assbiting toiletpaper #033: /slash 2013

Bereits zum vierten Mal wurde das Filmcasino zu meinem Wohnzimmer. Anlass: Das /slash Filmfestival 2013 fand statt und ich hab (fast) nichts ausgelassen. Wie üblich lass ich es mir nicht nehmen einen Blick zurück zu werfen.

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Wenn mein Eindruck mich nicht täuscht, dann war /slash 2013 das bisher bestbesuchte in der vierjährigen Tradition dieses grandiosen Festivals des fantastischen Films. Mir kam es so vor, als ob beinahe jede 20:30 Vorführung ausverkauft war und die meisten anderen Besuchermengen im Spektrum von "gut" bis "sehr gut" aufwiesen. Das freut mich persönlich enorm, denn es ist ein gutes Zeichen dafür, dass ich mich noch viele Jahre lang auf’s /slash freuen kann. [1]

Lobgesang (fortgesetzt)

Meinem Rückblick auf /slash 2012 kann ich in Sachen Begeisterung und Bravo kaum etwas hinzufügen. Das /slash Team leistet immer wieder unglaubliche Wundertaten, das Publikum war (trotz Zuwachs) entspannt und zuvorkommend – ein Vorfall ausgenommen, siehe Anmerkung [3] – und die Programmierung erneut von erlesener Qualität. Traditionsgemäss machte ich von meinem via Crowdfunding-Aktion erworbenen Festivalpass vollsten Gebrauch. Es war mein Urlaub, verdammt, und den verbring ich wie ich will. Der flache Arsch und die schmerzenden Augen sind ein lächerlicher Preis für die Tonnen an Spass und Erinnerungen, die ich einheimsen konnte.

Inhalts-Collage

Einsatz 80er Glam-Hair-Arena-Rock-Song. Start Collage der gesehenen Filme.

19. + 20. September

Zum Opening, ausnahmsweise im Gartenbaukino, gab es durchaus unterhaltsame Hausmannskost aus viralen Urzeit-Genlabor-Monstern aus dem Eis via Blutgletscher. Tag 1 öffnet mit liebevoller Home Haunter Doku The American Scream, springt über ein Screening des Piloten der meiner Meinung nach überbewerteten TV-Serie "The Walking Dead" zur mumblecore-artigen Charakterstudie mit Zombie-Setting The Battery, dann weiter zum straighten Trash Zombieflick Zombie Hunter (nur durch den Beitrag von Danny Trejo sehenswert, der Rest reicht für ein paar Gähner) und hinein ins japanische double feature mit dem schlüpfertragenden, gemächtkämpfenden Hentai Kamen: Forbidden Super Hero und dem träumerischen Alienstofftier henshin toku Nuiguruma Z a.k.a. Gothic Lolita Battle Bear. [2] Tag 1 hat nur einen einzigen, sehr verkraftbaren Durchhänger und endet ausgezeichnet.

21. September

Bereits um 11:00 vormittags geht es weiter mit herzhaftem Lachen zur australischen Action-Spy Persiflage Danger 5, gefolgt von Schmunzeln bei der Exorzismuscomedy Hellbenders und der wärmstens zu empfehlenden tragikomischen Sozialkritik Cheap Thrills. V/H/S/2 a.k.a. S-VHS ist ausverkauft und zumindest ein bisschen besser als der Vorgänger, doch mal wieder viele verschwendete Ideen und viel Augenkrebs. Bobcat Goldthwait untersucht auf’s subtilste und mit viel Intelligenz das Thema Mythenbildung im Bigfoot found footage Streifen Willow Creek. Am Ende gibt’s ein double feature aus dem (von mir heiss geliebten) Haus Troma mit dem Klassiker Class Of Nuke ‚Em High und dessen reboot Return To Nuke ‚Em High Vol. I. I’m still stoked, duuuuuude!

22. September

Zum gemütlichen Einstieg in den Tag eine Reise zurück ins Jahr 1983 mit Twilight Zone: The Movie. Psychologischer Umriss von Daniel Lutz in der Doku My Amityville Horror, gegen Ende etwas wacklige aber insgesamt beeindruckende Kindesmissbrauchs- und Telekinese-Story Dark Touch und schlussendlich die japanische Geisterstory The Complex (nicht schlecht, aber wohl nicht ganz was man vom Regisseur von Ringu erwartet hätte). Das erste Wochenende war glorreich.

23. + 24. September

Atmosphärisch brillant beginnt der Montag mit dem dezent schaurigen The Last Will And Testament Of Rosalind Leigh, erleidet dann leider einen Knick durch einige unhöfliche Gäste bei der CD Präsentation von Black Manna [3] und wurde auch von Rob Zombies Hexen-Americana-Patchwork The Lords Of Salem nicht merklich verbessert (Herr Zombie ist einfach kein guter Storyteller, war er noch nie, wird er wohl nicht so bald werden). Rettung kam in Form der famosen Bessenheitsperle Here Comes The Devil. Der Dienstag wurde mit dem als Arthouse verkleideten Revengemovie Hail und dessen wunderschönen Bildern ruhig eingeleitet, allerdings nur um vom bösartigen Selbstjustizhumor von Big Bad Wolves auf professionelle und kurzweiligste Art überfahren zu werden. Zum Schluss sorgt die romantisierende Vampirnostalgie Kiss Of The Damned für ein einen angenehmen Abschluss.

