Die Kunst des Ernst Molden atmet Wiener Luft: Als Musiker und Schriftsteller hat er das Wienerlied als auch Singspiel gleichermaßen erfolgreich wiederbelebt. "Hafen Wien" bespielt eine noch düstere Kulisse als den Wienerwald: Den Friedhof der Namenlosen.
Ernst Molden schöpft aus seiner Umgebung und diese Umgebung heißt Wien. Ob als Schriftsteller oder Musiker: Immer gelingt es ihm die Grenzen zwischen eingesessenen Wiener Befindlichkeiten, fernen musikalischen Verwandten oder sagenumwobenen Mythen zu verwischen. Mit seiner bisherigen Diskografie, sowohl Solo als auch in Projekten wie "The Red River Two", "die Herren" oder live mit dem Nino aus Wien oder Willi Resetaris, hebt er das alte Wienerlied aus der Traufe des Heurigen auf die Pop-, Blues-, und Cow-Punk und Rock-Bühne. Eine Rock-Oper wollte er für das Rabenhof Theater dann aber doch nicht schreiben. Und das ist gut so. Denn so konnte er mit seiner 2010 lancierten Produktion "Häuserl am Oasch" das Singspiel- ein längst tot geglaubtes Genre- wiederbeleben: Als Märchenposse im Wienerwald.
"Hafen Wien" begibt sich erneut in die Wiener Peripherie, nämlich in den Bezirksteil Albern, wo der Alberner Hafen an den Friedhof der Namenlosen grenzt. Zumindestens letzteres ist ein Ort, den man mit Argwohn begegnet. Molden transportiert dieses Gefühl gekonnt auf die Atmosphäre des Stückes: So entsteht ein Horror-Singspiel zwischen skuril-ausgewählten Protagonisten, sagenumwobenen Mythen und dem obligatorischen Bogen in die Gegenwart.
Ein exzentrischer Totengräber betritt die Bühne ebenso wie eine Verkörperung des Donauweibchens (Die Sage erzählt von einer lieblichen Tochter des Nixenkönigs der auf dem Grunde der Donau über ein großes Reich verfügte), eine geheimnisvolle Würstelverkauferin und der typische Wiener "Pensionisten-Grantler". Er macht einem jungen, aufstrebenden Stadplaner und seinen Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Zunehmend verliert er sich in einer Halbwelt zwischen Leben und Tod und im Traum.
"Hafen Wien" hat einen zentralen Konflikt zum Thema: Den Widerspruch zwischen Alt und Neu, Stillstand und Fortschritt und Irrealität und rationalem Denken. Zugleich behält es aber einen starken Fokus auf soziale und ökonomische Probleme einer von der Globalisierung gebeutelten Gesellschaft. Wie der Mensch trotz zunehmender Vernetzung vereinsamt und die daraus resultierende Flucht in transzendente Mythen findent in diesem Singspiel von den Toten einen theatralischen Widerhall.
Die Premiere "Hafen Wien" findet heute, am 25. September um 20:00 Uhr im Rabenhof Theater statt. Weiter Termine sind der 27., 28. September, 4., 5., 19., 20. Oktober und 9., 10., 26., 27. November. Begleitet wird das Spektakel von Ernst Molden und Band.