Anti-Hymnen-Mischmasch

Oke. Speziell der Fever Ray-Block funktioniert, isoliert auch der mit Dreampop und 80er. Nur gemeinsam noch nicht ganz.

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Wolfgang Frisch hat sich mit Sängerin Rahamey Po zusammengetan, um ein Album irgendwo zwischen Glamrock-Pathos, Ambient und Dreampop zu machen. Ersteren kennt man von den Sofa Surfers, vielleicht aber auch als Solo-Gitarristen. Wolfgang Frisch hat mit seinen Bandkollegen gerne Filmmusik gemacht. Für die Brenner-Verfilmungen von Wolf Haas vor allem. Auch beim Theater in der Josefstadt durften sie schon musikalisch mitmischen. Das mit den atmosphärischen Hintergrundmelodien hat der Wiener aber auch alleine drauf. Oder eben als Duo mit der amerikanischen Sängerin Rahamey Po. Denkt man sich ihren schönen Gesang nämlich weg, taucht manchmal Josef Hader im Kopf auf, mitsamt Birgit Minichmayr und Joint im Rohbau oder so. Aber eigentlich will man sich den Gesang ja nicht wegdenken.

Jon Bon Jovi fällt auf die Knie

Nur beim Instrumental-Intro muss man das, weil Po da noch nicht singt. Dafür klingt das noch nach dem Soundtrack für eine Thai-Massage. Alles andere als entspannt geht es dann in „Soft Pelt“ und „Snakin’ Billy“ zu. Durch cooles 80ies-Gebimmel fühlt man sich an The Cure erinnert, auch an Fijuka und ihre Discoleggings. Dazwischen Trommelschläge, die damals den Refrain einer Glamrock-Hymne angekündigt haben. Sämtliche Axl Roses und Jon Bon Jovis haben sich dann ihre funkelnden Hemden aufgerissen, während sie dabei auf die Knie gefallen sind. Bei Te Po fehlt dieses kitschige Pathos. Es geht trotz kurzem Gitarrensolo herrlich unaufgeregt weiter. Der Titeltrack „Love Run Ambush“ kommt daher wie Fever Ray, nur nicht ganz so creepy. Ähnlich „Poet Of Ether“, der wahrscheinlich der beste Song auf dem Album ist. Für Fans von Karin Dreijer zumindest. Mit "White Steed" flimmert auch Portishead durch. Gegen Ende wird es schließlich immer reduzierter, freundlicher, leiser, Dream-poppiger.

Summe seiner Teile und so

Te Po können sich mit ihrem Debüt offenbar nicht ganz entscheiden, wohin sie mit ihrem Sound wollen. Nein, anders. Der Genre-Mischmasch scheint in seinen Einzelteilen zu perfekt konstruiert, um nicht ganz genauso geplant gewesen zu sein. Die Songs funktionieren isoliert voneinander super oder auch zusammengefasst als Blöcke 80ies, Fever Ray und Dreampop. Als komplettes Album zieht „Love Run Ambush And Escape“ irgendwie nicht hundertprozentig. Dieses Compilation-mäßige muss man halt mögen.

"Love Run Ambush And Escape" ist bereits via Monoscope Productions erschienen.

Die Autorin auf Twitter: @nicole_schoen.

Bild(er) © Copyright: David Sailer
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