Skero hören macht meistens Spaß – und doch ist mit ihm nicht nur zu spaßen. Auf seinem neuen Album hat der Riese im Glashaus einiges zum Bösen dieser Welt zu sagen. Gfrein kann man sich trotzdem.
Skero war lange als Lange in Texta bekannt. Dann kam Kabinenparty und plötzlich wollten ihn alle für Zeltfeste buchen. Für sein Album hat er Kabine gegen Glashaus getauscht. Da sitzt er jetzt als Hip Hop-Riese drin und wirft nicht mit Steinen, sondern mit Wörtern. Wenn er dann mal schießt, schießt er scharf und trifft den Nagel meistens auf den Kopf. Auf seinem zweiten Album "Der Riese im Glashaus" geht es oft um Themen, die ihn nicht so "g’frein". Der Grant des Riesen richtet sich hier zum Beispiel gegen Bespitzelung und Korruption ("Stur") oder erschütternde Eindrücke seiner letzten Afrika Reise ("Plastic Bottle Beach"). Scheint so, als ob die Kabine zu klein für den Riesen geworden ist.
Wer Kabine sagt, muss auch Party sagen
Weil es ganz alleine im Glashaus, wie auch schon in der Kabine, eher fad ist, hat Skero einige österreichische Hip-Hop Größen dorthin eingeladen – Crack Ignaz, Monobrother, Bum Bum, Mirac und Def III zum Beispiel –, um gemeinsam Reime zu … reimen und mit Worten gegen die dummen Übel dieser Welt anzuballern. Aber längst nicht alles geht gegen Turbokapitalismus und Asylmissstände – die erste Single-Auskopplung "Gfrei di" klingt nach Sommer. Die Geburt seiner Tochter mag wohl auch etwas dazu beigetragen haben, dass Skero aus der Badehose rausgewachsen ist und als Hauptact beim Stöpsel-Festival am 30. August seine Fangemeinde um die Wiener Elterngemeinde erweitert.
Ob Album oder Tochter nun die schwerere Geburt waren, hat uns Skero zwar nicht erzählt, dafür einige andere Dinge zu seinem neuen Album.
Nimmt man mal nur den Song „Gfrei di“ heraus, könnte man meinen, deine neue Platte ist super-optimistisch geworden, stimmt aber nicht, oder?
Radikal optimistisch vielleicht. Auch “Gfrei di” ist kein reiner gute Laune Song. Es geht nicht nur darum auf Dinge hinzuweisen, sondern auch Lösungen zu zeigen oder zu relativieren.
Einige Texte lassen vermuten, dass dich derzeit ein paar Dinge ziemlich grantig machen. Wogegen richtet sich der Grant hauptsächlich?
Es laufen viele Dinge verkehrt und aus dem Ruder. Das Turbokapitalismus auf die Dauer kein gutes Konzept ist, oder nur für einige Wenige ist kein Geheimnis. Der Gewinn steht immer über jeder Vernunft und zukunftsorientiertem Denken. Religiöser Fanatismus hat immer schon viel Leid über die Menschen gebracht. Vor allem regt mich die sture Borniertheit auf, mit der weiterhin in diese Richtung gearbeitet wird.
Und ist “Gfrei Di” dann ein Motto, das du dir auch selbst täglich wieder vornehmen musst?
Auf jeden Fall dürfen wir nicht vergessen, dass wir nicht auf der Schattenseite leben. Anscheinend haben viele das nicht begriffen, die jetzt über die Asylwelle so schockiert sind.
Wie oft machst du noch Kabinenparty?
Immer.
3: Yannik Steer