Austra machen auf „Future Politics“ Zukunftsmusik

Austra malen nicht schwarz: Ihre Album gewordene Zukunftsvision für Mutter Erde klingt mehr nach Licht denn nach Schatten.

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© Renata Raksha

Austra haben mit ihrem neuen Album womöglich auch gleich ein neues Genre geschaffen: Future Politics. Das Ganze klingt genau so. Nach Politik für die Zukunft. Nach Zukunftsmusik, nach Utopie im besten Sinne.

Ihrem Namen – Austra heißt in der lettischen Mythologie die Göttin des Lichts – will die Formation jetzt auch gerecht werden: Licht- oder zumindest hoffnungsbringend wenden sich die Kanadier um Frontfrau Katie Stelmanis mit neuem Material an verzweifelte /21st century kids/ und schaffen es – wie schon bei ihrem zweiten Album »Olympia« – ein inhaltliches Thema konsequent durchzuziehen, während die Songs doch überraschend divers sind. Ging es beim angesprochenen Vorgänger noch eher um individuelle Probleme wie Identitätsfindung und um persönliche Tragödien, beschäftigt sich das neue Werk mit dem größeren Ganzen. Wie kann man 2016 auch kein Album machen, das unsere beschissene kollektive Lage thematisiert?

Austra – Future Politics

Eine glasklare Utopie

Vor Pathos strotzende, philosophische Verse und mythologische Referenzen, von düsteren Bässen und kühlen Eighties-Synths unterlegt – das kennt man von Austra. Aber statt, wie zu erwarten, die Apokalypse zu prophezeien, liefert Stelmanis mit ihrer unverkennbarer Opernstimme einen Appell in elf Akten – zur radikalen Mitgestaltung einer besseren Zukunft. Außerdem gibt es eine glasklare Utopie, die nach tanzbarem Elektro-Pop mit fast optimistischer Grundstimmung klingt. Schon der Opener »We Were Alive« – ein reduziertes Stück – bricht aus. Raum für »Deep Thought« über Mutter Erde, Gesellschaft und Existenz gibt es dann während des gleichnamigen einminütigen Harfenintermezzos.

Die Songstrukturen funktionieren auch losgelöst von den visionären Texten, wären ohne diese und ohne Stelmanis Stimme vielleicht ein wenig austauschbar – ein kleiner Makel des Albums. Mit »Future Politics« zeigen Austra aber, wie gut Nachdenken über die Welt und ihre steilen Sounds zusammenpassen, und ermutigen zu Tanz und Taten. Quasi ein Neujahrsvorsatz in Albumform. Ein gelungenes Narrativ, das man hören kann, während man sich auf die Zukunft vorbereitet – egal ob diese düster oder ideal wird. Sie klingt jedenfalls schön.

»Future Politics« erscheint am 20. Jänner 2017 bei Domino Records. Austra sind am 11. März 2017 im Posthof in Linz und am 12. März 2017 im Wuk in Wien live zu Gast.

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