Auf Album Nummer Sieben legt Clark die Breakbeat-Robe ab und hüllt seinen Sound in edelste 4/4-Gewänder. Souveräner hat die gerade Kickdrum heuer kaum jemand geritten.
Chris Clark gehört seit Jahren zu den Besten und war gefühlt trotzdem immer der ewige Zweite. Obwohl der Brite seit jeher im Team von Warp an den Start geht, musste er sich aufmerksamkeitstechnisch immer von seinen Labelkollegen den Rang ablaufen lassen. Im Rennstall von Warp gibt es bekanntlich viele zweite Sieger, die im Schatten übergroßer Kollegen wie Aphex Twin, Autechre oder Flying Lotus stehen. Bei Clark litt man angesichts seines vielseitigen, innovativen und hochmusikalischen Oeuvres schon auch ein bisschen mit.
Die Musik des Thirty-Somethings war immer schon geprägt von überbordendem Eklektizismus. Clark ist ein Großmeister des Sound-Pluralismus. Schwarzer Gürtel. Mindestens. Für viele war das nicht Fisch, nicht Fleisch, nicht Frucht. Für andere hingegen Fünf-Gänge-Menu vom Haubenkoch. Konsensmusik geht eben anders. Gut so, dass Warp früh die Qualitäten des jungen Produzenten entdeckte. Bereits Anfang der 2000er investierte man in die Aktie Clark und stieß sie auch in konjunkturärmeren Zeiten nicht ab.
Clark erfindet sich sowieso mit jedem Album neu. Da greifen Prognosen gerne mal ins Leere. Auch auf dem selbstbetitelten neuen Album des Briten ist wieder einmal alles neu, alles anders, alles großartig. Der ehemalige Breakbeat-Champion Clark hat seine Beats begradigt und überrascht mit einem für seine Verhältnisse fast schon aufgeräumtem Techno-Entwurf. Die Genre-Haken schlägt er nun abseits der Drummaschines. Wer jetzt bei Techno an gefällige DJ-Tools denkt, liegt weit daneben. Clark entwirft eine eigene Form von noisigem orchestralem Techno. Effekthascherische Orchester-Samples mit Beats unterlegt, kennt und fürchtet man. Vollblutmusiker Clark kann das natürlich besser und gibt sich nicht mit simplen Clubtracks in schöngeistigem Aufputz zufrieden.
Er arrangiert deepe und dichte elektronische Musik mit Seele, die hochmusikalisch, aber trotzdem cremig genug ist, um jeden Floor zu ölen. Manche wird das an die guten Tracks von Acts wie Jon Hopkins erinnern, alte Clark-Fans könnten darüber vielleicht sogar den Kopf schütteln. Fakt ist, diese Platte ist ein großer Wurf. Die sonischen Indizien sprechen eine eindeutige Sprache. Wir verurteilen Clark zum Star. Schuldig in allen Anklagepunkten.
Das selbstbetitelte Album "Clark" ist am 4. November 2014 auf Warp erschienen.