltnummer rausgerutscht. 3. Daughter – Smother Die volle Wucht der leisen Töne – diese Redaktionslieblinge rund um Elena Tonra sind junge Meister ihres Fachs. 4. Generationals – Put A Light On Der Indie-Pop des Duos aus New Orleans gibt sich hier von seiner verspielt-elektronischen Seite. Als locker-leichten Ohrwurm wird man »Put A Light On« zumindest ein Jahr lang nicht mehr los. 5. Mile Me Deaf – Brando Am Cover ihres Debütalbums gibt’s Zuckerwatte zum Dosenbier. Bei »Brando« betonen Mile Me Deaf, so scheint’s, die süße Seite ihres Slacker-Pop. Das Herbe liegt dann im Detail. Alben 1. Parquet Courts – Light Up Gold Zappeliger Post-Punk hat hier genauso seine Spuren hinterlassen wie lässig verhatschter Indie-Rock. Die Band aus Texas hat es natürlich nach Brooklyn verschlagen, und davon erzählen dann auch ihre Songs – vom Stadtleben als Proto-Slacker. Mehrere Male ist in 80 Sekunden alles gesagt, »Stoned And Starving« beweist aber, dass die Parquet Courts auch auf längerer Strecke die Spannung halten können. Sehr lässig. 2. Foxygen – We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace & Magic Ein Sack voller Ideen, die in der Mehrzahl nicht von Foxygen selbst stammen, aber mit großer Selbstverständlichkeit zu einer bunten Collage zusammengefügt worden sind. Dylan, Bowie, die Beatles, die Stones, Lou Reed, T-Rex – alles meisterlich einverleibt. Musik ähnlich sprunghaft wie die von MGMT, dann aber doch ein bisschen mehr bei sich und der Sache. Darüberhinaus: verdammt catchy! 3. Vampire Weekend – Modern Vampires Of The City Immer schon gut, dieses Mal vielleicht noch ein bisschen besser: Vampire Weekend haben auf ihrem dritten Album die Afrobeat-Einflüsse weiter heruntergefahren und setzen auf größere Ernsthaftigkeit. Musikalische Zitate gibt es nach wie vor – die Vergangenheit soll ja in die Zukunft nachwirken. Dazu immer wieder Samples, Verfremdungseffekte und andere Produktionsdetails. Besonders schön: wenn die Band zeigt, wie Chamber-Pop 2013 klingen muss. 4. Sebadoh – Defend Yourself Eineinhalb Jahrzehnte nach ihrem letzten Album haben sich Sebadoh also zurückgemeldet – in bemerkenswerter Form und so vielfältig wie sie es im Verlauf ihrer Karriere immer schon gewesen sind. Herzschmerz und Sanftheit, Wut und Lärm – die Bandbreite wird natürlich durch die beiden Songwriter Lou Barlow und Jason Loewenstein bestimmt, und die ergänzen sich ganz wunderbar. 5. Okkervil River – The Silver Gymnasium Auf dem siebten (regulären) Album seiner Band erinnert sich Will Sheff an seine Jugendzeit. Als frühe Meister des gleichermaßen zu Überschwang und Melancholie neigenden Indie-Rock mit Folk-Schlagseite haben Okkervil River den Ton dieses Mal zwar etwas gemäßigt – die Sache zielt aber immer noch direkt ins Herz. Konzerte, die ich mir – anders als geplant – entgehen lassen musste 1. Pixies – Wien, Gasometer 2. Parquet Courts – Barcelona, Primavera Festival 3. The XX – London, Night + Day Festival 4. Built To Spill – Wien, Flex 5. Is Tropical – Wien, Flex
Max Zeller