25. + 26. September

Voller Metaphern, Folkloreanspielungen und okkulter Symbolik, aber dennoch leichtfüssig und unterhaltsam ist der Einstieg mit A Field In England, gefolgt vom Surprise Movie Haunter, der einem jüngeren Publikum als perfekter Startpunkt in Sachen Grusel und Horror gedient hätte. Anschliessen kann Cronenbergs Sohn mit seinem ersten full feature Antiviral nicht nur mit dem frühen body horror seines Vaters mithalten, sondern darin auch noch eine eigene Stimme (Celebrity Viren Schwarzhandel) finden. Donnerstag ist zu zwei Drittel Trash (im positiven Sinn): überraschend gelungene Dialoge im selbsterklärenden Big Ass Spider! und schmerzhaft schlechtes, daher brüllend albernes Z-Movies Sharknado. Im letzten Drittel ein weiteres Prunkstück des diesjährigen /slash mit dämonischen Arschgeburten, exzellenten Schauspielern und entspannter Intelligenz: Bad Milo!. Falls es noch immer nicht klar ist: Ich liebe das /slash!

27. – 29. September

Das finale Wochenende beginnt mit dem schwer unterschätzten Psychotrip Rabitto Hora a.k.a. Tormented, zeigt Joe Dantes charmantes Teenagerhorroradventure The Hole, in dessen Anschluss der nicht minder charmante Mr. Dante persönlich im Filmcasino steht, Fragen beantwortet und aus dem Nähkästchen erzählt. Für das Screening seiner 5-stündigen (The) Movie Orgy war ich dann doch zu schwach, wollte ich doch für die ersten drei Teile der J-Drama Serie Shokuzai a.k.a. Penance um 10:00 fit sein. Was sich auch ausgezahlt hat. Danach zwei Dante Kultklassiker – Weltallabenteuer Explorers und angeschwärzte Komödie The ‚Burbs – und nochmals Joe Dante selbst. Tränen gelacht Dank Quentin Dupieux und seinem skurrilen Humor beim unbeschreiblich guten Wrong Cops. Highlight You’re Next überrascht mit gekonnter Wende von bedrückendem Crime-Horror zu amüsantem Revenge-Gore samt starker Protagonistin, gefolgt vom ebenfalls gelungen religiösen Kannibalen Remake/Reinterpretation We Are What We Are. Das letzte double feature des Festivals wird von Hatchet III, das sich würdig in die Slasher-Splatter Serie einreihen kann aber nicht an den ersten Teil heranreicht, und der philippinischen Vampiraction TikTik: The Aswang Chronicles, die vielversprechend anfängt aber leider etwas an Dampf verliert, bestritten. Der letzte Tag schliesst Penance ab, präsentiert Riaru Kanzen a.k.a. Real vom selben Regisseur und hat für Festivalpassträger auch noch den Women-In-Prison-Revenge-Action Streifen Raze anzubieten. /slash ist leider vorbei, aber ich bin rundum zufriedengestellt worden.

… ist vor dem /slash

/slash 2013 war mein Urlaub. Nein, kein Scherz! Ich hab mir frei genommen, die meiste Zeit im Kino verbracht und bin entspannt und erholt zurück in den Arbeitsalltag. Mein Enthusiasmus für das Festival ist ungebrochen, meine Freude an dessen Erfolg gross und meine Vorfreude auf’s nächste Jahr unbeschreiblich!

Vorher gibt es noch die /slash Weihnachtsfeier und hoffentlich auch wieder ein /slashing Europe. Und wenn wir Glück haben auch wieder Klub Kaputt. Ich hab’s euch schon letztes Jahr gesagt und ich sag’s auch heuer wieder: Ihr müsst das /slash selbst erleben um zu wissen, was ich meine. Worte tun’s einfach nicht.

Blutigste Grüsse,

Nuri "werwolf" Nurbachsch

[1] Dabei will ich gar nicht leugnen, dass es mich auch ein wenig irritiert. Gelegentlich konnte ich mich nicht des Gedanken erwehren, dass mir "mein" Festival weggenommen wird von Menschen, die es nicht zu schätzen wissen. Teilweise gab es tatsächlich Personen, die es nicht zu schätzen wussten, aber in kaum nennenswerter Anzahl. Ist wohl nur ein wenig alberner Elitismus, den man mir bitte verzeihen möge.

[2] Das war das erste ausverkaufte (zumindest "Hentai Kamen", wobei auch bei "Nuiguruma Z" der Saal fast komplett voll war) /slash double feature, dass ich erlebt hab. Respekt.

[3] Unmittelbar vor "The Lords Of Salem" stellte die Noise/Dark Ambient Combo Black Manna ihr neues Album vor. Das war angekündigt. Dazu spielte es ein Filmchen von Jörg Vogeltanz. Nun, ich persönlich bin auch kein grosser Freund des Outputs von Black Manna, aber einige Anwesende dürfte es ganz besonders gestört haben. Gegen Ende der Performance kamen Rufe wie "Draht’s o den Schas!" und "Geht’s ham no a bisserl üben!" und ein Teil des Publikums ersetzte Applaus durch Buhrufe. Als vor Publikum agierender Künstler muss man mit letzterem umgehen können, aber anpöbeln muss man sich nicht lassen. Das sah auch Markus Keuschnigg so, der zum Mikrofon griff und vehement Stellung gegen solches Verhalten bezog. Sicher, es wäre vielleicht besser gewesen, wenn er sich vorher ein paar Minuten Zeit genommen hätte um sich zu beruhigen, aber schlussendlich hat er völlig recht: Jeder kann gerne seinen eigenen Geschmack vertreten, aber das gibt niemandem das Recht unmotiviert und respektlos Beleidigungen durch den Raum zu gröhlen. Seh ich ganz genau so.

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