Artshit: Die Welt ist ein Chaos

Wie viele Gedanken passen in einen Raum? Antworten und Bilder zu solchen und wirklich deepen Fragen gibt es in unserer Fotostrecke zur Ausstellung des Künstlers Nikolaus Gansterer.

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Schon mal in der Ausstellung eines gefeierten Künstlers gestanden und nichts kapiert? Keine Ahnung, was an dem Strich, Quadrat oder Farbensalat so spannend sein soll? Hier werden Sie geholfen! Wir treffen die Künstler und fragen: Warum jetzt? Was willst du uns damit sagen? Künstler und seine Werke samt (Be-)Deutung mit O-Tönen vom Maestro höchstpersönlich werden hier vorgestellt.

Nikolaus Gansterer hat mich zu einem Gang durch seine kommende Ausstellung im Kunstraum Niederösterreich eingeladen, den Gedanken wurde freier Lauf gelassen, von den Synapsen unserer Gehirne über Telone und Photonen, Sience Fiction und Avatar; oder die Frage: Wie viele Gedanken passen in einen Raum?

Gedanken <> Materie

Wir steigen also direkt ein mit einem ziemlich wissenschaftlichen und scheinbar komplizierten Thema: „When thought becomes matter and matter turns into thought.“, so der Titel der Ausstellung des Zeichners und Objekt-Künstlers. Und obwohl der Arbeitstitel abschreckend nach Quantenphysik klingt; es ist gar nicht so schlimm… Im Prinzip steckt dahinter folgendes: jeder Gedanke entspringt einer realen Materie in unserem Gehirn und umgekehrt, einem Botenstoff, einer Verschaltung von Synapsen, einer bio-chemischen Reaktion. Was die Neurobiologen und Bewusstseinsforscher also mit EKG und EEG machen, macht Gansterer mit seinem eigenen Gehirn via Zeichnen, durch das er sich selber „beim Denken zuschauen“ kann, wie er sagt.

Er ist eher der Philosoph unter den Künstlern, also ein geduldiger Zeitgenosse, der sich um eine einzige Idee, manchmal auch nur ein Wort oder gar eine Silbe nur erst dann anfängt ernsthaft Gedanken zu machen, wo es anderen schon lange fad wird. Oft ist er aber auch einfach ein „Gedanken-DJ“, der wissenschaftliche Texte über Postmoderne, Mathe, Physik und Biologie aus dem Netz in seiner Kunst frei sampled. Er ist kreativ auf der Mikroebene, er fragt sich, warum wir so denken, wie wir denken, wie Erinnern funktioniert und warum wir ohne die Sprache auch keinen klaren Gedanken fassen könnten.

Für Gansterer steht also nichts, das Menschen seit Angedenken machen, fest; alles ist nur eine Möglichkeit, wie man leben kann. Die Wirklichkeit ist nur eine „Hilfskonstruktion“, aber tatsächlich gibt es nur „Chaos, in dem wir uns eigentlich da befinden“, so der Künstler. Auf die Frage, ob man nicht daran wahnsinnig werde, wenn man permanent das eigene Gehirn so radikal in Frage stellt, antwortete er: „In meiner Wahrnehmung ist es eigentlich total verrückt, was wir die ganze Zeit machen; gesellschaftlich gelernt, macht es Sinn, aber von innen betrachtet ist es eine permanente Verschaltung von irgendwelchen Synapsen. Wenn man sich mit diesem Bewustseinsstrom selbst einmal beschäftigt, merkt man, wie wahnsinnig das ist.“ Frage beantwortet?

Nikolaus Gansterer: „When thought becomes matter and matter turns into thought“ Vernissage am 06. Juni um 19 Uhr im Kunstraum Niederösterreich

Ausstellungsdauer: 07. Juni bis 27. Juli

www.gansterer.org

Bild(er) © TimTom
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