Früh übt sich. Einige österreichische Schauspieler hatten schon Rollen als Kind. Andere Karrieren wurden später gezündet, sind aber nicht weniger überraschend.
Scarlett Johansson spielt ja dieses Mädchen im Pferdeflüsterer, Natalie Portman die kleine Mathilde in Leon der Profi. Da dachten wir uns, wie sieht das eigentlich in Österreich aus?
Wie die nachfolgenden Bilder beweisen, haben einige der österreichischen Mimen und Miminnen ganz schöne Berg- und Talfahrten durch buckelige Schauspielwelt hingelegt. Der Weg vom scheinbaren Shampoo-Model zum seriösen Charakterdarsteller (Moretti) oder von der rotbackigen Kaiserin zur Femme Fatale (Schneider) lässt sich bestimmt nicht mit einer sonntäglichen Wanderung durchs Mariazellerland vergleichen.
Wer also ganz nach oben will, muss daher schon ziemlich klein anfangen. Das weiß jeder Baum und auch die hier versammelten Darsteller, die irgendwie als österreichische Schauspieler gelten, wussten das. Die Grenze, um hier vorzukommen, haben wir relativ willkürlich bei 27 Jahren angesetzt. Weil da, äh, die Kinderbeihilfe ausläuft. Welche von ihnen es trotz oft schwieriger Startbedingungen und überraschender Startrampen, doch in den Schauspielolymp, oder einfach in den österreichischen Tatort geschafft haben, kann man hier bestaunen.
Elfriede Ott (*1925)
Wenn man mal in einem Film mitspielt, in dem man sich selbst spielen kann und der eigene Name auch im Titel vorkommt, hat man es in Österreich schon mal weit gebracht. Trägt man dann auch noch Kammerschauspielerin als Berufstitel und die Türklingel ziert ein Professorentitel, kann man sich getrost schon als kakanischen Superhero bezeichnen. Das alles hat die Elfriede Ott. Und strahlend rotes Haar hat sie auch. Begonnen hat das alles auch typisch kakanisch – mit dem rosseggerschen Heimatfilm "Das Siegel Gottes" (1949).
Christiane Hörbiger (*1938)
Kinder, auch süße kleine Mädchen, denen die Türen und Tore der Welt offenstehen, revoltieren oft gegen die Jobs der Eltern, obwohl der Weg oft mehr als geebnet, vielleicht sogar marmorgepflastert ist. Nicht so die Christiane, die hopste von Film zu Film, von Wien nach Cornwall und wieder zurück ins idyllische Retz.
Thomas Bernhard beschimpfte ihre Eltern als Nazis, sie mimte die ungewöhnliche Frau. Wir haben uns an sie gewöhnt – sie gehört halt irgendwie dazu, auch wenn ihren ersten Film, "Der Major und die Stiere" (1955) fast niemand kennt.
Romy Schneider (1938-1982)
Wer mit 16 schon mal Kaiserin war, dem wird es später schwer fallen da noch irgendwie anzuknüpfen. Sissis Schatten ist trotz anorektischer Taille ein fetter und der frühe Fame hatte Folgen für Romy die denen der Olsen Twins nicht ganz unähnlich sind. Immerhin nützte Romy ihren "Passport to Paris" und drehte noch allerhand gute Filme – mit Alain Delon im Swimmingpool oder als Spaziergängerin in Sans-Souci zum Beispiel.
Andreas Vitasek (*1956)
"Warum bohre ich mir kein Loch ins Knie und gieße Milch hinein?" fragt sich Larry Lapinsky in "Müllers Büro" (1986). Eh eine wichtige Frage eigentlich. Mindestens genau so wichtig wie die Frage nach dem Tatort oder dem Verwesungszustand einer Wasserleiche.
Diese Fragen muss er sich jetzt stellen, wenn er hin und wieder beim Tatort vorbeischaut der Vitasek. Debütiert hat er übrigens im Film "Cafe Malaria" (1982) von Niki List.
Paulus Manker (*1958)
Irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn hat Manker sie alle schon einmal getroffen und mit ihnen gemeinsam mal kräftig im Kochtopf der Schauspielkunst umgerührt – Mühe, Minichmayr, Binoche, Bleibtreu und Ostrowski. Trotz mittlerweile fortgeschrittenen Alters, Glatze und Bierbauch wird er immer das österreichische Enfant terrible seiner Zunft bleiben – wie schon einst, 1982 in der Verfilmung von Jelineks "Die Ausgesperrten".
Adele Neuhauser (*1959)
Ähnlich wie Thomas Brezinas "Knickerbockerbande" war auch "Kottan ermittelt" Absprungrampe für spielhungrige, junge Menschen die einen Kopfsprung in die flimmrige Filmwelt geplant haben. Auch Tatort-Komissarin Bibi Fellner hat dort ihr Debüt abgezogen. Damals hing sie noch nicht an der Flasche, aber musste auch Saubermann Krassnitzer noch nicht ertragen.