SONGS 1. Mieux – Guns Frische Beatbastelei aus Österreich. Feux und Minor Sick hauen unter dem Namen Mieux wunderbare Future-Electronica von internationalem Format raus. „Guns“ kann es locker mit Hudson Mohawke-Produktionen aufnehmen. 2. Earl Sweatshirt – Burgundy Der junge Rapper wurde heuer zwar eine Spur zu hoch in den Himmel gehypt, aber die Kombination aus Earls tiefem Stimmchen und dem Pharrell-Beat ist einfach unschlagbar zwingend. 3. Scout Niblett – Gun Mit Abstand der straighteste und beste Trennungs-Song seit Langem. Die eiskalte Rock-Nummer mit Killer-Riff und Textzeilen wie „Maybe you’ve been holding her hand or watching her shitty band...“ gibt Kraft bei Herzscheiße. 4. Sophie – Bipp Schon wieder kommt ein junger Numbers-Act quasi aus dem Nichts um die Ecke gebogen und schnalzt uns eine Dancefloor-Perle mit zuckrigem Pop-Appeal um die Ohren. Funktioniert im Club, auf dem Mp3-Player und in den Charts. 5. Lady Gaga – Dope (Live at Youtube Music Awards) Der Song ist in der Album-Version eher Schrott, aber Lady Gaga schaffte es „Dope“ bei den Youtube Music Awards mit Hilfe von Klavier, Tränen und Spike Jonze-Inszenierung in einen Pop-Diamanten zu verwandeln. Selbst der etwas seichte Text bekommt so plötzlich eine fast mythische Tiefe. Der Pop-Moment des Jahres. Bitte anklicken, muss man gesehen haben. Alben 1. Dean Blunt – The Redeemer Hype Williams-Hälfte und notorischer Viel-Produzierer Dean Blunt legt mit der offiziellen Platte „The Redeemer“ sein Opus Magnum vor. Wunderschöne Musik zwischen Soundcollage, Avantgarde-Pop und Singer-Songwritertum. 2. DJ Rashad – Double Cup Chicago hat einen neuen Club-Helden. DJ und Produzent Rashad hievt Juke und Footwork mit „Double Cup“ auf die große Bühne. Sein erstes Album auf dem renommierten britischen Label Hyperdub ist soundseitig breit aufgestellt und wirkt fast so wie der erste Juke-Blockbuster. Die Platte macht deutlich wie vielseitig DJ Rashad und wie vielschichtig und zwingend seine Musik ist. 3. Autre Ne Veut – Anxiety Ein Album voller Pop-Perlen. Autre Ne Veut zeigt wie sich spannende und zeitgenössische Popmusik anhören muss. 4. Yung Lean – Unknown Death ホ知の死 2002 Ein 16-jähriger Schwede mit Anglermütze gehört zu dem Spannendsten was das Internet heuer ausgespuckt hat. Seine Crew mit dem Namen „Sad Boys“ besteht aus Rappern, Produzenten und Digital Natives. Fein angetrancte HipHop-Beats, schrullig hinkende Raps und postmoderne Überhöhung sind das Spezialgebiet der Mannschaft. „Unknown Death ホ知の死 2002“ von Yung Lean ist der bisher beste Release der Kids. Das Mixtape aka das Album gibt es als gratis Download im Netz. Zahlt sich aus. 5. Stellar Om Source – Joy One Mile Die Musikerin verschmiert Detroit Techno, Acid, krautige Disco, Chicago House und ganz viel synthverliebte Electronica zu einem spannenden und vorallem eigenständigen Klangbild. Zukunftsmusik die in die Vergangenheit schaut und sich nicht mit Dancefloor-Standards zufrieden gibt. Auch live mehr als überzeugend. 5 Top-DJ-Sets in Österreich 2013 1. Theo Parrish @ Grelle Forelle 2. Special Request @ Elevate Festival 3. DJ Rashad @ Club Titanic 4. Ben UFO @ Pratersauna 5. A Made Up Sound @ Fluc Wanne
Nicole Schöndorfer
Songs: 1. James Blake – Life ‘Round Here feat. Chance The Rapper Eine Best-Of-Liste ohne James Blake gab es in den letzten zwei Jahren nicht. 2013 kann das nicht anders sein. Mit Chance The Rapper hat sich der Londoner ein respektables Gegenüber ins schwarz-weiße Cabrio geholt, um die ohnehin schon haarsträubende Single „Life ‘Round Here“ auf den Höhepunkt ihrer Großartigkeit zu remixen. 