US-Comedystar Amy Schumer hat eine Autobiografie geschrieben. Man munkelt, dass in der Übersetzung viel satirischer Biss verloren gegangen ist. Mag sein. „The Girl with the Lower Back Tattoo“ gibt es jetzt jedenfalls auch auf deutsch und es ist trotzdem immer noch lustig.
Amy Schumer zählt zu jener Garde Humoristinnen aus dem US-Showbiz, die mit intelligent gespielter Derbheit, bissigen Pointen und absoluter Offenheit den Männerbetrieb zurecht stutzen. Das Time Magazine zählt sie übrigens zu den 100 einflussreichsten Künstlern der Gegenwart. Und ja, Schumers Witz, ihre Themen und ihre Agenda wird gerne kopiert. Nun liegt seit einiger Zeit ihre Autobiografie „Inside Amy Schumer – Aus meinem Leben“ (Piper Verlag, 2016) vor, das ganz im Sinne moderner Künstlerbiografien die Grenze zwischen Kunstfigur und Mensch verschwimmen lässt. Ob als Kalkül oder als Schnellschuss erschließt sich leider nicht immer. Unterm Strich bleibt aber ein durchaus amüsantes Buch stehen, das stilpluralistisch literarischen Kurzformen frönt. Vom offenen Brief, Listicles, Tagebucheintragungen, die kommentiert werden und mehrseitigen Erinnerungsstücken, die Biografisches aufwühlen ist alles dabei. – Manfred Gram
Auszug aus dem Text:
Offener Brief an meine Vagina
Erstens: Entschuldige. Zweitens: Gern geschehen. Ich weiß, dass ich dir eine Menge zugemutet habe. Ich hab dich von Fremden mit heißem Wachs übergießen und dir die Haare ausreißen lassen. Manche von diesen Fremden haben dich verbrannt, obwohl ich ihnen gesagt habe, dass du sehr empfindliche Haut hast. Aber ich bin ja selbst schuld, dass ich in diesen zwielichtigen Laden in Astoria, Queens, gegangen bin – du hast gleich gecheckt, dass das in Wirklichkeit so ein Laden ist, mit dem Drogengeld gewaschen wird. Wegen mir hast du dir Pilzinfektionen und Blasenentzündungen eingefangen, und ich hab zu oft Strumpfhosen mit zu viel Elasthan getragen, obwohl ich wusste, dass du davon Probleme kriegst. Und ich möchte mich für Brad vom Lacrosseteam entschuldigen, der dich mit dem Finger bearbeitet hat, als würdest du ihm noch Geld schulden. Das war ätzend, und ich finde, du hattest allen Grund, sauer zu sein.
Aber du hattest doch auch eine Menge nette Besucher, oder ? Oder nicht? Gib’s zu, wir hatten eine Menge Spaß zusammen. Ich hab sogar dafür gekämpft, dich im Fernsehen » Pussy « nennen zu dürfen, weil ich weiß, dass du den Namen am liebsten magst. Als ich älter wurde, hab ich mich aufrichtig bemüht, nur noch Besucher zuzulassen, die nett zu dir sind, und ich bin der Meinung, dass ich das Nötige getan habe, um dich gesund zu halten. Ich weiß, manchmal habe ich Leute ohne Kondom in dich reingelassen, aber ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass sich das einfach besser anfühlt, und ich hab das ja auch nur bei denen gemacht, mit denen ich zusammenwar und denen ich vertraute. Es tut mir auch leid für das eine Mal, wo ich mit meinem neuen Freund geschlafen hab und wir hinterher das Kondom nicht mehr finden konnten, bis ich drei Tage später merkte, dass es bei dir geblieben war, und ich musste pressen, um das Ding wieder aus dir rausfischen zu können. Muss ganz schön nervig für dich gewesen sein. Oder vielleicht war’s ja auch ganz lustig, so lange Besuch zu haben ? Egal – war mein Fehler!
Na, was meinst du ? Wollen wir ein Bierchen trinken gehen ? Ja,okay, nichts mit Hefe. Aber du zahlst.
