Fordern, was Generationen von Männern gehört hat

Gabalier, "Genderwahn" und Binnen-I. Diskussionen darüber bewegen sich oft zwischen Seufzen und Jammern. Katharina und Therese, zwei Gründerinnen von Sorority, seufzen nicht, sie machen einfach. Ein Frauennetzwerk zum Beispiel.

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Donnerstagabend, Katharina Brandl und Therese Kaiser sitzen vor dem Laptop und bestellen Stofftaschen für das Business Riot Festival, ein von Sorority organisiertes Event, bei dem Workshops und Diskussionen angeboten werden. Sorority soll Frauen über Branchen hinweg vernetzen und dabei möglichst viele unterschiedliche Menschen ansprechen. »Bei uns kommen Frauen zusammen, die sich weder in ihrem Berufsleben, noch in ihrem Freizeitleben über den Weg laufen würden«, erzählen sie. Zehn Euro kostet eine Mitgliedschaft im Jahr, dafür kann man Diskussionsrunden und Workshops besuchen und andere Frauen aus unterschiedlichsten Bereichen treffen. Aktuell ist auch eine Art Job-Datenbank geplant. Aus dem Wohnzimmer ist das Projekt damit schon lange hinausgewachsen.

Als wir angekündigt haben, über Dinge wie »Genderwahn« sprechen zu wollen, waren Therese und Katharina zunächst nicht ganz glücklich. Seit dem Gespräch ist auch klar, warum: die beiden gehören nicht zu jenen, die Genderdiskussionen auf Social Media bis zum letzten Like mitverfolgen, sie haben vermutlich auch keine Zeit dafür, sie machen einfach ihr Ding. Egal was Gabalier von sich gibt. Die Antwort auf Gender Pay Gap ist ein Workshop zu Gehaltsverhandlungen, die Antwort auf »Gibt es überhaupt noch Feministinnen?« ist Sorority.

»Solidarity Sisters« ist das Leitmotiv, nicht jammern, sondern sich vernetzen, weiterbilden und über verschiedene Generationen hinweg diskutieren. Mit uns haben Katharina und Therese trotzdem über aktuelle Debatten gesprochen, die vielleicht sonst nur mit einem kurzen Seufzen quittiert werden. »Wir sind kein Suderverein«, sagt Katharina auf die Frage, ob man nicht manchmal an einer gewissen Machtlosigkeit scheitert. »Da muss man laut sein und etwas ändern.« Also fünf Thesen, die wir nicht mehr hören können und ihre Widerlegung.

»Feminismus ist out«

Gabalier, Felix Baumgartner, Ronja von Rönne. Drei öffentliche Personen, die sich durch Aussagen, Postings oder Artikel in irgendeiner Form gegen Feminismus positioniert haben. Was ist Spaß, was ist Diskurs? Ist Feminismus gerade out?

Katharina: Es ist schon interessant, wie einfach man solche Konflikte inszenieren kann. Bei unseren Social Media-Kanälen überlegen wir natürlich auch immer: Wo mischen wir uns ein und wo nicht? Wir haben uns zum Beispiel bei diesem antifeministischen Artikel von Ronja von Rönne dagegen entschieden. Solche Personen leben von der Aufmerksamkeit und der Aufregung, die darüber generiert wird – solchen Mechanismen müssen wir nicht in die Tasche spielen. Es ist natürlich legitim und nachvollziehbar, diverse Grausligkeiten, die so kursieren, zu kommentieren; manchmal muss man das auch. Nur muss man sich auch fragen, inwiefern sexistische Postings gezielt eingesetzt werden, um Likes und marketingfreundliche Aufregung zu generieren. Die Frage, die dahinter steht, ist natürlich: Warum funktioniert das gerade so gut? Und das liegt schon daran, weil gerade viel passiert und weil es eben ein Gerangel um Macht ist. Aber ich habe den Eindruck, dass Feminismus nicht uncooler ist. Gerade, weil er populärer ist.

»Gendern versaut unsere Sprache«

Vermutlich wird nichts so häufig diskutiert wie die Frage nach sprachlichem Gendern. Man muss sich nicht mit Gleichberechtigung beschäftigen, um sich über ein Binnen-I beschweren zu können. Lenkt diese Diskussion vom eigentlichen Problem ab?

Therese: Das ist im Endeffekt genauso wie die Diskussion um die neue Rechtschreibung, bei der man dem scharfen S nachgeweint hat. Das ist komplett übertrieben und totale Zeitverschwendung.

Katharina: Die Diskussion läuft sehr eigenartig ab – das wird so wie eine Bewegung aufgebauscht, das ist übertrieben. Sprache verändert sich eben, wenn Menschen damit leben. Außerdem ist es ja nicht so, als ob jedem eine Haftstrafe angedroht werden würde, weil er das generische Maskulinum verwendet.

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