Aparat: Kultur mit Alkoholismus machen

Entweder staatshörige Kultur, oder gar nichts. Ah, es bleibt auch noch DJ Ötzi. Oder der Aparat. Wir haben mit Boris und Jacob vom Aparat über die Gründe, warum sie die Zwölfergasse verlassen, über politische Orte und die Vor- und Nachteile des Vereinslokaldaseins gesprochen.

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Könnt ihr euch mal kurz selbst vorstellen? Wer seid ihr? Was macht ihr? Wie lang gibt’s euch schon? Wo seid ihr musikmäßig daheim und welche Philosophie verfolgt ihr?

Boris: Wir sind das Vereinslokal Aparat. Wir bieten einen Raum für Veranstaltungen von Künstlern, Künstlerinnen und Kulturschaffenden. Dabei liegt unser Augenmerk vor allen Dingen darauf, dass wir interessanten, auch linkspolitischen Projekten einen Raum bieten, oder solchen, die unkommerziell sind.

Wichtig ist es uns auch einen Raum zu schaffen, der zwar nicht ideologisch frei ist, aber dennoch nach Möglichkeit von Propaganda oder Werbung befreit ist. Uns ist es wichtiger über die Dinge, die passieren, beurteilt zu werden, als über das was irgendwo hängt oder wir sagen. Deshalb lassen wir auch nicht alle bei uns veranstalten.

Jacob: Den Aparat gibt es seit 2 Jahren. Ein paar Aparatchicks hatten 2006 den in gewisser Weise Vorgängerverein i:da gegründet und betrieben, ein paar kommen aus der Wagenburgbewegung und ein paar arbeiten beruflich zusammen.

Der Hauptbeweggrund für all diese Projekte ist: Räume nach unserem Interesse zu schaffen und zu erhalten. Das funktioniert mal besser und mal schlechter, ist in jedem Fall ein teures „Hobby“. Ein radikales DIY, das ist quasi unsere Philosophie.

Boris: Musikmässig orientieren wir uns hauptsächlich an den Veranstalterinnen und Veranstaltern. Wobei gesagt werden muss, dass die meisten Veranstaltungen sich im Bereich der elektronischen Tanzmusik bewegen, wir jedoch auch Rock, Wave, Punk, Hiphop etc. anzubieten haben. Unsere eigenen Veranstaltungen spiegeln in etwa diese Mischung wieder.

Jacob: Unsere musikalischen Interessen sind sehr unterschiedlich. Zum Glück und leider ist man mit 30+ ja nicht mehr so musikalisch-intolerant wie mit 20. Von mir aus müsste es keine andere Musik als Punkrock geben. (Meistens läuft im Aparat Fahrstuhlmusik. Bussi Borsi!).

Wie groß ist euer Team?

Boris: Wir bestehen aus ca. 10 Leuten wobei 6 Leute hauptverantwortlich und federführend sind.

Ihr seid ja ein Vereinslokal? Wie läuft das eigentlich? Warum eröffnet man ein Vereinslokal? Was sind die Vorteile? Was die Nachteile?

Boris: Ein Vereinslokal eröffnet man, wenn man einen bestimmten Zweck z.B. die Förderung von Kunst und Kultur verfolgt und dies nicht kommerziell und ohne Gewinnabsicht tut, was sehr schwer ist.

Die Vorteile sind, dass man sich der Illusion hingeben kann außerhalb des Rechts zu operieren. Die Nachteile sind, dass man unfairerweise zugesperrt wird, wenn das zu viele Leute gut und schlecht finden.

Jacob: Unser Plan war Kultur mittels Alkoholismus zu finanzieren. Das ist aber leider illegal. Also ein Verein darf nicht Einnahmen von der Bar zum Kulturbetrieb umschichten. Getränkeeinnahmen dürfen nur Getränkeausgaben decken. Das halte ich für komplett vertrottelt. Kultur lässt sich nicht, oder nur sehr schwer ohne (Selbst-)Ausbeutung finanzieren. Also entweder staatshörige, subventionierte Kultur, oder gar nichts. Ahja, es bleibt auch noch DJ Ötzi.

Wir lassen uns nicht vom Staat finanzieren. Wollen wir nicht. In dem Fall sind der Staat und wir vermutlich sogar einer Meinung.

Dieses Spiel geht ja auch noch weiter: wenn Borsi, der ein begnadeter DJ, aber weder bei AKM noch der deutschen GEMA Mitglied ist, seine selbsterzeugte Musik im Aparat spielt, zahlen wir AKM Abgaben – und das wird dann auf die Majors aufgeteilt. Toll. Von Unten nach Oben, im Kleinen wie im Großen.

Ihr seid also nicht kommerziell – wie funktioniert das? Wie geht sich das finanziell bei euch aus?

Boris: Kein Kommentar.

Jacob: Gratis arbeiten, immer wieder Kohle zuschießen. Anders geht es nicht.

Seid ihr mit irgendwelchen anderen Clubs, Vereinen etc. in Wien freundschaftlich verbandelt? Wenn ja, mit welchen und wie schaut die Zusammenarbeit aus?

Boris: Es gibt Überschneidungen mit Gassen aus Zucker und Tanz durch den Tag sowie mit dem Tüwi, wir sympathisieren mit dem Gagarin etc.

Techniker von uns sind Techniker beim Tüwi. Einer unserer Leute ist bei Gassen aus Zucker, die auch regelmäßig Parties bei uns machen und befreundet mit Tanz durch den Tag, deren Djs werden zum auflegen eingeladen.

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