2. Salute – Diamond Glares Der Salute ist aus Wien, klingt aber schon schwer international. Er meinte vor einem halben Jahr, er kenne sich nicht aus mit Musiktrends, mittlerweile setzt er sie wohl ganz unbewusst selbst. Mit Mega-Tracks wie „Diamond Glares“ war der Sprung von der Soundcloud-Gesichtslosigkeit zum dicht gedrängten Club-Floor ein unbedingt notwendiger. 3. Banks – Waiting Game prod. by SOHN Girl-Crush 2013 ist definitiv Banks. Die ist nämlich nicht nur sehr fesch, sondern auch sehr schlau und schnappt sich für jeden ihrer Songs einen anderen Superproduzenten. Kaytranada, Jamie Woon, Totally Enourmous Extinct Dinosaurs und schließlich Sohn, den wir sowieso alle lieben. Sehr heißes Dauerschleifen-Material. 4. Lightning Dust – Loaded Gun Die Presse am Sonntag und Fm4 haben “Loaded Gun” irgendwann einmal zum Song der Woche erkoren. Das fand ich damals sehr super und verdient, weil es eine richtig gute Nummer ist. Die Stimme erinnert ein bisschen an The Knifes Karin Dreijer und der Beat ist derselbe wie bei „Closer“ von Nine Inch Nails. Sehr super eben. 5. Rhye – 3 Days Wenn schon nicht bei den Alben, dann unbedingt bei den Songs. It’s just my nature/ I ruin love. […] I’m killing you. „3 Days“ ist eine dieser hochintensiven, deepen R’n’B-Nummern, die das Genre besonders dieses Jahr vollkommen umgekrempelt haben. Kühle Eleganz untergrub die ehemals heißen Beats, Sorge die Leidenschaft. Alben 1. Daughter – If You Leave. Bestes Bestes. Alle, die mich kennen, wussten das jetzt natürlich. Aber bitte, welches andere Album war 2013 so perfekt in seiner Gesamtheit und dabei so unvergleichlich unprätentiös? Eben. Daughter haben Schwermut heuer mondän gemacht, spielten Melancholie, als wäre sie Luxus. „If You Leave“ wird weit über die Jahreswende hinaus relevant sein. Zumindest für mich. 2. Kelela – Cut 4 Me. Bestes Aphrodisiakum. Aphrodisiakum deshalb, weil „Cut 4 Me“ ganz schön sexy ist. Subtil zwar, aber doch sehr. Halt nicht Nackerpatzl-Robin-Thicke-sexy. Kelela hat sich jedenfalls irgendwo zwischen kühlem R’n’B und knatterndem Post-Dubstep ein unberührtes Fleckchen Musikgegenwart angeeignet und ihr Debüt, das eigentlich als gratis Mixtape erschien, genau dort bis zur äußersten Raffinesse kultiviert. 3. Autre Ne Veut. Bester Herzschmerz. „Anxiety“ ist hingegen alles andere als subtil. Arthur Ashin ballert einem seine Gefühlsschwankungen ungebremst um die Ohren. Schmerz, Einsamkeit, Sex, Ergebenheit, alles, ummantelt von einer eisigen (Existenz-)Angst, so übertrieben pathetisch und dabei doch so vollkommen ehrlich. Ein fast unpackbar großartiges Album. 4. Chvrches - The Bones Of What You Believe. Bester Hype. Natürlich sind Chvrches unter den Top 5. Ich müsste schon lügen. Und das klingt leider nicht so zuckersüß wie bei Sängerin Lauren Mayberry. Ja, lustig. Jedenfalls haben sich Chvrches mit ihrer ganz einfachen Formel zum Pop-Hype des Jahres gemausert. Überlebensgroßer Elektropop, dabei ganz sauber und anständig. 5. Disclosure – Settle. Bester Kompromiss. Das Jahr war ein sehr erfreuliches, es gab mehr als fünf gute Alben. Der Kompromiss lag bei der Auswahl aus London Grammar, King Krule, Savages, Rhye, u.ä. mit Disclosure aber doch irgendwie auf der Hand, haben uns die Lawrence-Brüder doch mit einem richtig guten, abwechslungsreichen Dancepop-Album versorgt. AMIRAS 5 TOP-STATUSMELDUNGEN
"An Germanistik hat mich nämlich nicht nur die Literaturtheorie, sondern auch die Phonetik interessiert. Wie sich die Laute in deiner scheiß Goschn bilden." - that what he said.
