Die britische Band The Subways ist stets sehr umtriebig, was Live-Konzerte angeht. Im November hat es das Indie-Trio drei Mal nach Österreich verschlagen. Sänger und Gitarrist Billy Lunn sprach mit uns über die neue Platte, Lady Gaga, Socken und Unterhosen.
Die Subways machen geradlinigen Punkrock. Sie machen vor allem kleine Hymnen für den Alltag und auch wenn sie meinen, dass sie kein Geld brauchen würden um ein gute Zeit zu haben und man ihnen das im persönlichen Gespräch auch durchaus abnimmt, hat das ihre Plattenfirma nicht davon abgehalten, ihre nonkonformistische Musik an Werbekampagnen von Hugo Boss und Fifa Street 2 zuverkaufen oder den Song "Rock And Roll Queen" für "Die Hard 4", "The O.C." oder "Die Welle" zu lizensieren. Auf dem Song bauten sie eine echt Karriere auf, die sie fünf Jahre später in das Wiener Gasometer führte.
Als ich im Backstage-Bereich des Wiener Gasometers ankomme, empfängt mich Billy von The Subways bereits mit einem breiten Lächeln. Nach dem ersten formalen Geplänkel finde ich ihn, der auf der Bühne gerne mal die Rampensau gibt, bereits sympathisch.
Vor zwei Tagen hattest du Geburtstag. Happy Birthday im Nachhinein! Wie habt ihr den Tag verbracht?
Oh danke schön! Wir waren in einem Hotel in München. Zuerst haben wir ein bisschen relaxed, dann fand unser Tourmanager eine coole Bowlingbahn, wo wir ein paar Stunden gespielt und getrunken haben. Es war ein wunderbarer Abend, bis ich schließlich ziemlich betrunken war. Mir war sogar am nächsten Morgen noch übel.
Apropos Tour: Ihr seid ja momentan viel unterwegs. Welche Art von Konzerten spielst du lieber? Riesige Festivals oder kleinere Events wie das heutige? (Anm.: Konzert am 5. November im Gasometer)
Ich liebe beides. Ich liebe die kleineren Shows, weil jeder so heiß und verschwitzt ist. Es ist einfach nur wild und verrückt! Außerdem kannst du die Gesichter sehen, du siehst ihre Lippen und wie sie mitsingen. Du siehst sie klatschen oder crowdsurfen. Das ist einfach irre. Aber auch die großen Festivals sind spitze, weil da einfach so viele Menschen sind. Stell dir vor, da sind 50.000 Leute, das ist erstaunlich und überwältigend zu gleich. Und manchmal auch sehr emotional, wenn all diese Leute deine Texte singen. Das ist auch der Grund, warum ich keinen Alkohol trinke bevor ich auf die Bühne gehe, weil ich dieses unglaubliche Feeling nicht zerstören will, das ich bekomme wenn ich die Leute ausflippen sehe.
Welche drei Dinge sollten auf Tour niemals fehlen?
Hm, habe immer ein Buch dabei! Denn es gibt auf Tour viele Stunden, die man mit Warten, Nichtstun oder im Bus verbringt. Da ist es wichtig, dass man sich entspannt, und ein Buch ist für mich das beste Mittel, um die Zeit zu überbrücken. Zweitens, hmm… Socken und Unterwäsche! Das ist das allerwichtigste. Mit Schuhen, T-Shirts und Jeans kannst du durchkommen, aber Socken und Unterhosen kann man nie genug haben. Und das dritte, hmm.. DVDs! Das ist ein bisschen dasselbe wie mit den Büchern, aber so etwas ist großartig, wenn man sich die Zeit vertreiben will. Wir schauen da auch gerne DVD-Boxen.
Geht ihr euch als Band eigentlich manchmal auch auf die Nerven? Ihr verbringt ja schließlich ziemlich viel Zeit miteinander…
Früher war das oft so. Josh und ich sind Brüder, daher gab es da öfter Streitereien und Charlotte und ich waren damals zusammen. Auch da gab es dann mal Päarchen-Konflikte und sowas. Aber jetzt werden wir älter und wir sind nun schon seit zehn Jahren in dieser Band. Mittlerweile kommen wir also sehr gut zurecht miteinander. Es gibt niemand anderen auf der Welt mit dem ich dieses Abenteuer lieber teilen würde, als mit den beiden. Und wenn es doch einmal Streit gibt, ist das sehr schnell wieder vergessen.
Ihr habt schon mit den Sportfreunden Stiller gespielt. Mit welchen Artists würdet ihr noch gerne spielen?
Oh ja, die Sportfreunde Stiller haben uns damals gefragt, das war ziemlich cool und wir fühlten uns geehrt. Wir sind mittlerweile gut befreundet mit den Jungs und sie waren bei unserer gestrigen Show in München.
Ich würde es lieben mit The Wombats zu spielen, weil ich ihre CDs liebe. Ich denke sie sind eine großartige Liveband und nette Menschen. Vor allem ihr Song „Tokyo“ ist genial. Wenn sie mich fragen würden mit ihnen zu spielen wäre das unglaublich.
Na, vielleicht wird es ja was.
Meine Daumen sind bereits gedrückt. (lacht)
Wer sind deine musikalischen Vorbilder?
Als ich noch jünger war, waren es Angus Young von AC/DC, Smokey Robinson And The Miracles, Dave Grohl von den Foo Fighters, Noel und Liam Gallagher, Damon Albarn von Blur … Außerdem wollte ich immer so sein wie Kurt Cobain, weil ich Nirvana einfach geliebt habe. Als wir anfingen Musik zu machen, begannen wir Songs von Nirvana und Green Day zu covern. Wir haben immer Trios und vor allem Rocktrios geliebt, das sind die Besten.