Wann es okay ist, dass ein Mann einer Frau beim Sex keinen Orgasmus verschafft
- Wenn sie eine Prostituierte ist und der nächste Freier schon wartet. Aber auch dann – vorher bei ihr nachfragen !
- Wenn sie es eilig hat und Ihnen sagt, dass sie keine Zeit hat.
- Wenn Sie im Flieger oder irgendwo an einem öffentlichen Ort sind. Wenn Sie Sex in der Öffentlichkeit haben können, prima, dannstecken Sie ihn rein, und ziehen Sie ihn wieder raus. Aber sehenSie zu, dass Sie sich um sie kümmern, sobald sie zu Hause sind.
- Wenn Sie merken, dass gleich Ihre Kinder oder Ihre Eltern insZimmer kommen. Aber auch in diesem Fall gilt: Kümmern Sie sich später um sie.
- Wenn Sie einen Krampf kriegt. Oder Hunger.
Anmerkung :
Es ist okay, wenn Sie einer Frau keinen Orgasmus beim Sex verschaffen, falls Sie ihr vorher einen verschafft haben. Ich gehöre zu den Frauen, die von der Penetration allein nicht wirklich kommen können. Also hoffe ich, dass Sie meiner Klit einen netten Besuch abstatten, bevor Sie zum Hauptteil übergehen!
Dinge, die mich rasend machen
- Leute, die Berge runterrennen. Waren Sie schon mal beim Wandern und haben erlebt, wie beim Abstieg jemand an Ihnen vorbeirennt? Insgeheim wünsche ich mir immer, dass sie stolpern und sich den Hals brechen – meiner Meinung nach keine Minute zu früh.
- Mädchen, die im Fitnessstudio ihre Haare offen tragen. Wenn Sie nicht gerade schreckliche Verbrennungsnarben haben, dann machen Sie sich gefälligst einen Zopf.
- Paare, die zusammen Sport machen, sind einfach widerwärtig. Könnt ihr nicht mal eine Stunde getrennt verbringen? Und ich könnte kotzen, wenn ein Typ seinem unterwürfigen Mädchen zeigt, wie man die Übungen richtig macht.
- Leute, die sich im Fitnessstudio so jovial aufführen, als wären sie der Bürgermeister. Ich lächle nicht mal die Leute an, die ich kenne, weil ich im Grunde nur nach Hause will. Wenn ich Blickkontakt mit jemanden haben, den ich kenne, und derjenige schaut sofort weg, weiß ich, dass es ein toller Mensch ist, und fühle mich ihm sehr nahe.
- Natürlich das Fitnessstudio und alle Arten von Sport, wie man den ersten vier Punkten auf dieser Liste entnehmen kann.
- Leute, die Jim heißen. Weil es sich so anhört wir „Gym“.
- Leute, die „Your fat“ schreiben, wenn sie mir eigentlich „Your’re fas“ schreiben wollten.
- Menschen, die sich zu nahe an einen hinstellen, wenn man irgendwo Schlange steht. Ich wünschte, die Leute könnten grundsätzlich eine Football-Spielfeldlänge Abstand zu mir halten, aber ich sehe natürlich ein, dass das nicht geht, also bitte … gebt mir fünfzehn Zentimeter. Dreißig wären noch besser. (An dieser Stelle bitte keine Peniswitze.)
- Glasklare Katalogfrauen-Situationen, wenn der Typ völlig abstoßend ist und die schöne Frau ganz offensichtlich in der Falle sitzt. Ich bete immer, dass diese Frauen irgendwie einen Weg finden, ihm sein Geld zu stehlen und damit durchzubrennen.
- Radiowerbung. Ausnahmslos.
- Leute, die sagen : » Ich esse, um zu leben. Ich lebe nicht, um zuessen. « Denen wünsche ich alle zehn biblischen Plagen an denHals.
- Typen, die nicht dafür sorgen, dass das Mädchen auch kommt.
- Richtig besoffene Menschen. Jetzt denken Sie sich vielleicht: Amy, du Scheißheuchlerin. Aber ich heuchle gar nicht. Ich trinke für mein Leben gern, aber dass ich mich bewusstlos saufe, kommt fast garnicht mehr vor. Jedenfalls nicht mehr seit dem College. Und wennich mich im College bewusstlos gesoffen habe, hat es niemand gemerkt. Ich hab dann bloß ein bisschen schleppend gesprochen.