"He Dame, schaust du nachdenklich aus. Is deine Freund? Is ein Trottel, weil schaust leiwand aus. Musst du vergessen und Spaß haben." - Der Pizzamann bei der Spittelau ist psychologisch-analytisch top, Pizza Funghi kann er halt nicht so gut.
he, hat wer die telefonnummer vom SOHN. also ich würd den gern heiraten. 1. weil er heiß ist. 2. weil ihn das sicher unglücklich machen wird. und unglückliche leute machen immer suuuper musik. und das bringt uns allen was. ich opfere mich da gern dafür. he, SOHN, hörst du das, ich kann dich sehr unglücklich machen!!! aja neues lied hat er auch, mein mann.
ich hab ein lied geschrieben. es heißt "ich werde niemals einen job finden". es ist ein trauriges lied.
ich hoff, ich werd in diesem leben jemanden mal so sehr lieben wie #drake sich selbst.
Stefan Niederwieser
Songs: 1. Neko Case – Man Eine Hymne ans Genderbending – simple Chords, einfache Sätze, riesiges Tempo, irrer Drive. Nicht nur Lady Gaga und Katy Perry können sich wie Typen anziehen, Neko Case singt auch noch in euphorischer Selbstverständlichkeit über ihr Mann-Mann-Sein. 2. Cid Rim – Red Ocean Der alte John kannte den Trick auch schon, der Bach, der John Sebastian. Nimm zwei Stimmen und lass sie ganz nahe aneinander tanzen. Bei “Red Ocean” tut das ein Synth mit sich selbst, selbe Tonhöhe, einmal auf jede Viertel, stur und simpel, zur Klimax gehen sie zurück zum flirrenden Monoton, während im Hintergrund Jazz und Hip Hop geil funkeln. Außerdem sieht Cid Rim ein bisschen aus wie ein Fleischer mit Zwangsneurose, wenn er auf seine MPC klopft. 3. Shlohmo ft Jeremih – Do It Right Yeah, ich liebe es wie du mich reitest, wenn du mich richtig nimmst. Zeilen wie diese werden durch durch Shlohmo gefedert, gefroren und vergoldet. Hier ist Sex, Liebe und Kunst dasselbe. 4. Autre Ne Veut – Play By Play Es ist ein kleines Wunder, dass dieser Song aufgeht. Er hat keine Strophe, keinen Refrain, keine Coda, keine klassische Struktur, er entwickelt sich linear zu seinem Höhepunkt hin, als unendliche Steigerung, mit allem was man an Expression aus synthetischen 80s Sounds heraus pressen kann. Verlass mich nie, singt er dazu vergeblich. 5. Angel Haze – Echelon (It’s My Way) Man kennt das, geile Autos, all die Haters, selbst ein bisschen Messias, ich mach mein Ding und das geht gezählte 15 Mal raus an all die Bitches. Das Video ist voller Fashion-Gadgets und lässig abgehangenen Gestalten. Pop ist eben auch Lifestyle. Und Angel Haze hat mit “Echelon" heuer Cool mit Dreck am Knie definiert. Alben: 1. Disclosure – Settle I Can Has The Sound Of Dance Music 2013 2. Justin Timberlake – The 20/20 Experience Dass das beste, effektivste R’n’B-Album 2013 von dem Ex-Nsync-Weissbrot kommt, ist ein bisschen unglücklich. Aber funktioniert nunmal vorm Kamin, beim Heimtorkeln im Schneegatsch, auf der Cocktailparty, unter der Dusche und auf dem krachigen Autoradio. Timbaland says: Check It Out Now, Aha! 3. Daughter – If You Leave Winter kommt. Seelen anstechen, Qualm, schwere Pauken, Songs von Schuld, Liebe und Ersticken. Daughter lassen die Wucht einfacher Worte sprechen. Eigentlich macht Xavier Naidoo das genauso, mit demselben biblischen Gehabe. Daughter sind halt die coolen, kalten Alt-Testamentarier. 