Model sein: Wie man aber posieren und dabei seinen eigenen künstlerischen Anspruch verwirklichen kann, zeigt Model/ Fotografin Flora P. in ihrer neuen Ausstellung.
Flora P. war Model. Nun ist sie Künstlerin und ihr eigenes bevorzugtes Motiv. Ab Montag stellt die Aktfotografin im Atelier Vote aus. Diese relativ junge Galerie für zeitgenössische Kunst, ist als offener Raum ausgelegt. Es ist eine "Schnittstelle zwischen der etablierten Kunstszene und jungen Künstlerpersönlichkeiten." Mit "selfs" zeigt Vote nun seine erste Fotoausstellung. Die Aktfotos sind durchaus herausfordernd. Denn obwohl man meint hier alles von Flora P. zu sehen, bleibt ihre Persönlichkeit dennoch im Verborgenen.
The Gap hat mit ihr und Atelierbetreiberin Sappy Rauth gesprochen.
The Gap: Du gibst dich in deinen Akten sowohl emotional als auch körperlich Preis – bist gleichzeitig Künstlerin und Objekt. Fühlst du dich dem Publikum ausgeliefert?
Flora P.: Nein. Ich fühle mich freier meine Phantasien und die Gestaltung meiner Fotos genau so umzusetzen, wie ich es mir vorstelle und muss mich niemandem unterordnen. Ein Stück der Anonymität gebe ich aber definitiv auf. Meine gesamte Persönlichkeit ist in meinen Fotos aber natürlich nicht zu sehen. Lediglich ein Teil meines Seins.
Ist es eine bestimmte Rolle, die du mit deinen Fotos darstellen willst, oder sind es unterschiedliche Frauencharaktere?
Flora P.: Ich zeige verschiedene Facetten von Charakteren auf. Meine Bilder lassen sich nicht auf einen bestimmten Charakter oder eine Rolle reduzieren.
Welche Bedeutung hat Aktkunst deiner Meinung nach heute?
Flora P.: Durch die heutige, permanente Medienpräsenz von Nacktheit wird der Betrachter mit Nacktheit überfordert und überreizt. Ursprünglich hat Aktfotografie durch das Nacktsein allein seinen Reiz gewonnen. Heute muss sich der Künstlerische Akt von diesem Reiz abgrenzen.
Wo ist die Grenze zwischen „Akt“ und einfach nur ausgezogen?
Flora P.: Meine Nacktheit steht auf den ersten Blick im Vordergrund, aber bei näherer Betrachtung der Fotos kommen Gesicht und Haltung in den Fokus. Die Nacktheit befreit sich von dem restlichen Bild. Für mich wirken die Fotos intensiv, ausdrucksstark und zeigen mehr als "nur" bloße Nacktheit. Wie meine Bilder letztendlich wahrgenommen werden, liegt im Auge des Betrachters.
Sappy Rauth: Einen Künstler begleitet diese Frage ein Leben lang: „Was ist Kunst überhaupt?“ Wann beginnt etwas Kunst zu sein, wann ist es gerade nicht mehr Kunst? Ist es ein Handwerkstalent, oder hat es damit überhaupt nichts zu tun?
Ist Kunst letztendlich nicht genau der Zweifel an dem, was Kunst sein soll? Dieser Diskurs kann ja gar nie abbrechen, denn diese Beurteilung, diese Wertung obliegt auch einer gewissen Subjektivität. Und ich glaube, dass dieser Diskurs nicht nur spannend für die Künstlerszene ist, sondern auch für das Publikum.
Als Flora P. hast du dich vom Model zur Künstlerin emanzipiert – wie stehst du zur häufigen Rollenverteilung männlicher Fotograf/weibliches Model?
Flora P.: Heutzutage gibt es genauso viele weibliche wie männliche Fotografen. Je mehr Frauen die Fotografie für sich entdecken, desto mehr wird sich die Fotografie emanzipieren. Es ist nicht relevant ob ein Mann oder eine Frau ein Bild inszeniert. Wichtig ist, dass es authentisch wirkt.
Ob Flora P. authentisch wirkt, kann man von 11. Oktober bis 5. November im Projektraum Vote in Wien selbst beurteilen.