- Okay, Sie hatten recht. Punkt 13 hätte ich mir echt sparen können. Ich betrink mich immer noch. Aber Sie sollten es trotzdem lassen.
- Brunnenkresse.
- Leute, die an die Decke schauen, während sie reden. Wenn nicht gerade eine Taube auf dem Kronleuchter über meinem Kopf gelandet ist, schau hier unten hin.
- Vögel in Gebäuden. Vögel im Flughafen oder im Einkaufszentrum oder was-weiß-ich-wo machen mich wahnsinnig.
- Selektive Empörung.
- Fahrer, die das Gaspedal durchtreten, wenn es grün wird, und dann an der roten Ampel voll auf die Bremse steigen. Ich lüge Taxifahrer oft an und behaupte, ich sei schwanger, damit sie vorsichtiger fahren. Sie wissen ja nicht, dass ich es nicht bin, und im Grunde weiß ich es ja auch nicht. Es könnte ja sein.
- Leute, die mich als Sünderin verurteilen. Leckt mich doch alle.
- Hotelzimmerbedufter. Sie schalten solche Riesenapparate ein, die alle Räume mit dem gleichen Duft einnebeln, irgendwas zwischen Babypuder und Beerdigungen, wovon einem die Augen tränen und die Haut juckt.
- Leute, die in der Öffentlichkeit zu laut reden. Da hab ich schon Fremde angeschrien. Ich sage energisch » Pschscht «, und niemand ist vor mir sicher. Ich hab auch Vin Diesel schon mal niedergezischt.
- Leute, die so ein Riesen-Ego haben, dass sie die Wahrheit nicht anerkennen können.
- Schwarze Geleebohnen. Schwarze Lakritze macht mich zwar irgendwie auch wütend, aber nicht rasend.
- House. Schlimmer geht’s nicht. Ich gehe so gern weg und tanze zu Hip Hop, aber es ist fast unmöglich geworden, noch einen Club zu finden, in dem sie ihn noch spielen, weil er mittlerweile fast überall durch diese grauenvolle Ausrede für Musik verdrängt wurde.
- Celebritys, die sich als DJs versuchen, und Köche, die einen auf Bad Boy machen. Questlove zählt nicht. Der ist Schlagzeuger und ein großartiger DJ.
- Erwachsene Frauen, die Jeansshorts in der Größe einer Windel tragen, weil ich die nicht im Traum tragen könnte. In solchen Momenten wünsch ich mir immer eine Jeansburka.
- Im Fahrstuhl mit Menschen reden, die ich nicht kenne. (Ich schätze, das zählt als Smalltalk, und ich habe ja schon mehrfach erwähnt, dass ich ihn verabscheue, aber in einem Fahrstuhl ist es noch schwerer zu ertragen, denn da sitzt man in der Falle.)
- Leute, die zum Schreiben zu Starbucks gehen. Iiih !
- Leute, die ein Buch mit in eine Bar nehmen, gehören gesteinigt. Versucht doch nicht, geheimnisvoll und interessant zu wirken. Ihr lest in einer Bar.
- Leute, die sich hundertprozentig gesund ernähren. Fickt euch doch alle ! ! ! !
- Die meisten Kinder, die nicht meine Nichte sind. Manche Kinder sind süß, aber die meisten sollten einfach mal ein bisschen vom Gas gehen.
- Typen, die einen anflirten, obwohl man verdammt noch mal klareSignale gegeben hat, dass man nicht interessiert ist. HÖRT EINFACH AUF ! ! ! !
- Mädchen, die sich prüde geben. Wir sind alle schon mal unserem Blick im Spiegel begegnet, während wir uns Sperma von der Haut gewischt haben.
- Typen, die nicht oft Sex haben wollen. Zweimal die Woche ist Minimum, sonst könnt ihr gleich ein Haus weiterziehen. (Ich weiß, ich sollte Verständnis haben, aber dafür fehlt mir einfach die Geduld.)