4. James Blake – Overgrown Von allen zweiten Alben, die klangen wie das erste, hat James Blake den beste, selbe Album gemacht. 5. Oneohtrix Point Never – R Plus Seven Der Kapitalismus ist in sich zusammen geklappt und trotzdem ohne Alternativen. Vaporwave war der Sound dazu. Seither sind zwei Jahre vergangen. So klingt hyperdigitale Vanitas. Weder Song, noch Album: 1. Bilderbuch – Feinste Seide Zum Glück sind die 300 Stück farbiges Vinyl nicht nummeriert, sonst wär es irgendwann viel wert. Der gelbe Lamborghini in “Maschin” war es davor schon. Der kecke Blick, die wasserstoffblonden Locken und die schlauen Antworten von Maurice Ernst sind es gerade jetzt. Und die großartigen Hemden des restlichen Quartetts können auch nicht von dieser überlebensgroßen Popmusik ablenken. 2. Hudson Mohawke – Hud Mo 100 Dem cremigen Milchbub aus Glasgow ist es ordentlich zu Kopf gestiegen, dass er zwei Tracks auf Kanye Wests “Yeezus” produziert hat – die Befürchtung war unberechtigt. Stattdessen hebt er also aus der halbtoten Kunstform Mashup/ Edit tatsächlich irisierende Perlen. Bei 2:22 ist auf “Kiss Kiss” außerdem der wohl charmanteste Fehler der Zehner Jahre zu hören. 3. Kelela – Cut 4 Me Musik wird ja in ihren besten Momenten zu mehr als nur ein paar hübschen oder traurigen Songs. Liebe allein ist nicht genug, Kelela weiß, sie hat die Zukunft gesehen und sie ist vorbei. Sie hallt noch nach, während Kelela ganz unironisch aus dem Müll des jungen, digitalen Zeitalters etwas Neues macht. 4. Sampha – Dual Drake, Jessie Ware und Sbtrkt sind nicht die schlechtesten Empfehlungen. Die wollten Samphas Samtorgan unbedingt auf ihren Songs. Der Brite veröffentlicht äußerst selten, dürfte sehr schüchtern sein. Nebenbei ist er an Zartheit schwer zu überbieten. 5. Banks – London Wenn man das Pop-Produzenten-Prinzip geradlinig in schattigen Post-Dubstep übersetzt, kommt cirka Banks heraus. “This It What It Feels Like” wurde von Jamie Woon ausgetäfelt, “Waiting Game” von Sohn (unser Feber-Cover), es weht ein kalter Wind, und die Eulen sind nicht was sie scheinen. Das hat so 2013 nichts an Magie verloren.
The Gap spart sich traditionell eine "Die 50 Besten Alben"-Monsterliste à la Pitchfork. Wir sind uns bei der Einschätzung von Alben zwar meist grundsätzlich einig. Wenn wir sie aber halbwegs im Konsens in eine auf- oder absteigende Reihenfolge bringen müssten, gäbe es in unserem Büro in der Favoritenstraße wahrscheinlich Tote.
Also lassen wir unsere Autoren lieber persönlich zurückblicken. Jeder hat sein iTunes, seine Notizen, seine Facebook-Statuseinträge durchforstet und dabei Listen gemacht: 5 Songs, 5 Alben, und eine beliebige weitere 5er-Liste – alles nicht unbedingt geordnet.
Dabei sind uns wahrscheinlich allen dieselben, klassischen Gedanken durch den Kopf gegangen ("Kann ich Disclosure wirklich gar nicht drin haben?", "Tu ich Daughter eher unter Album oder Song des Jahres?" "Moment, da ist ja jetzt gar kein Hip Hop drin!"). Trotzdem hatten wir viel Spaß. 2014 kann kommen.