Und wieder erklärt die BBC eine 18 Jährige zum „Next big thing“. Im Gegensatz zu Lorde, Sky Ferreira oder Lapsley ist die Irin Bridie Monds-Watson aber das, was man einen unaufgesetzten Teenager nennt.
Die Stadt Derry liegt am Meer, historisch bedeutsam, aber für jemanden der dort aufwächst nichts weiter als ein "Kaff", umgeben von saftigen Wiesen, Felsenklippen und verfallenen Schlössern. Es regnet oft. Dann kann man wie in den Videos von Soak am Strand Spuren in den nassen Sand malen. Oder nach Osten zeigen, wo England, die große Insel der Pop,- und Gitarrenmusik liegt, in dessen Schatten Irland vor sich hin zu dösen scheint.
Ebenso unscheinbar ist Bridie Monds-Watson, das Mädchen hinter dem Pseudonym. Sie treibt sich nach der Schule in Skaterparks rum, trägt bis oben zugeknöpfte Hemden, links und rechts ein schwarzes Plug im gedehnten Ohrläppchen, eine Nerd-Brille und Kurzhaarschnitt mit Undercut. Als sich ihre Freunde darüber Gedanken machen, in welcher Uni sie sich einschreiben sollen, veröffentlicht sie ihre erste Single bei Rough Trade Records. "Come on, come on, be just like me. Come on, come on, be a nobody!" singt sie darauf. Ein „Niemand“ will sie sein, die Popwelt hingegen hat Großes mit ihr vor.
Wie Cat Power oder Paul Brady in der Tonlage von Joni Mitchell soll sie klingen- süßlich angekratzt und unschuldig verbraucht. An Ellen Page in "Juno" soll sie erinnern. Es muss komisch sein, wenn einen das britische Feuilleton mit all diesen Persönlichkeiten vergleicht, bevor man überhaupt für sich selbst entschieden hat, wer man wirklich ist. Soaks Debüt ist mutiger Pop-Folk aus dem Mund einer Unsichtbaren. Bescheiden wie die Sängerin ist, möchte sie nicht "Multiinstrumentalistin" genannt werden, obwohl sie jede Spur selbst einspielt und aufnimmt. Stücke wie "Shuvels" erinnern an die Melodramatik von Daughter, "Blud" hätte Jake Bugg schreiben können. Dazwischen ein Hang zu großen Soul-Gesten und berührenden Melodien. Soak hat sich kürzlich nach ihrem SXSW-Auftritt ihr erstes Tattoo in Form eines Kaktus stechen lassen. Vielleicht eine Jugendsünde? Dieses Album jedenfalls ist keine.
"Before We Forget How To Dream" von Soak ist soeben wie Rough Trade erschienen.