Wie schaffst du es bei all dem Rummel Kontakt mit deinen Fans zu halten?
Das Ganze ist ein sehr familienorientiertes Ding. Joshs und mein Vater ist als Stagemanager und Techniker mit uns auf Tour, unseren Manager kennen wir bereits seit acht Jahren.
Das Wichtigste für uns ist es erstens eine gute Live-Show abzuliefern und zweitens die Fans so zu behandeln, wie wir selbst gerne behandelt werden möchten. Das ist sehr wichtig. Ich weiß wie es ist, Fan einer Band zu sein, zum Konzert zu gehen, die Band treffen zu wollen, Erwartungen zu haben und nichts passiert. Deshalb gehen Charlotte, Josh und ich immer raus, um die Fans zu treffen und "Hallo" zu sagen. Solange du realisierst, dass die Fans der wichtigste Bestandteil der Band sind, weil sie zu deiner Show kommen und dir „erlauben“ aufzutreten, solange verlierst du deinen Verstand nicht.
Lass uns über das neue Album „Money and Celebrity“ sprechen. Der Titel verrät ja schon, dass ihr den Medien und dem Hype um sogenannte Celebrities kritisch gegenübersteht. Denken wir aber an Künstler wie Lady Gaga, die dieses Thema ebenfalls in Songs wie „Paparazzi“ behandelt, stellt sich mir die Frage: Was ist der Unterschied zwischen ihren Texten und denen der Subways?
Ich habe den Song „Paparazzi“ noch nie gehört und bin auch kein großer Lady Gaga-Fan. Aber ich denke der Hauptunterschied ist der unterschiedliche Betrachtungswinkel. Lady Gaga singt über Paparazzi von ihrem Standpunkt als berühmte Person. Für mich gibt es da auch einen großen Unterschied zwischen berühmten Personen und Celebrities. Celebrities sind aus den dümmsten Gründen bekannt, etwa weil sie reiche Eltern haben oder in einer TV-Show waren. Aber berühmte Leute sind berühmt, weil sie Artists, Musiker, Schauspieler oder Politiker sind. Lady Gaga spricht vom Standpunkt einer Person, die mit Paparazzi zu tun hat, ich aber nicht. (lacht) Wenn ich über Celebrities spreche, sehe ich das Ganze wie eine normale Person, die auf der Couch sitzt und fernsieht.
Ein gutes Beispiel dafür ist eine Geschichte, als ich mit meiner Frau im Supermarkt war. Am Zeitungsstand hatten alle Magazine diese eine Frau auf dem Cover und ich hatte keine Idee, wer das war. Deshalb fragte ich meine Frau und ich weiß nicht mehr welchen Namen sie nannte. Jedenfalls fragte ich dann „Und was macht diese Person?“. Und meine Frau antwortete: „Pfff… Sie ist berühmt“. Da dachte ich mir, wie verrückt das eigentlich ist, denn obwohl jeder ihren Namen kennt und ihr Gesicht auf dem Cover all dieser Zeitschriften ist, wusste meine Frau nicht, was sie tat. Das hat mich ein bisschen gestört, weshalb ich dann einen Song schrieb. Eine fiktive Geschichte über ein Mädchen, das sich nichts aus Musik macht. Alles was sie will und woran sie denkt, ist berühmt werden. Es ist ihr auch egal wie sie dort hinkommt, alles was sie will ist Ruhm und Geld.
Würdest du dich selbst als Celebrity oder als eine berühmte Person sehen?
Nein, ich bin nur Musiker. Ich würde mich selbst niemals so sehen weil ich erstens nicht berühmt genug bin (lacht) und ich zweitens der Meinung bin, dass du, wenn du anfängst dich selbst als berühmt oder als Celebrity zu sehen, das der Zeitpunkt ist an dem du beginnst durchzudrehen. Musik ist das woran ich denke, wenn ich am Morgen aufwache, in welche Stadt wir reisen, welches Land und so weiter.
Ein anderes Thema im neuen Album ist Geld. Gib mir und deinen Fans bitte eine Art Anleitung zum Glücklichsein ohne Geld.
Zeit mit Freunden und geliebten Menschen verbringen. Das ist es, was der Song („We Don’t Need Money To Have A Good Time“, Anm.) aussagt. Ich habe diesen Song geschrieben, nachdem ich mit Freunden, die ihre Jobs wegen der Wirtschaftskrise verloren hatten, in einer Bar war. Sie hatten nicht viel Geld, aber wir gingen trotzdem aus und tranken ein paar Pints. Einige meiner Freunde entschieden dann nach Hause zu gehen, weil sie kein Geld mehr übrig hatten. Deshalb meinten wir alle: „Dann gehen wir alle heim, das ist okay“. Also verließen wir die Bar und mein Kumpel, der gerade seinen Job verloren hatte, packte mich am Arm und sagte: „Ich weiß wir haben kein Geld, und es tut mir leid, dass der Abend nun endet.“ Ich versicherte ihm, dass das kein Problem ist und sagte er zu mir: „Wir brauchen kein Geld um eine gute Zeit zu haben, stimmt’s?“ Da wusste ich, dass ich diesen Song schreiben musste, weil mein Kumpel, der am Tiefpunkt war, keinen Job und kein Geld hatte, um sich zu amüsieren, trotzdem realisierte, dass er zumindest uns hat, also seine Freunde und wir eine gute Zeit haben können. Wir müssen nicht in einer Bar sein. Wir können die Straßen entlang gehen, wir können reden oder unsere eigene Party haben. Bei dem Song ging es wirklich darum, Inspiration vom Nichts zu finden, in den Park zu gehen, in einen See zu springen und verrückte Dinge zu tun. Das ist es worum es in dem Song geht.
Danke für das Interview.