Auf zu neuen Ufern

Das Grand Hotel Café zum Rothen Krebsen (kurz: Roter Krebs) war eine Institution der Linzer Subkultur, zumindest bis zu seiner Schließung. Jetzt gibt es Grund zum Feiern: das Nachfolgeprojekt, das fabulös klingende "Salonschiff Fräulein Florentine" wird bald ein Jahr alt.

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Die Odyssee begann schon 2 Jahre vor dem endgültigen Ende, als die Stadtpolitik das Lokal schließen und in einen touristisch attraktiveren Radltreff verwandeln wollte. Der Protest der Linzer war groß und der Krebs durfte bleiben.

Ein Jahr später war es nicht die Politik, sondern das Hochwasser, das dem Lokal Probleme machte. Dreck und Schlamm überall, Elektronik kaputt, vorzeitige Kündigung des Mietvertrags, schlimmer geht’s eigentlich eh nimma. "In guten wie in schlechten Zeiten" war wohl das Motto der Stammgäste und es fanden sich zahlreiche Krebs-Liebhaber, die bei den Aufräumarbeiten im Lokal halfen. Auch die Elektronik wurde selbst repariert und ein paar Monate später konnte der geliebte Krebs doch wieder aufsperren. Auf lange Sicht war das Verhältnis mit den Vermietern aber doch zu schwierig und schließlich hieß es dann letztes Jahr: Auf zu neuen Ufern.

Auf der anderen Seite des Donauufers ankert jetzt das "Salonschiff Fräulein Florentine", das Nachfolgeprojekt der Krebsbetreiber, dass bald einjährigen Geburtstag feiert. Zumindest vor Hochwasser braucht am Schiff niemandm mehr Angst haben und mit der Stadtwerkstadt und dem Café Strom nebenan ist auch der Nachbarschaftsfriede relativ sicher. Wie es sich auf (hoher) See so anfühlt, was sich verändert hat und wie groß die Krebs-Sentimentalität noch ist, darüber haben wir mit Betreiber Hannes Langeder gesprochen.

Ein Krebs gehört ins Wasser. Dort seid ihr jetzt seit einem Jahr mit dem Salonschiff Fräulein Florentine. Wie läufts? Sind euch die Stammgäste auf die andere Seite der Donau gefolgt?

Es sind sicher viele Stammgäste gefolgt, es sind aber auch einige neue dazugekommen. Vor allem wenn es warm ist kommen viele neue Leute einfach vorbei. Wir finden es ganz gut wenn sich auch "Nicht-Szene"-Menschen unter unser Publikum mischen.

Das letzte Jahr vor dem Umzug aus dem Rothen Krebs war anstrengend. Gibt’s trotzdem positive Dinge die ihr mitnehmt?

Wenn man die Hausbesitzer ausblendet gibts eigentlich nur schöne Erinnerungen.

Als der Krebs damals überschwemmt wurden halfen ja viele Leute beim Aufräumen. Was macht das Krebs-Zusammengehörigkeitsgefühl aus?

Ich denke das Gefühl ensteht durch die Art unserer Veranstaltungen. Wir verstehen uns ja nicht primär als reiner Gastronomie- sondern eher als Kulturbetrieb oder Treffpunkt. Wir versuchen alternative, innovative Ideen umzusetzen.

Wie traurig seid ihr, dass die Krebs-Ära vorbei ist? Was vermisst ihr? Was vermisst ihr nicht?

Ich für meine Person vermisse gar nichts. Das was uns ausmacht haben wir ja mitgenommen. Ich finde es nur schade für das schöne alte Haus und dass die Besitzer nicht wollten, dass wir mehr draus machen.

Wieso jetzt ein Schiff? Weil’s dort fix kein Überschwemmungsproblem gibt?

Es gab einfach sonst keine Alternative, das Überschwemmungsproblem ist sicher geringer und wir könnten damit jetzt natürlich auch jederzeit abhauen. Wenn uns das Kulturamt der Stadt Linz weiterhin nicht wirklich unterstützen will, werden wir das bald machen. Ist leider sehr schade und auch unverständlich, dass die Stadt Linz unsere kulturellen Leistungen nicht wirklich anerkennt, obwohl ja Slogans wie "Linz muss an die Donau" herumgeistern.

Wie wichtig wars euch, jetzt was Eigenes zu haben? Und wie siehts mit der Nachbarschaft aus?

Wir wollten nicht weiter von rücksichtslosen Geschäftemachern abhängig sein. Durch die verringerte Entfernung, der Donaufluss ist ja schon sehr breit, haben sich die Beziehungen zur Stadtwerkstatt intensiviert. Die verschiedenen Schiffs-Nachbarn auf Hoher See waren alle bisher sehr nett, der Urfahranermarkt eine grosse Bereicherung unseres Angebotes.

Durch den Umzug auf die Florentine haben sich ja ein paar Sachen geändert. Ihr habt schon früher offen, am Wochenende gibt’s sogar Frühstück. Wie kommt das neue Angebot und die geänderten Öffnungszeiten an?

Ein richtiger Seemann, beziehungsweise eine Seefrau verspürt auch tagsüber den Ruf raus auf die See. Da ja Linz eine Hafenstadt ist, merkt man schon dass viele diesem Ruf folgen, wir arbeiten ständig daran den oft sehr vielen Passagieren bestes Service zu bieten.

Dank Lesungen, Karaoke usw. seid ihr ja kein reines "Fortgehlokal". Was ist die Philosophie hinter dem Lokal?

Wie gesagt verstehen wir uns eher als Kulturbetrieb mit einer Gastro als soziale Plattform.

Und zu guter Letzt: Was ist für die nächsten Jahre geplant? Kommt mal ein Beiboot?

Wir möchten gern eine internationale Kunstschifffahrtsline etablieren, vielleicht zusammen mit der Stadtwerkstatt: Linz – Bombay – Bagdad – und so weiter. Linz als Mekka der Operette, mittels einer Seebühne, als ernsthafte Konkurrenz zu Mörbisch und Bregenz wäre auch ein angestrebtes Ziel. Wir hoffen Harald Serafin dafür gewinnen zu können.

Ein schon bestehendes Projekt ist die "KUNSTHALLE LINZ", die wir heuer am Donaustrand vor unserem Schiff errichtet haben.

Wer mehr über das Salonschiff Florentine erfahren möchte, schaut am besten einfach auf ein Bier vorbei und redet mit den Leuten dort. Alternativ gibt’s auch eine Homepage und eine Facebook-Seite.

Bild(er) © Salonschiff Fräulein Florentine (FB)
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