Frühe Musikfilme gelten oft als historische Kult-Dokumente, aber was bringen aktuelle Musikfilme – exklusive Einblicke oder nur Randnotizen? Die Poolinale-Veranstalter Lisa Humann und Hannes Tschürtz über „zeitgeistige Themen“ und die Narration des Films …
Im Fokus steht heuer das Reisen, also Themen wie Rastlosigkeit, Entwurzelung, aber auch Ruhm und Glück. Wie präsent ist das gerade jetzt, wo solche Erfahrungen eigentlich jeder Musiker kennt?
Lisa Humann: Für Musiker ist das Reisen tatsächlich ein immer währendes Thema und es hat seine Licht- und Schattenseiten. Das spannende am Reisen als Festivalthema war für uns, dass die Filme diesen Teil des Musikerdaseins dem Publikum näher bringen beziehungsweise das Publikum in den Filmen sogar mitnehmen auf ihre Abenteuer. Das ist einerseits schon fast romantisch, aber es findet auch oft ein bisschen Entmystifizierung statt. Es dreht sich immer wieder um den Gegensatz von Einsamkeit und Ruhm, Glück und Entwurzelung,
Trotz des Erfolgs der letzten zwei Jahre scheint ihr heuer größtenteils auf Bewährtes zu setzen, wie den Grammy-gekrönten „Big Easy Express“ oder den bereits drei Jahre alten „No Distance Left To Run“ der Britpop-Riesen Blur. Oder seht ihr das anders?
Lisa Humann: Das sehe ich anders. „Big Easy Express“ ist hierzulande eine Kinopremiere, die genannten Filme machen nur einen Bruchteil des Programms aus. Einerseits werden wir Filme von jungen, unbekannten Regisseuren und Künstlern zeigen, die bei uns noch keinen großen Namen haben – ich denke hier zum Beispiel an "Kidd Life", den Team Me-Film oder "Suuns Europe 2011", den Debutfilm von Regisseur Andi State. Andererseits haben wir eben mit den genannten oder auch "Sound City" wieder große Namen im Programm. Ich denke, ein Festival wie die Poolinale braucht beides – entscheidend dafür ob ein Film ins Programm kommt oder nicht ist aber letztendlich immer der Film als Ganzes und nicht der große Name des Regisseurs oder die grade super gehypte Band.
Ergeht es dem Musikfilm ähnlich wie den unabhängigen Plattenläden aus „Last Shop Standing“: vom Aufstieg zum Fall und zarte Wiedergeburt?
Hannes Tschürtz: Vielleicht. Am Vergleich gefällt mir die damit einhergehende Darstellung des Musikfilms als liebevolle Nische. Großer Mainstream ist mit Musikfilmen in unserem Interpretationssinn kaum zu machen, aber die Poolinale als alljährliche Zusammenstellung von niveauvollen Liebhaberprodukten zu sehen finde ich ein passendes und schönes Bild. Nicht umsonst teilen wir uns heuer einen Termin mit dem Record Store Day – das ergibt irgendwie Sinn.
Poolinale – Music Film Festival Vienna
18.-21. April im Top Kino