… wird endlich gut

Sky Ferreira fährt mit Dealern durch New York. Sie hat Krach mit der Plattenfirma und duscht mit Fotografen. Ihr Album ist aber der wahre Grund warum sie Teen Pop sprengt.

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Irgendwann ist Sky Ferreira vom glitschigen Schleimhaufen namens Teen Pop gerutscht. Vielleicht als sie mit Boyfriend Zachary Smith, fünf Deck Heroin, Extasy im Blut und einen gestohlenen Führerschein durch New York City raste. Oder aber als sie sich für ihr Cover von Skandal-Regisseur Gaspar Noé unter der Dusche fotografieren ließ: Verschmierter Kajal und Lippenstift, der Blick mehr verstört als bitchy und nackt natürlich. Die Shootings von Kitsuné und Benetton hätten trotzdem viele lieber gesehen.

Aber jetzt mal ehrlich: Was für ein Cover. Jeder, der in den letzten Jahren Sky Ferreiras unaufhörliche Versuche ein Album zu veröffentlichen, beobachtet hat, weiß warum es echt stark ist, gerade jetzt damit so etwas wie ein Risiko einzugehen. Das Leben der heute 21-jährigen Musikerin war bisher eines der Selbstfindung zwischen Fashion und Pop – und nachdem sie des öfteren mit ihrer Plattenfirma Capitol Records zusammengekracht war – fast nur noch Fashion. Man kann ihr die Sprunghaftgkeit nicht übel nehmen. Zu der Zeit begann sie erste Songs auf Myspace zu laden – permanent verfolgt vom Traum die Schule für einen Major-Vertrag einzutauschen. Der kam auch und mit ihm lange Bemühungen, sich auf ein Debüt zu einigen. Zwei EPs, die ALLES zugleich sein wollten, waren das Resultat. Sky Fereirra schrieb Folk ("Sad Dream"), wobbeligen Synth-Pop ("Lost In My Bedroom"), große Pop-Rock Refrains ("Red Lips") und R´n´B ("108"). Alles in allem war das ein sehr unübersichtliches Oeuvre mit mindestens genauso kontroversiellem Video,- und Artworkmaterial.

Haare wie Hannah Montana

Sky Ferreira lächelt perfekt gestylt von Hochglanzaufnahmen, sie tanzt ziemlich wasted in No-Budget Home-Videos oder räkelt sich im kleinen Schwarzen am Kinderspielplatz. Sie trägt ihre Haare wie Hannah Montana und ließ sie sich dann wieder in allen Farben und mit schwarz-nachgewachsenen Scheitel im verfilzten-Mittel-Lang stehen. Auf die musikalischen Juwelen aber kann man sich leicht einigen. Das mit Blood Orange produzierte "Everyhting is Embarrassing" etwa, das mit 80s-Hand-Claps nebelige Fassaden um warme Keyboard-Flächen lüftet. "Night Time Is My Time" pumpt das Eurodance-Gefrickel in robuste Rock-Schläuche. Sky klingt wie eine unbeschädigte Courntey Love, poppige Kim Gordon oder vielleicht sogar wie Teresa Rotschopf. Sie schöpft die Crème de la Crème des cooleren New Yorks ab und setzt ihr eine dicke, glänzende Kirsche auf. Am Album ist diese Kirsche ohne Zweifel das von Surf-Gitarren wuschigen "You´re Not The One". Hier gelingt, was auf Albumlänge nur ganz gut umgesetzt wird: Die goldene Mitte zwischen Elektro-Arrangements und die teils sehr glitzrigen Pop-Refrains einer Gwen Stefanie.

Für dieses Album will man nach sieben Jahren im Rampenlicht ohne Vorurteile Musikerin sein – oder in Sky Ferreiras Worten "The one Chance for the World to understand me". Wir haben verstanden.

"Night Time, My Time" von Sky Fereirra ist soeben erschienen. Weil globalisierte Welt und so, aber noch nicht bei uns.

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