Trend: Co-Working Spaces

Co-Working Spaces sind die Zukunft der Kreativwirtschaft. Keine Ahnung was das sein soll? Barbara Steiner von Alpenpendler, zuständig für Projektentwicklung und Planung eines solchen Zentrums für Kreative in Klagenfurt, dem Hafen 11, erklärt es im Interview.

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Zuerst einmal: Was sind Co-Working Spaces?

Co-Working Spaces beschreiben das gemeinschaftliche und das zugleich unabhängige Nutzen von Infrastruktur über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Ein Trend, der vor allem von Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Kreativwirtschaft erkannt und in Anspruch genommen wird. Derzeit ist ein starker Trend zu kleinen Unternehmen (z.B. Ein-Personen-Unternehmen) zu erkennen. Die frühe Selbstständigkeit ist eine Chance, die eigenen Ideen zu verwirklichen. Sie ist aber gleichzeitig eine enorme Herausforderung. Für Ein-Personen-Unternehmen ist das Home Office und die damit verbundene Isoliertheit ein Problem. Co-Working Spaces geben darauf eine Antwort, indem sie einen Sozialraum bieten, der Gemeinschaft, Synergie und Austausch ermöglicht.

Co-Working Spaces haben ja das Image ein hochkreativer Nährboden für neue Ideen zu sein. Dieser wird aber erst durch gegenseitiges Beraten und Austauschen innerhalb eines Co-Working Spaces möglich. Ist dies aber nicht schlecht für die Wettbewerbsfähigkeit?

Das „Einzelkämpfertum“ ist ein Auslaufmodell. Gerade Kreativwirtschaftstreibende setzen vermehrt auf Zusammenarbeit und Arbeitsteilung. Vor allem aufgrund der komplexen und zeitintensiven Aufgaben. Offenheit und Wertschätzung der einzelnen Leistungen sind die Basis dieser Zusammenarbeit und werden in den Co-Working Spaces gelebt.

In den 1980er Jahren wurde Hot Desking populär. Das bezeichnet eine flexible Arbeitsweise, bei der Mitarbeiter keinen eigenen Arbeitsplatz haben, sondern dort sitzen wo gerade frei ist. Wo ist der Unterschied?

Ein eigener Arbeitsplatz ist Ausdruck der Persönlichkeit und der Arbeitsweise des einzelnen Unternehmens. Die gefragten Unterschiede ergeben sich in der Nutzung der Arbeitsplätze. Bei temporären Plätzen ist der Bedarf, individuelle Spuren zu hinterlassen, nicht gegeben.

Denken Sie, dass das Angebot an Co-Working Spaces in Klagenfurt von Anfang an gut angenommen wird? Oder ist das ein Trend, der sich erst nach einer gewissen Zeit entfaltet?

Das erste geförderte Gemeinschaftsbüro in Klagenfurt am Wörthersee ist mit dem Pilotprojekt Hafen11 im September 2011 an den Start gegangen. Wir waren überrascht, dass wir bereits vor der Realisierung dieses Projektes eine Warteliste für weitere Interessenten anlegen konnten und diese weiter wächst. Der Bedarf ist also vorhanden und das zeigt uns, dass die Kreativwirtschaft in Kärnten gezielt angesprochen werden muss. Es gab nur bisher keine ausreichende öffentliche Plattform und Förderstelle an die man sich wenden konnte.

Wie viel Connecting ist unter Kreativen noch gut für das Werken und Wirken, und wie viel davon wirkt sich schon wieder negativ aus?

Unserer Meinung nach ist es wichtig, dass in den Gemeinschaftsbüros wie z.B. dem Hafen 11 die „Arbeitsatmosphäre“ überwiegt. Gemeinschaftseinrichtungen wie Küche, Bücherecke, usw. sind für den Austausch, für den sozialen Aspekt entscheidend. Und wenn man genug von den anderen hat, gibt es immer noch die Kopfhörer…

Glauben Sie, dass es solche Arbeitsplätze nur in den größeren Städten geben wird, oder werden sich Co-Working Spaces auch auf kleinere Betriebe in den Vororten ausweiten?

Die Projekte, welche wir für die Stadt Klagenfurt angedacht haben, legen den Schwerpunkt auf den innerstädtischen Bereich. Die Nutzung von leer stehenden und ungenutzten Orten und die damit verbundene Möglichkeit, Stadtentwicklungsprozesse in Gang zu bringen, sind uns ein wesentliches Anliegen. Kreative Menschen wollen in Gebäuden arbeiten, die sie inspirieren. Die Geschichten zu erzählen haben und eine besondere Atmosphäre besitzen. Diese Orte zu entdecken, stellt eine Herausforderung dar. Um die Frage nach den Vororten zu beantworten: „Wir arbeiten derzeit mit einer kleinen Gruppe an einem Projekt, welches Wohnen und Gemeinschaftsbüros in einer ländlichen Gemeinde verbindet.“

Am Beispiel der Städte Wien, Graz und Linz wurde sichtbar, dass es der neue Umgang mit Kreativwirtschaft schafft, längst unbeachtete Teile einer Stadt wiederzubeleben. Glauben Sie, dass dies auch in Klagenfurt der Fall sein wird?

Dies ist ein wesentlicher Aspekt, warum die Kreativwirtschaft von der öffentlichen Hand gefördert und unterstützt wird. Man erhofft sich diesen Mehrwert. Der Hafen 11 wird zeigen was möglich ist.

Foto Hafen11 Crew: dermaurer

Foto Hafen11 Duo: Helmuth Weichselbraun

Der Hafen 11 hat im September 2011 in der Tarviser Strasse 11 in Klagenfurt eröffnet.

http://www.hafen11.at

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