Es hat sich einiges getan bei Pauls Jets: Auf ihrem dritten Album gibt es dementsprechend entzückenden Pralinenschachtelpop mit klarer Handschrift.
Wenn jedem Anfang ein Zauber innewohnt, dann bei einem Neuanfang gleich: Dumbledore. Es hat sich einiges verändert bei Pauls Jets, die mit ihren ersten beiden Alben Lieblinge der Kritik waren. Zu viert ist man nun – bisschen mehr Instrumente, Saxophon ist ohnehin wieder im Kommen; Romy Park singt – ein bisschen mehr Tiefe, weibliche Stimme, Varianz, das ist schon gut so; und, natürlich die größte Änderung: Pauls Jets sind dem ureigenen kakanischen Trieb der Expansion gefolgt, haben den Sprung über die Grenze gemacht, neues Label Staatsakt, Berlin – sie gehen den Label-Weg wie einst die Gruppe Ja, Panik. Vergleich, Vergleich, oh mein Gott, Vergleich.
Man selbst sein
Während sich Pauls Jets vom Lotterlabel verabschieden, kannst du – nun aber wirklich! – Selbiges mit jeglichen Referenzen machen, denn spätestens mit dem Doppelalbum »Jazzfest« gibt’s auch wirklich niemanden mehr, der den Jets nicht absolute Alleinstellungsmerkmale mit dem Stempel ins Poesiealbum drücken würde. Weil: Das Man-selbst-Sein im Experimentellen, das Unverwechselbare im permanenten Wechsel, das kann schon was.
Egal, ob das jetzt elaborierter Schlager ist, ob Folk, Rock ’n’ Roll, Krautrock oder simple Popmusik – du hörst es jedem einzelnen der randvollgestopften 18 Lieder an, dass das Pauls Jets sind. Beginnend bei den kleinen Ideen – etwa das Intro an zweiter Stelle. Den mittelgroßen Ideen wie einem dem Namen und dem inhaltlich wohl als Hauptthema argumentierbaren Fliegen verpflichteten recht spacy anmutenden Effektklangbild. Und schlussendlich natürlich vor allem den ganz großen Ideen wie den recht massigen Hits – Geschmackssache, aber vor allem: das traumwandlerische schlagerschöne »Baby«, der treibende Ohrwurm »Lazy Nation«, das melancholisch-somnambule »So richtig in Love« oder der balladige Zehnminüter »Obstbaumwald«. Aber, und das ist das wunderbare an der Vielfalt, du findest ganz bestimmt ein paar andere Stücke, die zu deinen Lieblingen werden. Die Auswahl ist da und sie ist groß.
Das Album »Jazzfest« von Pauls Jets erscheint am 18. Februar 2022 bei Staatsakt. Aktuelle Konzerttermine der Band: 11. Mai, München (DE), Milla — 12. Mai, Erfurt (DE), Kulturquartier — 13. Mai, Hamburg (DE), Molotow Skybar — 14. Mai, Offenbach (DE), Hafen 2 — 16. Mai, Köln (DE), Die hängenden Gärten von Ehrenfeld — 17. Mai, Düsseldorf (DE), Kassette — 18. Mai, Ulm (DE), Gold — 19. Mai, Nürnberg (DE), Club Stereo — 20. Mai, Stuttgart (DE), Merlin — 21. Mai, Karlsruhe (DE), Kohi — 22. Mai, Nittel (DE), Weingut Karl Sonntag — 3. Juni, Wien, Flex — 4. Juni, Wiener Neustadt, Triebwerk — 28. Juni, Leipzig (DE), Ilses Erika — 29. Juni, Berlin (DE), Lido — 30. Juni, Bayreuth (DE), Glashaus.