Harald Krassnitzer (*1960)
In "Der Pakt – wenn Kinder töten" (1996) ist Krassnitzer Daniel Brühls Vater. Einer der seinen rehäugigen 15-jährigen Sohn sexuell misshandelt. Da hat er eine ganz schöne Gut-Mensch-Transformation hingelegt der Krassnitzer – jetzt ist er als Tatort-Komissar ständig auf der Suche nach mehr Gerechtigkeit für die Welt.
Meistens trifft man ihn aber zwischen den idyllischen Ruster Weinbergen wie er an seinen Trauben schnuppert. Scheint so zu passen, "Der Winzerkönig" läuft schon in der Schweiz und auch in Norwegen.
Tobias Moretti (*1959)
Tobias Moretti ist ein Spross der bekannten Wurstsemmel-Riege und war einst Träger einer Haarpracht die man auf jeden Fall nicht so schnell wieder aus dem Gedächtnis löscht – der sattbraune Glanz könnte ein positiver Nebeneffekt der Wurst-Transfette gewesen sein.
So richtig los gings für Moretti aber schon ein bisschen früher, mit der "Piefke-Saga" (1990) und bereits noch ein bisschen früher als junger Wilhelm Busch im gleichnamingen Film (1986). Das Haar ist zwar jetzt dünner, aber die Fische die Moretti rollentechnisch an Land gezogen hat, wurden immer dicker.
Roland Düringer (*1963)
Dass Roland Düringer schon damals bei "D.O.R.F." (1988) gewusst hat wo es karriere- aber auch outfittechnisch für ihn hingehen würde, hätte man sich wohl eher nicht gedacht. Zumindest nicht auf Anhieb. Nicht nur den Style fürs Leben, sondern auch Freunde fürs Leben hat er dort auch gleich gefunden – Josef Hader und Lukas Resetarits wohnten nur ein par Häuser weiter im selben Dorf des Öffentlich Rechtlichen Rundfunks.
Johannes Krisch (*1966)
Der Tatort-Muttermund hat neben vielen anderen Schauspiel-Säuglingen auch Johannes Krisch einmal ausgespuckt. Genauer gesagt hat Krisch diese ORF-Krimi-Brutstätte im Jahr 1987 bewohnt um dann gereift und genährt weiterzuziehen. Das war zwar nicht sein einziger Besuch beim Tatort aber definitv das letzte gewagte Frisurenexperiment für den Liebling der österreischischen Schauspielwelt.
Elke Winkens (*1970)
Wer den allerhöchsten Gipfel der österreichischen Filmwelt erklimmen möchte, der hat mit ganz schön strapaziösen Wanderungen zu rechnen – viele davon führen in weißen Moonboots an schneeweißen Brautkleidern vorbei. Das wusste auch Elke Winkens und hat sich für den Film "Hochwürdens Ärger mit dem Paradies" (1995) die Zähne extra mit Colgate White Plus geputzt. Und weil Hansis Frisur auch so perfekt sitzt, kann man unterm Strich nur sagen – einfach schee!
Simon Schwarz (*1971)
"Juhuuuu, bald gehöre ich zur Gruppe A der supersten Schauspieler in diesem kleinen Land" – das muss sich der süße blonde Simon Schwarz schon damals während der Dreharbeiten zu das "Spiel des Lebens" (1996) gedacht haben. Die Rolle muss identifikatorisch nicht allzu herausfordernd gewesen sein – Herr Simon Schwarz spielt darin einen Schauspielstudenten namens Simon. Warum sollte man sichs unnötig schwer machen.
Robert Stadlober (*1982)
Bevor Stadlober in die "Sonnenallee" abgebogen ist, wurde er kurz nochmal entführt. Aber so "Ausweglos" (1995) war die ganze Sache dann doch nicht. Stadlober hatte noch genug Zeit ein bisschen "Crazy" zu sein, Brombeeren zu essen und seine Jugend so richtig zu verschwenden, bevor er, wie hätte es anders sein können, beim Tatort gelandet ist. Nebenbei hat er auch noch ein bisschen Musik gemacht und hat das verdientstvolle Siluh Records mitgegründet.
Elyas M'Barek (*1982)
Dass es in M'Bareks Debütfilm ausgerechnet um Sex ging kann auf jeden Fall kein purer Zufall gewesen sein. Wenn "Mädchen Mädchen" (2001) über M'Barek reden geht es sowieso immer nur um Sex. Außer wenn er sich mit einem anderen Sexgott der Filmwelt prügelt. Also auch irgendwie um Sex.
Michael Steinocher (*1983)
Niemand hat 1997 das rote Basecap mit so viel Stolz getragen wie Axel aus der Knickerbockerbande. Zwischen Eisenstadt und Bludenz war deshalb mindestens jedes zweite Volksschulmädchen eifersüchtig auf Knickerbockerin Lilo. Axel ist jetzt groß geworden aber Michael Detektiv geblieben, der ist jetzt nämlich bei "Cop Stories" und hat sogar eine richtige Uniform an. Dazwischen hieß er auch noch Clemens und gehörte zum Cast von "In 3 Tagen bist du tot". Axel passt trotzdem noch immer gut zu ihm.
Falls jemandem ein ganz spezieller Frühzünder abgeht, bitte kommentieren oder @the_gap antwittern.