Opfer-Masche zieht nicht mehr

Lana Del Reys zweites Album "Ultraviolence" ist "Born To Die" ohne Spaß und mit Gitarren.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

2012 goss sich scheinbar aus dem Nichts heraus der feuchte Traum eines Lustgreises in die Form von Lana Del Rey und brachte damit einen neuen Pop-Frauentypus als die seltsamste mögliche Antwort auf die sexuell-dominanten Diven in die Industrie: das Opfer. Pseudo-Lo-Fi Videos, Rehaugen, monotones Lamento über filmreifen Geigenarrangements. Lana Del Rey unterwarf mittels gesungener Unterwerfung mit dem Debüt "Born To Die" sämtliche Charts.

Alles groß

Während andere Popköniginnen ihre Rollen gerne wechseln, mal die Verführerin, mal das unschuldige Mädchen, mal die Louboutin-Domina geben, gab Elizabeth Woolridge Grant – so der echte Name der Künstlerin – immer nur Lana Del Rey. Weil das 2012 in der Größenordnung doch ziemlich neu war und der Sound von "Born To Die" sich so stark vom damals Marktüblichen unterschied, störte die thematische Einfalt auf dem Debüt nicht, war vielleicht sogar die Stärke des Albums. Schwärmerei, Liebe, Motorräder – alles in extrem groß, Amerika eben. Der Soundtrack zum Biopic einer freiheitsliebenden Lolita.

Dirty Dancing 2

Entgegen des literarischen Vorbilds bei Nabokov, in dem Lolita stirbt, entgegen des Albumtitels "Born To Die", gönnte die Grant ihrer Lana noch ein zweites Album, "Ultraviolence". Nun ist es leider das Wesen von Cheesy-Geschichten, dass ihnen eine Neuauflage nicht gut tut. Oder war Dirty Dancing 2 etwa super? Lana hätte sich komplett neu erfinden müssen, um einen weiteren Erfolg einzufahren. Hat sie nicht. "Ultraviolence" ist, was von "Born To Die" übrig geblieben ist, nachdem man jeglichen Spaß herausgenommen und fast alle Geigen durch Gitarren (besonders durch die Chris Isaac Gedächtnis-Gitarre) ersetzt hat, weil man glaubt, dass das dann roher daherkommt (reife Leistung, Dan Auerbach!). Nochmal 12 Balladen über Sugar Daddies, kleine Mädchen, Geld und Freiheit. Da gibt es schon auch ein paar schöne Momente. Die erste Single "West Coast", den Titeltrack "Ultraviolence" und "Shades Of Cool", kann man sich schon anhören, "Pretty When You Cry" berührt wirklich – Stimme bricht, wunderbar melancholisch. Der schönste Moment ist aber, wenn das Album aus ist. Nicht, dass es schlecht wäre, es ist einfach nur fad. Ultrafad. Darüber hinaus hat sich in zwei Jahren im Mainstream-Pop eben doch etwas getan, z.B. Sia, z.B. Lorde. Die Opfer-Masche zieht irgendwie nicht mehr.

Weil wir Lana aber trotzdem lieben, hier zwei Wünsche:

Kollaboration mit Nick Cave

Der Ober-Sugardaddy, Nabokov-Enthusiast und Buchautor (in einem geht es unter anderem um explizite, sexuelle Phantasien mit Avril Lavigne!!), bietet sich wie kein anderer für eine Kollaboration an. Wir sehen Lana förmlich schon auf seinem Schoß sitzen, irgendwo in einer dunklen Bar am Rande von San Fran.

Bond Theme Song

Also wenn es Conchita nicht macht, dann bitte Lana. Sie kann sich zur Not auch einen Bart aufkleben – die großen Arrangements, die Gala-Kleider und die verführerische Stimme hat sie bereits. Mit "Bond To Die" wäre auch schon ein Titel gefunden.

Und diese zwei Dinge bitte nicht:

Ein Sex Tape

Jetzt, wo Lana mit dem Kardashian-West-Klan abhängt, könnte sie auf dumme Ideen kommen. Karriereankurbelnd sind sie ja, diese Filmchen. Bitte die Gelegenheit auslassen!

SNL hosten

Lana hat nicht so gute Erfahrungen mit SNL gemacht. Ihr Auftritt ist als schlechteste Performance in die Comedy Geschichte eingegangen. Halte dich fern von den Witzbolden, Lana! Nicht lustig sein versuchen!

Ultraviolence erschien am 13. Juni 2014 via Universal.

Bild(er) © Neil Krug / Universal
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...