Arts & Craft: MOTSA

Motsa releast jetzt im UK. Weil er Craft Bier mag, haben wir ihm welches mitgebracht und dabei geplaudert. Die neue EP gibt es obendrauf im Stream.

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Bier und Musik vertragen sich ausgezeichnet, wissen wir aus Erfahrung. Bei beidem haben wir auch manchmal Ansprüche. Arts & Craft heißt deshalb unsere neue Reihe, bei der wir Wiener Producer und Craft Bier zusammenspannen. Denn wer hätte geahnt, auch Musiker mögen Bier. Was dazu führt, dass sie uns andere Dinge erzählen als in einem stinknormalen Promo-Interview.

Für die erste Ausgabe von Arts & Craft haben wir uns mit dem Wiener Producer MOTSA in dessen Heimstudio getroffen, um neben viel Nerdtalk auch über seine ganz neue EP zu sprechen. War das letzte Jahr bei ihm eher Remix-lastig (u.A. alt-J, Julian & der Fux, Ghost Capsules) angelegt, so steht 2015 schon jetzt ein erstes großes Highlight an. Nach Releases auf den Wiener Labels Jhurza Records, Schönbrunner Perlen und Bridkids macht er den nächsten Schritt ins UK zu Fatboy Slims Southern Fried Records. Die dort erscheinende „Time“ EP bildet sein gesamtes Soundspektrum ab – es gibt leicht gebrochenen Beats auf verwaschenen Soundscapes genauso wie relaxte, leicht melancholische, Electronica.

Das Arts & Craft-Interview führten Stefan Niederwieser und Kevin Reiterer.

Die erste Nummer auf deiner neuen EP passt nicht ganz zum Überthema Zeit. Wie und wo ist die Nummer entstanden?

Diese Nummer hab ich eine Woche nach dem RBMA Bass Camp gemacht, nach der ich mit dem Input von dort überfordert war und habe auf diese Weise versucht, all die Eindrücke und Ideen zu verarbeiten. Daraus ist dann „Digital World“ entstanden. Mit vielen glitchigen Sounds, recht sauber produziert, quasi in Anlehnung an die digitale Welt in der wir uns ständig bewegen.

Deine Tracks sind von produktionstechnischer Seite sehr markant. Gibt’s direkte Vorbilder oder Referenztracks an denen du dich orientierst?

Es ist nicht so, dass ich die Situation komme und sage „so möchte ich den Mixdown haben“, weil gerade der Mixdown auch sehr viel über die Produktion aussagt. Wichtig ist mir eher, dass er etwas Spezielles ist, z.B. Julian & der Fux erkennt man sofort, sehr sauber, sehr breit, alles sehr groß oder Salute hat auch genau seinen Style, genau wie Dorian Concept. Dort finde ich überall etwas, dass mir gefällt. Dann gibt es House-Produktionen wie von Leon Vynehall, da gefällt mir der Dreck in seinen Produktionen. Genauso dann bei Burial, Four Tet und im Gegensatz dazu dann aber auch die Sauberkeit von alten Disclosure-Nummern. Diese beiden Welten faszinieren mich.

Und generell ist es so, dass es nicht eine direkte Inspiration für mich gibt, sondern ich mir eher denke „ich mag, wie er die Synths verwendet“, oder „ich mag die Harmonien die er spielt“ oder „mir gefallen die Drums“. So pick ich mir eher Sachen raus und vielleicht sind das dann eher Zitate und Hommagen. Und das betrifft nicht nur Electronic, sondern die gesamte Musik, die ich höre.

Generell wirkt die EP schon sehr sauber produziert.

Ja, das war mir auch ein großes Anligen, aber ich glaube das ändert sich gerade wieder bei mir. Früher wollte ich immer alles sauber und clean haben, jetzt steh’ ich wieder mehr auf dreckige Sounds. Aber trotzdem ist es immer die Kombination von beidem – einerseits das saubere und kalte, andererseits das warme und dreckige.

Wann ist ein Track für dich fertig bzw. wie lange brauchst du, bist du dir sicher bist, dass er funktioniert?

Früher, als ich noch nicht so viel Gespür hatte, bin ich aus dem Raum raus und hab die Musik laut laufen lassen und so getan, als wäre ich vor einem Club und so versucht herauszufinden, ob mich der Groove motiviert, in den Club zu gehen. Das ist jetzt vier, fünf Jahre her (lacht). Mittlerweile kann ich schon sehr gut abschätzen, was funktioniert und fertig ist. Der letzte Test ist dann natürlich immer der Floor.

Wie lange ich für eine Nummer brauche ist sehr unterschiedlich, eine Idee oder ein Grundgerüst kann ich in sechs Stunden rausklopfen. Der Feinschliff dauert dann meistens entweder ein paar Tage oder auch einige Wochen. Oft muss ich aber Nummern (auch) ein, zwei Wochen liegen lassen, weil ich in dem Moment zu gehypt bin und ich mittlerweile weiß, dass ich Distanz brauche.

Auf „Clocks“ arbeitest du das erste Mal nicht ausschließlich mit gesampleten Vocals, sondern mit einer Sängerin, Mimu (Merz), zusammen. Wie kam es dazu?

Wir haben uns auf dem RBMA Bass Camp kennen gelernt, sind aber erst am letzten Abend so wirklich ins Quatschen gekommen, weil davor jeder seine Gigs hatte. Dann ein paar Mal hin- und hergeschrieben und daraus ist dann eine gute Freundschaft entstanden. Am Anfang gabs nur 16 Takte von dem Song, die ihr aber gefallen haben. Als sie dann zu mir ins Studio kam, ging ich für 40 Minuten raus und sie machte einfach ihr Ding und hat alles aufgenommen – genau so wie es mir daugt.

Würde dich ein Live-Set reizen?

In naher Zukunft durchaus, vielleicht nicht mehr dieses Jahr aber der Gedanke festigt sich schon seit längerem in meinem Kopf. Ich muss mir auch noch genau überlegen wie es für meinen Sound ideal wäre, ob ich es alleine angehe oder mir noch andere Musiker dazu hole.

Gibt’s Pläne für ein Album? Und wie würdest du es anlegen, im Gegensatz zu einer EP wie „Time“?

Ich würde kein Clubalbum machen, zumindest kein reines, sondern meine ganze Palette präsentieren. Aber momentan fühl’ ich mich noch nicht bereit. Ich bin noch am Anfang von dem Ganzen und da macht es noch wenig Sinn. Ich möchte noch viel mehr experimentieren und für ein Album will ich mich dann zurückziehen und mir Zeit nehmen.

Die „Time“ EP von MOTSA ist via Southern Fried Records erschienen und z.B. auf iTunes erhältlich.

Die Craft Bier Fest Wien Tasting Sessions finden am 2. & 3. Mai im Metropol statt, am 5. & 6. Juni findet das Craft Bier Fest Linz zum ersten Mal in der Tabakfabrik statt.

Bild(er) © 1. Jack Davison, 2. Julian Mullan; 3. & 4. Kevin Reiterer
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